ECHO Top500 Tirol 2016
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top 500 | INTERVIEW<br />
Keine Angst vor dem<br />
Handel 4.0<br />
Digitalisierung. Der Handel steht vor großen Herausforderungen, der Beruf des Händlers<br />
verändert sich grundlegend. Dennoch sehen Vertreter des Handels auch große Chancen<br />
für den stationären Handel und dessen Mitarbeiter.<br />
Es ist bekannt, die Welt befindet sich<br />
gerade in einer ihrer größten Veränderungen,<br />
die Bezeichnung 4.0, die<br />
von der Industrie als Metapher für die vierte<br />
industrielle Revolution geprägt wurde, hat<br />
längst alle Bereiche der Wirtschaft erfasst.<br />
Auch im Handel ist das Bewusstsein, dass<br />
nichts mehr so sein wird, wie es war, dass sich<br />
Unternehmer und Mitarbeiter grundlegend<br />
ändern werden (müssen), angekommen. Vor<br />
diesem Hintgrund lud <strong>ECHO</strong> zum Gespräch<br />
über die Zukunft des Handels.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie wird sich die Digitalisierung<br />
im Handel in den nächsten zehn bis fünfzehn<br />
Jahren zeigen?<br />
Martin Wetscher: Wir haben ja schon in<br />
den 80er und 90er Jahren einen ersten Digitalisierungsschritt<br />
vollzogen. Damals haben<br />
Warenwirtschaftssysteme, Kassensysteme<br />
und Logistiksysteme uns dazu gebracht,<br />
unsere Prozesse computergesteuert abzuwickeln.<br />
Jetzt kommt<br />
aber eine andere Dimension<br />
auf den Handel<br />
zu. Die Beziehung<br />
zum Markt, zum Kunden,<br />
zur Außenwelt<br />
ändert sich fundamental<br />
– dort findet die<br />
Digitalisierung statt.<br />
Das verlangt völlig neue Kompetenzen vom<br />
Unternehmer, vom Mitarbeiter, von der Ausbildung.<br />
Wir müssen lernen, all diese Prozesse<br />
digital zu bewältigen, und die digitale Welt ist<br />
schnell und ständig in Veränderung.<br />
Martin Wetscher, Unternehmer und Obmann<br />
der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer<br />
<strong>Tirol</strong><br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie auf den Handel zukommen?<br />
Wetscher: Es fehlt<br />
uns im digitalen<br />
„Der Händler wird zum<br />
Wirt, zum Unterhalter mit<br />
viel Kompetenz.“<br />
<br />
Martin Wetscher,<br />
Bereich die Basisausbildung,<br />
wir alle<br />
lernen die grundlegenden<br />
Kulturtechniken<br />
wie Lesen,<br />
Schreiben und<br />
Rechnen, wir haben<br />
Unternehmer<br />
gelernt, wie man ein schönes Schaufenster gestaltet,<br />
wie man sein Geschäft dekoriert und<br />
die Ware präsentiert, aber wie machen wir das<br />
im Internet? Wir müssen uns als Kaufmann<br />
neu erfinden, müssen lernen, uns digital zu<br />
präsentieren und zu erkennen, dass der stationäre<br />
Handel eine andere Rolle bekommt. Der<br />
Händler wird zunehmend zum Gastgeber, er<br />
wird im stationären Handel unterhalten, bewirten,<br />
informieren und seine Kunden klüger<br />
und sicherer machen müssen. Schnöde<br />
Selbstbedienungskonzepte werden hier kaum<br />
noch Platz haben, die werden durch die Möglichkeiten<br />
des Internets ersetzt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie stellen Sie sich den stationären<br />
Handel in ein paar Jahren vor?<br />
Wolfgang Feucht: Lassen Sie es mich am<br />
Beispiel des Textilhandels erklären. Wir müssen<br />
den Einkauf in unseren Geschäften zum<br />
Erlebnis machen. Der Kunde muss sich nach<br />
Barbara Thaler, Unternehmerin und Vizepräsidentin<br />
der Wirtschaftskammer <strong>Tirol</strong>.<br />
Fotos: WKT<br />
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<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2016</strong>