Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

wurden 147 Großbetriebe aus anderen Teilen der Sowjetunion
nach Kasachstan verlegt. Mit ihnen kamen etwa
eine Million Arbeiter und andere Spezialisten. Während
die europäischen Sowjetrepubliken durch die Kriegseinwirkungen
große Zerstörungen zu beklagen hatten, wurde
Kasachstan weiter industrialisiert, was sich trotz harter
Arbeitsbedingungen nach dem Krieg für den Lebensstandard
auszahlen sollte. Die Industrieproduktion sollte sich
bis in die 80er-Jahre um das 31-Fache erhöhen. Die Zahl
der Hochschulabsolventen sollte sich im gleichen Zeitraum
auf 848 pro 1 000 Einwohner erhöhen. 1981 gab es
32,7 Ärzte auf 10 000 Einwohner.
Die Kasachstaner leisteten während des Krieges einen
bedeutenden Beitrag. Etwa 800 000 von ihnen wurden
zur Roten Armee eingezogen bzw. meldeten sich freiwillig.
In Kasachstan wurden 16 Divisionen, 50 Regimenter
und sieben Brigaden aufgestellt. Die kasachstanischen
Rotarmisten erhielten über 60 000 Medaillen. 500 trugen
den goldenen Stern eines Helden der Sowjetunion.
Ein neuer Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung
war die Neulandgewinnung, die als zentrales
sowjetisches Projekt in den 50er-Jahren angegangen wurde.
Hier wurde aus wildem Steppenland in sehr harter
Arbeit und mit erheblichen Nebenwirkungen landwirtschaftliche
Nutzfläche. Diese Aktivitäten führten immerhin
dazu, dass Kasachstan heute der größte Weizenexporteur
unter den GUS-Staaten ist.
Kasachstan wurde zu einem Industrieland. 1920
stellte die Industrieproduktion nur 6,3 Prozent des Nationaleinkommens,
1928 waren es schon 15 Prozent und
1940 60 Prozent. Vor allem aber wurden Wohnungen gebaut.
Kasachstan ist ein Land der Neubauten. Häuser aus
vorrevolutionären Zeiten findet man zumeist nur noch
auf Dörfern und an den Stadträndern. Obwohl immer
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