Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

Fällen war es so, dass es ihnen gelang, die Vertreter der
Sowjetmacht entweder einzuschüchtern bzw. mit Lebensmitteln
zu korrumpieren. In nicht wenigen Fällen konnten
die Beis mit ihrem Anhang nicht nur eine inoffizielle
Gegenmacht zu den Sowjets, sondern vielfach auch sich
selbst als einzige reale Macht etablieren. Diese Macht war
zumeist eine Willkürmacht. Oft befanden allein die Beis
darüber, ob eine Familie verhungerte oder leben konnte.
Diese Abhängigkeiten hatten sich gegenüber vorrevolutionären
Zuständen noch verstärkt. Wer da nicht mitmachte
oder es wagte, sich dem entgegenzustellen, musste um
seine Gesundheit, die seiner Familie oder auch um sein
Leben fürchten.
Viele fragten sich, weshalb sie während der Revolution
so viele Opfer bringen mussten, wenn letztlich doch etwas
noch Schlimmeres herausgekommen war. Ein Großteil der
Bevölkerung fing an, sich wieder nach den überschaubaren
und scheinbar sicheren Verhältnissen unter dem Zaren zu
sehnen. In diese Kerbe schlugen die geschlagenen Sowjetfeinde,
die ein zaristisches Russland wünschten. Vor allem
Russen und auch ein weitaus geringerer Teil der inzwischen
aus allen Funktionen vertriebenen Alasch-Leute versuchten,
den Kasachen einzuflüstern, dass ihre ursprüngliche
Konzeption eines unabhängigen Kasachstans wohl
der bessere Weg gewesen wäre. Die Beis selbst hielten sich
offiziell mit derlei Verkündigungen zurück. Das, was sie
hatten, reichte ihnen. Die meisten von ihnen wollten die
sowjetische Zentralmacht nicht herausfordern.
Hätte die Sowjetmacht die Dinge sich weiter so
entwickeln lassen, hätte irgendwann die Konterrevolution
gesiegt bzw. wäre nur unter großen Opfern niederzuschlagen
gewesen. Ein bürgerliches Kasachstan mit
starken feudalistischen Gesellschaftsstrukturen hätte eine
Entwicklung genommen, die mit Sicherheit der Pakistans
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