ECHO Top500 Tirol 2016

top 500 | INTERVIEW
Von Büchern und
versifften Taxis
Interview. Cyberguru Wieland Alge hat genaue Vorstellungen von der Zukunft. Die
Digitalisierung läuft seit Jahrzehnten, entfaltet aber in letzter Zeit verstärkt ihre
disruptive Wirkung. Im Zentrum steht aber weiterhin das menschliche Bedürfnis.
ECHO: Es ist modern, über die Digitalisierung
zu reden. Dabei wird häufig so getan, als
hätte selbige erst gestern eingesetzt. Wann ist
die Digitalisierung so richtig losgegangen?
Wieland Alge: Angefangen hat das Ganze
schon vor 40, 50 Jahren. Mit der ersten Generation,
die in der Schule Taschenrechner
verwendet hat. Das war auch schon eine Art
digitale Transformation, mit der Dinge möglich
wurden, die es vorher nicht gab. Ende der
70er, Anfang der 80er Jahre wurde diskutiert,
ob der Taschenrechner dazu führen wird, dass
wir alle nicht mehr rechnen können werden.
Dazu hat er natürlich nicht geführt. Die Leute,
die sich vor dem Taschenrechner mit dem
Rechnen schwer getan haben, konnten es danach
auch nicht besser. Damals sind digitale
Technologien erstmals öffentlich sicht- und
greifbar geworden. Später kam die digitale
Transformation des Schreibens, die zu einem
riesigen Print-Boom geführt hat, weil die Herstellungskosten
von Texten stark gesunken
sind. In mehreren Aspekten unseres Lebens
haben wir schon digitale Transformationen
durchgemacht, die nicht nur ganze Wertschöpfungsketten
verändert haben, sondern
auch unser Verhalten.
ECHO: Man hat aber das Gefühl, dass es
noch keine derart tiefschürfende digitale
Umwälzung gegeben hat wie jene, die uns
bevorsteht?
Alge: Bis jetzt waren es gewisse Tätigkeiten
oder Branchen, die digitalisiert wurden, etwa
die Buchhaltung oder die Herstellung von
Medien, die Musikindustrie und der Handel
Foto: Kröll
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