Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

stände inzwischen einiges gewöhnt. Was aber nun auf
sie zukam, überstieg alle pessimistischsten Prognosen. So
schlecht hatte die Mehrzahl von ihnen seit Jahrzehnten
nicht gelebt und solche Verbrechen, Korruption und Brutalität
noch nie erlebt. Den Kasachstanern musste angesichts
der inzwischen katastrophalen Zustände eine Perspektive
geboten werden, die ein erstrebenswertes Leben
verhieß. Hierzu wurde 1997 die Konzeption Nasarbajews
„Kasachstan 2030“ deklariert, deren Kernpunkte lauten:
6
•
•
•
•
•
•
•
Bewahrung und Festigung der „nationalen Sicherheit“,
d. h. die außenpolitisch abgesicherte territoriale
Integrität, gesicherte Grenzen, friedliche Beziehungen
zu den Nachbarn usw.
Innenpolitische Stabilisierung und Konsolidierung
der kasachstanischen Gesellschaft
Wirtschaftlicher Zuwachs auf der Grundlage der
Marktwirtschaft
Gesunde, gebildete und wohlhabende Bürger
Für die Entwicklung Kasachstans ausreichende
Energieressourcen
Entwickelte Infrastruktur, besonders das Transport-
und Kommunikationswesen
Ein gut funktionierender Staat
Da die Qualität des Wohlstandes nicht definiert worden
ist, kann man davon ausgehen, dass zumindest vorerst der
Lebensstandard der vor-Gorbatschow’schen UdSSR angestrebt
wird, denn bis zu diesem Punkt ist es auch heute
noch weit.
Diese Konzeption schien realistisch zu sein. Dennoch
gab es wesentliche Schwachpunkte, die offensichtlich
nicht genug bedacht worden waren. Die Konzeption
ging in ihren Prämissen von der Gesamtlage zu Beginn