forum ware - DGWT - Deutsche Gesellschaft für Warenkunde und ...
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GEBRAUCHSTAUGLICHKEIT 25<br />
Sätze, wie z. B. „Ich möchte morgen früh von Wien nach Zürich fliegen.“. Dabei gilt es aber gleichzeitig, die<br />
Erwartungen <strong>und</strong> Formulierungen des Nutzers durch einen geeigneten Einstieg gezielt zu lenken (<strong>und</strong> damit<br />
letztendlich auch zu beschränken), jedoch ohne dass dem Nutzer dies bewusst wird.<br />
Gr<strong>und</strong>legend <strong>für</strong> die Gesamtgestaltung des Dialogs ist eine Kenntnis der Zielgruppe. Z. B. benötigen Personen,<br />
die mit einer gewissen Art von Systemen noch nicht vertraut sind, längere <strong>und</strong> andere Erklärungsdialoge<br />
als Personen, die sich schon gut auskennen <strong>und</strong> gezielt eine bestimmte Information benötigen. Hier ist der<br />
Dialoggestalter gefordert, zunächst das Umfeld der potenziellen Nutzer auszuleuchten (sprachlich, Bildung,<br />
Arbeitskontext).<br />
Hinzu kommt, dass die Erwartungshaltung an technische Systeme interkulturell unterschiedlich sein können:<br />
• Amerikaner sind es durch die weite Verbreitung menügesteuerter DTMF-Applikationen (Navigation in<br />
Telefondiensten mittels Tastendruck) gewohnt, mit hierarchischen Sprachmenüs umzugehen – <strong>und</strong><br />
erwarten diese.<br />
• In Europa gibt es nur vergleichsweise wenige DTMF-Anwendungen; es wird in der Literatur davon<br />
ausgegangen, dass hier eher natürlichsprachliche Systeme erwartet werden (also solche, bei denen man<br />
weitgehend frei seine Wünsche äußern kann, im Gegensatz zu hierarchisch kommandosprachlich orientierten<br />
Systemen).<br />
Rückmeldung<br />
Die Darbietung einer geeigneten System-Rückmeldung <strong>für</strong> den Nutzer ist ein geradezu klassisches Thema<br />
in der Gebrauchtauglichkeitsforschung. Bei Sprachanwendungen sind dies naturgemäß akustische<br />
Rückmeldungen, seien sie sprachlicher oder auch nicht-sprachlicher Natur. Insbesondere bei hohen<br />
perzeptiven (!) Latenzzeiten des Systems sind diese Rückmeldungen notwendig, weil sonst der Nutzer<br />
versucht ist nachzufragen, was dann wiederum in missverständlichen Sprachkommandos enden kann <strong>und</strong><br />
schließlich die wahrgenommene Nutzbarkeit des Systems stark einschränkt.<br />
Für die Rückmeldung von Quittierungen von Seiten des Systems (z. B. <strong>für</strong> den Zustand Eingabe wird bearbeitet)<br />
oder Ablehnungen (z. B. Zustand Eingabe konnte nicht erkannt werden) haben sich nicht-sprachliche<br />
Rückmeldungen bewährt (siehe z. B. Hempel, 2002, 2003a,b). Dies sind Klänge von meist ikonischem Charakter,<br />
die schnell <strong>und</strong> intuitiv über den erfolgten Zustand Auskunft geben <strong>und</strong> keinen hohen Lernaufwand<br />
erfordern sollten. Hier ist oft weniger mehr: es sollte nur wenige, aber klar ausgestaltete Klänge erfolgen.<br />
Im Übrigen lassen sich hier die ursprünglich im Bereich des industriellen So<strong>und</strong>-Design entwickelten<br />
Anforderungen von Bodden <strong>und</strong> Iglseder (2001) anführen, die in übertragener Form auch in unserem Zusammenhang<br />
von Bedeutung sind:<br />
• die Rückmeldung muss den Erwartungen <strong>und</strong> Anforderungen des Benutzers entsprechen;<br />
• die Rückmeldung muss sinnvoll, unmissverständlich <strong>und</strong> möglichst intuitiv sein;<br />
• die Rückmeldung muss zu dem übrigen Produktgeräusch passen <strong>und</strong> darin entsprechend wahrnehmbar<br />
sein.<br />
Bedienführungslogik<br />
Die Art <strong>und</strong> Weise der Bedienführungslogik ist f<strong>und</strong>amental <strong>für</strong> die Philosophie (die „Gesprächsführung“)<br />
des Systems. Ist sie starr, neigt sie zur Bevorm<strong>und</strong>ung des Nutzers, verleiht dem System aber auch eine<br />
gewisse Verlässlichkeit. Ist sie flexibel, versucht sie dem Nutzer entgegenzukommen, birgt aber die Gefahr,<br />
<strong>für</strong> den Nutzer bisweilen nicht mehr nachvollziehbar zu sein.<br />
• Gefahr von Endlosschleifen: Es kann vorkommen, dass das System sich bei mangelnder<br />
Informationseingabe durch den Nutzer in eine Endlosschleife begibt, aus der nur auszubrechen ist, wenn<br />
der Nutzer die angeforderte Information eingibt (die er aber vielleicht ja eben nicht weiß). Die Folge:<br />
Der Anrufer legt frustriert auf. Hier müssen übergeordnete Navigationskommandos zum Verlassen<br />
solcher Schleifen vom System akzeptiert werden können. Alternativ könnte hier auch parallel ein<br />
Schleifenzähler hoch gezählt werden, der nach einer Anzahl erfolgloser Versuche dem Nutzer die<br />
Möglichkeit bietet die Schleife zu verlassen – entsprechend dem jeweiligen Applikationszusammenhang.<br />
• Einsatz von Eskalationsstrategien: Solche Schleifenzähler können auch <strong>für</strong> sog. Eskalationsstrategien<br />
sinnvoll sein, was soviel heißt, dass das System in Abhängigkeit davon, wie oft der Anrufer z. B. eine<br />
Eingabe zu tätigen versucht, unterschiedliche Hilfsstrategien anbietet oder Zusatzinformationen bereitstellt,<br />
um dem Anrufer die Eingabe zu ermöglichen bzw. eine Maßnahme einzuleiten, durch die er sich<br />
besser verstanden fühlt, <strong>und</strong> wenn es das Durchschalten zu einem Telefonagenten ist. Hier gibt es die<br />
FORUM WARE 32 (2004) NR. 1 - 4