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Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

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die Taschen hoher Regierungsbeamter und der neuen<br />

Kompradorenbourgeoisie. Das auch in anderen Bereichen<br />

„erwirtschaftete“ Geld wird nach Westeuropa und Japan<br />

oder in die USA transferiert.<br />

Die Folgen sind katastrophal: Schon 1992 war der<br />

Lebensstandard gegenüber 1989 um die Hälfte abgefallen.<br />

Seitdem geht es weiter abwärts. Schätzungen zufolge hat<br />

noch nicht einmal die Hälfte der Kasachstaner Arbeit, die<br />

ohnehin sehr schlecht bezahlt wird. Löhne, Gehälter und<br />

Renten sind im Verzug oder werden willkürlich gekürzt.<br />

Arbeitslose erhalten sechs Monate lang 80 Prozent ihrer<br />

letzten Bezüge, dann stürzen sie total ab. Sozialleistungen<br />

gibt es kaum. Fernwärme und warmes Wasser werden den<br />

Städtern nur von Oktober bis April in geringem Maße zur<br />

Verfügung gestellt. Überraschende Stromabschaltungen<br />

über viele Stunden sind die Regel. Die Auflösung der Kolchosen<br />

und Staatsgüter hatte Hunger und Landflucht zur<br />

Folge. Viele Schüler bleiben dem Unterricht fern, da es an<br />

Kleidung und Schuhwerk fehlt.<br />

Wer durch Kasachstan reist, ist begeistert von dem,<br />

was in den Sowjetjahren in diesem Steppenland aufgebaut<br />

wurde und entsetzt über die staatlich initiierte Vernachlässigung,<br />

den geduldeten Vandalismus und den allenthalben<br />

sichtbaren Niedergang einer einst blühenden<br />

Unionsrepublik: Kilometerlange Waldschutzstreifen aus<br />

Sowjetzeiten werden von der Landbevölkerung abgeholzt,<br />

weil sie sich anderes Brennmaterial nicht leisten kann.<br />

Überlandleitungen werden heruntergerissen und verkauft.<br />

Fabrikanlagen, Kolchosmaschinenparks und große<br />

ungenutzte Gebäude sind ausgeschlachtet und geplündert<br />

worden, als habe es einen Krieg gegeben. Die Mafia ist<br />

allgegenwärtig. Oft werden Ämter nach feudalistischer<br />

Manier dem Meistbietenden überlassen.<br />

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