Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

oder die Machtbefugnisse des Präsidenten zugunsten des
Parlaments beschneiden lassen. Da es in Kasachstan verschiedene
bürgerliche Parteien gibt, könnten dann bei entsprechender
US-Unterstützung eine oder mehrere solcher
Parteien über parlamentarische Mehrheiten an die Spitze
des Staates gebracht und so ganz legal eine proamerikanische
Wende eingeleitet werden. Eine derartige Entwicklung
haben die Präsidenten Turkmenistans, Usbekistans
und Kasachstans bisher immer zu verhindern gewusst.
Nicht von ungefähr mehren sich inzwischen die Forderungen
nach „Einhaltung der Menschenrechte“ durch
westliche Politiker, einschließlich des bundesdeutschen
Außenministers im November 2006 auch für Kasachstan.
Die Macht des „autoritären“ Präsidenten soll durch
eine parlamentarische Demokratie gebrochen werden und
prowestliche Parteien das Ruder übernehmen. Genau das
haben in Kirgistan die sogenannten „Massenproteste“ mit
zumeist jungen, gut gekleideten und bestens versorgten
Teilnehmern mit der Losung „Für Reformen“ – auch auf
Englisch – Anfang November 2006 bewirkt.
In diesem Land wurde bezeichnenderweise nicht
für die Verbesserung der erdrückenden Lebenslage – ein
Lehrer verdient monatlich 16 € – demonstriert, sondern
erfolgreich für „Reformen“, d. h. vorerst für eine wesentliche
Verfassungsänderung: Nun soll die stärkste Partei
den Regierungschef stellen. Damit wäre der prorussische
Präsident faktisch entmachtet und der Weg für proamerikanische
Kräfte frei.
Das kleine Kirgistan ist als „Vorbild“ für Kasachstan
geradezu prädestiniert. Kirgisen und Kasachen sind sehr
nahe verwandte Völker mit sehr engen verwandtschaftlichen
Beziehungen. Kirgistan liegt am bevölkerungsreichsten
Abschnitt der kasachstanischen Südgrenze mit
der Millionenstadt Almaty. Hier leben 37 Prozent der
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