Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN
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se freigegeben, vor allem in Form von Jointventures mit<br />
turkmenischen Mehrheiten. Davon sind ausländische Investoren<br />
allerdings nicht erbaut, denn wenn ihr Einfluss<br />
zu mächtig wird, werden sie kurzerhand nationalisiert.<br />
Daher wurden 2000 wegen der „undemokratischen Politik“<br />
Kredite der Europäischen Bank für Wiederaufbau<br />
und Entwicklung eingefroren. Das stört die turkmenische<br />
Führung nicht besonders, die zudem an einer strikten<br />
Neutralität festhält und dennoch den Draht nach Moskau<br />
nicht abreißen lässt. An wirtschaftlichen und militärischen<br />
GUS-Verträgen ist das Land nicht beteiligt, da es<br />
von Russland ohnehin keine effektive Hilfe zu erwarten<br />
hat und von Moskau beim Erdölgeschäft zu oft übers Ohr<br />
gehauen wurde. Dennoch schützen auch russische Grenztruppen<br />
die Grenzen zum Iran und Afghanistan. Eine<br />
weitsichtige Entscheidung, um Störenfriede abzuhalten<br />
und sich notfalls andere Optionen offenzuhalten. Das<br />
russische Offizierskorps sympathisiert hier offen mit dem<br />
Turkmenbaschi. Jenem ist es auch gelungen, den Exodus<br />
der Russen aus Mittelasien bei sich aufzuhalten. Von 12,6<br />
Prozent (1979) sind heute noch 9,8 Prozent vor allem als<br />
Spezialisten in allen Bereichen (und Leitungsebenen nach<br />
den Turkmenen) tätig. Sie erhielten die doppelte Staatsbürgerschaft<br />
und leben zumeist besser und sicherer als in<br />
Russland. Die Gegner Nijasows sind zwar sehr schwach,<br />
haben aber mächtige westliche Verbündete. Beim turkmenischen<br />
KGB wird Fraktur geredet. Der Unterricht<br />
westlicher Fremdsprachen ist inzwischen abgeschafft<br />
worden. Kein Turkmene darf ein ausländisches Stipendium<br />
annehmen. Private Kopiergeräte sind verboten. Ausländer<br />
und jeglicher Kontakt mit dem Ausland sowie das<br />
Internet werden überwacht. So will sich Nijasow gegenüber<br />
westlichem Einfluss wehren. In diesem Sinne nutzt<br />
er auch geschickt die Religion. Gegen den islamischen<br />
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