ECHO Top500 Tirol 2016

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top 500 | INTERVIEW den Universitätsabsolventen stellen. Liegt es am fehlenden Selbstvertrauen? Kohler: Absolut. Wenn man sich immer darüber Gedanken macht, ob man es als Frau schafft, assoziiert man viele negative Dinge mit der Frauenrolle. Wer sich als Opfer sieht, behindert sich selbst und glaubt nicht an sich. Ich sehe da sehr viel Aufholbedarf in der Frau selbst. Wir können viele Dinge, müssen uns nur trauen, sie auszuspielen. ECHO: Auf welchen Märkten rechnen Sie sich in nächster Zukunft die besten Wachstumschancen aus? Kohler: In Europa. Österreich ist unser Heimmarkt, vor sechs Jahren sind wir in den deutschen Markt gegangen. Der hat natürlich ein unheimliches Potenzial. Da machen wir derzeit noch viel zu wenig. Diesen Markt werden mir mit eigenen Mitarbeitern verstärkt bearbeiten. Die Schweiz wird zukünftig ein großes Thema für planlicht. Ich bin grundsätzlich ein Fan von Mitarbeitern vor Ort, weil wir ein sehr beratungsintensives Produkt haben. Vor einen Jahr sind wir über Finnland in den skandinavischen Markt eingetreten. Der macht Spaß. Wir werden uns außerdem wieder mehr um Italien kümmern und auch in Spanien wieder Kontakte knüpfen. ECHO: Ist die Lage in den südlicheren EU-Ländern wie Italien und Spanien noch schwierig? Kohler: Ja, immer noch, muss man sagen. Die Länder befinden sich in einer Erholungsphase, aber alle Pferde würde ich nicht auf diese Märkte setzen. ECHO: Welche Rolle spielen Aufträge der öffentlichen Hand für ihr Unternehmen? Kohler: Wir machen einen Großteil unseres Volumens im Projektgeschäft. Von öffentlichen Auftraggebern kommt dabei sicher die Hälfte. Da sind die Investitionen heuer eher verhalten bzw. verzögert. ECHO: Wie sind sie ausgerechnet auf Finnland gekommen? Kohler: Grundsätzlich ist der gesamte skandinavische Raum für uns interessant, weil wir dort schon seit langer Zeit tolle Kunden und Partner haben. Dadurch lernt man viele Unternehmen kennen, sei es im Rahmen „Im Grunde geht es immer darum, die Kultur und Mentalität des Landes, in dem man aktiv ist, zu verstehen.“ von Planersymposien oder Kundenevents. Da lernt man auch den einen oder anderen Mitbewerber kennen. Ich liebe das offene Gespräch mit dem Mitbewerb, weil der im selben Boot sitzt wie man selbst. Es ist uns geglückt, zwei Mitarbeiter aus der Branche für planlicht zu begeistern, die uns in Finnland mit ihrer Marktkenntnis den Eintritt erleichtern. Ohne regionales Know-how geht es nicht. In Frankreich arbeite ich auch mit Franzosen. Im Grunde geht es immer darum, die Kultur und Mentalität des Landes, in dem man aktiv ist, zu verstehen. Da kann es schon einmal zu Missverständnissen kommen. Die haben eine andere Mentalität. Das muss man lernen, sonst funktioniert die Zusammenarbeit nicht. ECHO: Sie produzieren, beziehungsweise assemblieren ihre Produkte nach wie vor ausschließlich in Tirol. Was spricht für den Wirtschaftsstandort? Kohler: Ich liebe die kurzen Wege und die Flexibilität, wenn man die Produktion im Haus hat. Man kann viel schneller auf neue Aufträge reagieren. Außerdem habe ich die Qualitätskontrolle im Haus. Planlicht wird niemals ein Billiganbieter werden. Wer unsere Qualitätsstandards schätzt, ist bereit, den einen oder anderen Euro mehr auszugeben. Den müssen wir auch verlangen, weil unsere Arbeitskräfte klarerweise um einiges teuer sind als etwa in Osteuropa. Es ist aber nicht so, dass man dort einfach eine Halle aufstellen müsste und alles läuft von selbst. Es braucht Leute, auf die man vertrauen kann. Ich verschwende im Moment keinen Gedanken daran, jemals im Ausland zu produzieren. ECHO: Nachdem Sie 2013 die Firma übernommen haben, ist planlicht schnell und stark gewachsen. Wie wollen Sie sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Kohler: Ich habe im Jänner 2013 bei einem Jahresumsatz von 16 Millionen Euro übernommen und diesen Umsatz fast verdoppelt. Die Mitarbeiterzahl ist von 90 auf 160 angestiegen. Unser Wachstum war sicherlich extrem schnell und hat auch – das muss man ganz ehrlich sagen – die Organisation teilweise überfordert. Das war eine wichtige Erfahrung. Ich würde es wieder so machen, aber mit der Struktur schneller nachziehen. In den kommenden drei Jahren peile ich ein leichtes Wachstum an. Wir wollen diesen steilen Wachstumspfad jetzt in die Breite austreten. 2020 erwarte ich mir dann wieder den nächsten Schub an Umsatzwachstum. ECHO: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wo gewirtschaftet wird, passieren Fehler. Welchen Wert legen Sie auf eine Fehlerkultur im Unternehmen? Kohler: Einen sehr großen. Auch ich habe seit der Übernahme viele Fehler gemacht, die mir aber auch bewusst sind. Fehler zu machen, ist in Ordnung, ich mag es nur nicht, wenn Fehler nicht zugegeben werden. Sobald man sich Fehler eingesteht, bekommt man eine andere Perspektive. Wer das nicht kann, wird nie besser werden in dem, was er tut. Fehlerkultur ist absolut wichtig. Deshalb will ich, dass bei planlicht offen über Fehler geredet und aus ihnen gelernt wird. ECHO: In welche Richtung verändert sich der Markt für Beleuchtungsmittel? Kohler: Der Leuchtenmarkt hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Von der Glühbirne weg wurde auf LED umgestellt. Mit dieser Technologie haben sich viele neue Möglichkeiten aufgetan, etwa bei der variablen Lichtfarbe und Lichtwiedergabe. Ich denke, dass zukünftig vor allem im Bereich Lichtsteuerung noch sehr viel passieren wird. Dass man die Farbtemperatur je nach Stimmung einstellen kann oder je nach Tageszeit die Helligkeit reguliert wird. Das ist jetzt schon in öffentlichen Räumen wie Einkaufszentren ein großes Thema. Da wird jetzt schon mit Licht so viel inszeniert, was man als Kunde gar nicht so bewusst mitbekommt. Unsere Entwicklungsabteilung, wo wir tolle Mitarbeiter haben, kooperiert in diesem zukunftsträchtigen Bereich auch mit Universitäten und Fachhochschulen. So lässt sich ein Informationsvorsprung und damit verbunden ein Innovationsvorsprung realisieren. Interview: Marian Kröll 150 ECHO TOP 500 UNTERNEHMEN 2016
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