Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN
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Klerikalismus hat Nijasow klug vorgebaut, obwohl von<br />
seinen oberflächlich-religiösen Sunniten keine Gefahr<br />
droht. So hat er seinen Eid auf den Koran abgelegt, sich<br />
zum obersten Beschützer des Islam ernannt und sogar<br />
eine Reise nach Mekka angetreten. Sein „offizieller Islam“<br />
wirkt jeglicher Klerikalisierung entgegen. Sosehr sich Nijasow<br />
als geschichts- und traditionsbewusster Turkmene<br />
gibt, die feudalistisch-konterrevolutionäre Basmatschen-<br />
Bewegung (1920-1932) wird nicht rehabilitiert.<br />
Die Bevölkerung steht fast geschlossen hinter Nijasow.<br />
Die politische Situation ist stabil und kontrollierbar.<br />
Es herrscht eine hohe gesellschaftliche Disziplin und<br />
Gesetze werden geachtet. Man merkt, dass es vorwärts<br />
geht und auch der Einzelne lebt besser als anderswo in der<br />
GUS. Nirgendwo wird so viel gebaut und nach Möglichkeit<br />
Arbeitsplätze geschaffen wie in Turkmenistan. Die<br />
staatliche Planwirtschaft macht sich bezahlt. Der Staat<br />
hat genügend Geld für sozialpolitische Maßnahmen. Seit<br />
1993 ist monatlich pro Kopf bis zu 25 Kilowatt Elektrizität,<br />
Erdgas bis 50 Kubikmeter und Trinkwasser bis zu<br />
250 Liter kostenlos. Nur der Mehrverbrauch ist kostenpflichtig.<br />
Die Lebensmittelpreise sind die niedrigsten in<br />
der ganzen GUS. Jeder Werktätige erhält in der heißesten<br />
Jahreszeit zwei Monate bezahlten Urlaub. Jeder Bürger<br />
darf jetzt bis zu 12 ha Land besitzen, um es in seiner Freizeit<br />
als Gartenland zu bearbeiten. Der Staat stellt auch<br />
genügend Mittel zur Unterstützung bedürftiger Familien<br />
und für Arbeitslose bereit usw.<br />
Alles in allem macht der Turkmenbaschi mit seiner<br />
nationalen und sozialökonomischen Politik gegenüber den<br />
anderen GUS-Führern keine schlechte Figur, auch wenn<br />
– ausnahmslos bürgerliche – Menschenrechtgruppen ihn<br />
als Diktator verteufeln.<br />
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