Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

echten werden allein dem Kriterium der Willfährigkeit
der Herrschenden im Kreml gegenüber den Forderungen
des Westens und der USA unterworfen.
Die heutige Haltung des Westens gegenüber Russland
erinnert noch nicht einmal an die Zeit vor dem
Ersten Weltkrieg, als sich das internationale Kapital ungehindert
im Lande tummeln konnte. Das Zarenreich
hatte als „Gendarm Europas“ gegen nationale und soziale
Befreiungsbewegungen den Respekt der europäischen
Konservativen und bildete ein geachtetes Gegengewicht
zum deutsch-österreichischen Militärblock. In jener Zeit
wurde die territoriale Integrität Russlands trotz Rivalitäten
mit Großbritannien in Zentralasien nie infrage gestellt.
Selbst in der Zeit des Kalten Krieges gab es trotz
Unterstützung des Westens für baltische und kaukasische
Nationalisten keine offiziösen Verlautbarungen zur territorialen
Zerschlagung der Sowjetunion. Zu jener Zeit
konzentrierten sich die internationalen Antikommunisten
auf die Loslösung einzelner sozialistischer Staaten aus den
politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bündnissen
mit der UdSSR.
Heute wird Russland betrachtet wie bei Hitler, der
die Sowjetrepubliken als „von Russland untertane Randstaaten“
bezeichnete. Damals wie heute wird offenbar vergessen,
dass eben jene „Randstaaten“ integraler Bestandteil
der Sowjetunion waren, eben ihr Wesen ausmachten.
Jene „Randstaaten“ haben maßgeblich zur Stärke des ersten
sozialistischen Staates der Welt beigetragen, der unter
dem „Randstaaten“-Bewohner Josef Stalin zur Weltmacht
wurde. Vom heldenhaften Kampf der „mongolischen
Horden“ konnten sich die Nazis am eigenen Leibe überzeugen,
als Kasachen den Faschisten mit ihren Körpern
den Zugang nach Moskau verwehrten und die Sowjetpartisanen
der „Randstaaten“ Belorussland, der Ukraine und