Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

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7. Józef Piłsudskis Vision
Warum traten während der „orangenen“ Dezemberereignisse
2004 in Kiew ausgerechnet die Staatspräsidenten
Polens und Litauens als westliche „Vermittler“ aus? Gibt
es zu diesen Ländern traditionell besonders freundschaftliche
Bande? Wohl kaum.
Die Ukraine war immer Hauptziel polnischer und
litauischer Feudalexpansion.
Das Großfürstentum Litauen hatte bis zum 15. Jahrhundert
die gesamte Ukraine mit Ausnahme des moslemischen
Südens erobert. Polen drang weit in die Südwestukraine
vor und machte sogar Moldawien bis zum
Schwarzen Meer von sich abhängig. Stolz wird daher auch
heute noch von einem „Polen von Meer zu Meer“ gesprochen.
Durch Personalunion zwischen Polen und Litauen
kam es seit dem 14. Jahrhundert zur Vereinigung der beiden
osteuropäischer Mächte. Mit der Polonisierung des litauischen
Adels dominierte Polen im gemeinsamen Staat.
Später wurde die eroberte Ukraine dem Königreich Polen
zugeordnet, während die Litauer belorussische und westrussische
Gebiete behielten. Dieses gewaltige Staatsgebilde
(Rzeczpospolita) reichte auf dem Höhepunkt seiner
Entwicklung im 17. Jahrhundert bis kurz vor Moskau.
Die polnische Ostexpansion hatte ihren Preis. Seit
Beginn seiner Staatlichkeit hatte sich Polen starker deutscher
Nachbarn (Reich, Brandenburger, Kreuzritter) zu erwehren.
Unter großen Mühen hielt es diesem Druck stand,
verlor aber ein Drittel seines ursprünglichen Staatsgebietes.
Polen setzte auf ein weiteres Vordringen nach Osten in der
Annahme, mit den Russen leichtes Spiel zu haben.
Doch die Bäume der polnischen Feudalherren wuchsen
nicht in den Himmel.