Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

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11. Der Sultan aus der Steppe
Im Kasachstan des Jahres 1999 wird die Bevölkerung auf
riesigen Plakaten mit dem Bildnis des Präsidenten Nasarbajew
auf das Jahr 2030 vertröstet. Dann sollen alle in
Wohlstand leben. Wer ist dieser Mann, der das Blaue vom
Himmel verspricht?
Nursultan („strahlender, erfolgreicher Sultan“)
Nasarbajew wurde 1940 als Sohn eines Hirten geboren.
Nach dem Schulabschluss arbeitete er im Industriekombinat
Karaganda. Er erhielt die Ausbildung eines Ingenieurs
für Metallurgie. 1962 trat er der KPdSU bei. Einige
Jahre später begann seine steile Parteikarriere. Zunächst
Parteisekretär in Karaganda, wurde er nach dem Fernstudium
an der Parteihochschule der KPdSU nach Alma-
Ata (Almaty) geholt. 1984 wählte man Nasarbajew zum
Ministerpräsidenten der Kasachischen SSR (KSSR), 1989
zum 1. Sekretär der KP Kasachstans. Im Juni 1990 hievte
Gorbatschow den Vertikalaufsteiger ins Politbüro der
KPdSU.
Im Februar 1990 wurde er zunächst Vorsitzender
des Obersten Sowjets, zwei Monate später Präsident der
KSSR. Im Oktober 1990 erklärte das kasachische Parlament
die staatliche Souveränität, ohne sich allerdings
von der UdSSR loszusagen. Die Kasachstaner (unter 103
Nationalitäten befanden sich damals nur 40 Prozent Kasachen)
sprachen sich zu 82,7 Prozent für einen Verbleib
in der Sowjetunion aus.
Beim „August-Putsch“ 1991 – dem Versuch, das Ruder
in letzter Minute herumzureißen – verhielt sich Nasarbajew
abwartend. Nachdem jedoch in Moskau die Antikommunisten
um Jelzin endgültig die Macht ergriffen
hatten, beschritt auch er den Weg des Verrats. Er trat aus