Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

1917/18 etablierende Sowjetmacht, die von russischen
Weißgardisten ebenfalls bekämpft wurde. Britische Truppen
drangen im Südwesten vor und rebellierende ehemalige
tschechoslowakische Kriegsgefangene unterstützten
die Weißen im Nordwesten. Die Rote Armee und Partisanen
aus allen Völkerschaften – unter ihnen legendäre
Kämpfer wie Wassili Tschapajew – kämpften gegen die
weißgardistischen Truppen von Koltschak, Annenkow,
Tolstow und Dutow. Die Alasch-Leute waren aber nicht
einfach nur Nationalisten, sondern auch zum großen Teil
kasachische Patrioten, die Kasachstan eine gedeihliche
Zukunft wünschten. Von diesen Wünschen waren aber
die russischen Weißgardisten am weitesten entfernt. Jene
strebten die Wiedererrichtung des Russischen Imperiums
an. Doch gerade das wollte Alasch verhindern. Die Engländer
wollten eine direkte koloniale Abhängigkeit. Mit
diesen Plänen konnte sich Alasch nicht anfreunden und
suchte nach einem Ausweg. Hierbei stellte sie fest, dass
die Sowjetmacht auch von einem großen Teil der Kasachen
aktiv mitgetragen wurde. Zehntausende Kasachen
kämpften in den Kavallerie-Abteilungen der Roten Armee
oder bei den Roten Partisanen, darunter auch der legendäre
Amangeldy. Man ist heute erstaunt, wenn man die
Straßennamen nach ihrer Herkunft untersucht, wie viele
Kasachen als rote Kommandeure, politische Kommissare
und in anderen wichtigen Funktionen der Sowjetmacht
und der Bolschewiki fungierten. Die Errichtung und Verteidigung
der Sowjetmacht in Kasachstan war also nicht
nur das Werk der von Moskau hierher geschickten Roten
Armee und der russischen Minderheit, sondern zu einem
wesentlichen Teil auch das der Kasachen. Der realistisch
denkende Teil der Alasch hatte das – im Gegensatz zu
heutigen Nationalisten – begriffen und lief zu den Roten
über. Bis 1922 waren die Alasch-Leute sogar noch an der
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