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forum ware - DGWT - Deutsche Gesellschaft für Warenkunde und ...

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6. Ö/D WARENLEHRE-SYMPOSIUM, LAMBRECHT 59<br />

FORUM WARE 32 (2004) NR. 1 - 4<br />

Dieter Overath<br />

(Geschäftsführer TransFair e.V. / RUGMARK, Köln)<br />

Von der Gesinnung zum Lifestyle<br />

In Sachen Nachhaltiger Konsum gibt es weniger einen Erkenntnisnotstand sondern eher beträchtliche<br />

Handlungsdefizite. Dies gilt vor allem im Umgang mit der Dritten Welt.<br />

TransFair hat nicht den Anspruch Globalisierungszwänge aufzuhalten, sondern bietet sich an, gerade bei den<br />

im Welthandel benachteiligten Gruppierungen an einem humanen „Leitplankensystem“ mitzuwirken. Diese<br />

Produzenten <strong>für</strong> klassische Exportprodukte wie Kaffee, Kakao, Südfrüchte, Teppiche etc. erfahren durch den<br />

Fairen Handel eine Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse.<br />

Dazu haben wir durch die Sozialsiegel TransFair <strong>und</strong> RUGMARK (gegen illegale Kinderarbeit in der<br />

Teppichindustrie) eine Brücke zwischen Produzent <strong>und</strong> Konsument geschaffen. Die Dritte Welt deckt uns den<br />

Tisch, nur merkt es keiner! Dass Schokolade ein Stück Afrika ist <strong>und</strong> Orangensaft aus Brasilien <strong>und</strong> nicht vom<br />

Mittelmeer kommt, weiß kaum jemand, von den Produktionsbedingungen ganz zu schweigen. Wir erzählen<br />

die Story, die hinter dem Produkt steckt.<br />

Um dem Ganzen einen verbindlichen Rahmen zu geben, sind wir in einem Verb<strong>und</strong> mit 17 anderen Ländern<br />

des Nordens <strong>und</strong> 45 Produktionsländern in Afrika, Lateinamerika <strong>und</strong> Asien. Alle müssen sich an Spielregeln<br />

halten, die mit dem Siegel verknüpft sind <strong>und</strong> Kontrollen auf allen Ebenen akzeptieren.<br />

Damit haben die Konsumenten in Europa <strong>und</strong> in r<strong>und</strong> 22.000 Geschäften in Deutschland eine Gelegenheit,<br />

konkret <strong>für</strong> die Produzenten dieser Produkte etwas Gutes zu tun.<br />

Fairer Handel <strong>und</strong> Ökologie<br />

Der Faire Handel bietet konkrete Ansatzpunkte, um sowohl hier als auch in den Anbauländern nachhaltige<br />

Aspekte zu integrieren. Als wesentliche Punkte sind hervorzuheben:<br />

- Stützung kleinbäuerlicher Strukturen<br />

(probates Mittel gegen Landflucht, Stärkung von Selbstorganisationen)<br />

- Förderung der Umstellung auf ökologischen Anbau<br />

(Premium <strong>für</strong> Bio-Produkte, Beratung zur Minderung des Pestizideinsatzes <strong>und</strong> Förderung von<br />

Mischkulturen etc)<br />

- Professionalisierung in der Vermarktung, Qualitätsverbesserung <strong>und</strong> –sicherung<br />

Obwohl TransFair kein Bio-Label ist, gewinnt der ökologische Anbau <strong>und</strong> die entsprechende Vermarktung<br />

immer mehr an Bedeutung. Es gibt inzwischen b<strong>und</strong>esweit r<strong>und</strong> ein Dutzend TransFair besiegelter<br />

Kaffeesorten, die gleichzeitig auch ein Bio-Label tragen. Nachfolgend die Bio-Anteile, die allesamt jährlich<br />

signifikante Wachstumsraten vorweisen.<br />

Somit sind durch TransFair nicht nur erstmals fair gehandelte Produkte in die normalen Lebensmittelgeschäfte<br />

eingeführt worden, sondern gerade bei Kaffee, Tee, Schokolade <strong>und</strong> Bananen auch Bio-Produkte.<br />

Dies entspricht auch dem Wunsch vieler engagierter Konsumenten, die Wert auf Produkte mit dem Plus <strong>für</strong><br />

Mensch <strong>und</strong> gleichermaßen Umwelt legen.<br />

Perspektive<br />

Nur auf Moral alleine zu setzen bedeutet ein Verbleib in der Nische. Das Thema Nachhaltigkeit bedarf einer<br />

populären Botschaft <strong>und</strong> der Mitwirkung durchsetzungsfähiger Firmen. Dazu bedarf es allerdings nach den<br />

üblichen Gesetzmäßigkeiten der Werbung einer populäreren Begrifflichkeit. Man muss ohne „Insider-Pathos“<br />

Themen setzen <strong>und</strong> besetzen, um mehr Aufmerksamkeit in einer breiteren Öffentlichkeit zu erreichen.<br />

TransFair <strong>und</strong> RUGMARK werden sich dazu der Wirtschaft <strong>und</strong> dem Handel als kooperationswilliger Partner<br />

zur Verfügung stellen. Dazu bedarf es weiterhin eines stärkeren öffentlichen Druckes mit der viel<br />

beschworenen Macht der Konsumenten. Dies ist angesichts der Tatsache, dass sich die <strong>Deutsche</strong>n immer mehr<br />

zu einem Volk der „Schnäppchenjäger“ entwickeln, nicht einfacher geworden. Das populäre „Wir können nur<br />

billig“ gilt es zu kontrastieren. Die Skandale aus dem Agrarbereich <strong>und</strong> alarmierende Berichte über schlechte<br />

Arbeitsbedingungen in der Textil- <strong>und</strong> Sportartikelbranche haben gezeigt, dass nur billig uns auf Dauer teuer<br />

zu stehen kommt. Wir möchten dazu unseren Beitrag leisten <strong>und</strong> offensiv <strong>für</strong> einen Konsum werben, von dem<br />

ALLE profitieren.<br />

Erste erfolgreiche Kooperationen bei Bananen <strong>und</strong> Fußbällen zeigen in die richtige Richtung.<br />

Kontakt:<br />

Dieter Overath, Remigiusstr. 21, 50937 Köln, info@transfair.org

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