ECHO Top500 Tirol 2016
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nen oft nur der Auftritt Einzelner<br />
als Show-Effekt übrigbleibt. Bei<br />
den Stadtteiltagen hat jede Bürgerin<br />
und jeder Bürger die Möglichkeit,<br />
mit seinem Anliegen zu uns<br />
zu kommen. Diese Gespräche auf<br />
Augenhöhe mit den Bürgern sind<br />
uns wichtig. Auch künftigen Regierungen<br />
empfehle ich es, dieses<br />
Format weiterzuverfolgen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Der „Wutbürger“, der<br />
erst vor wenigen Jahren in die<br />
Sprache Einzug gehalten hat,<br />
findet sich mit seinesgleichen in<br />
(Wut-)Bürgerinitiativen zusammen,<br />
bei denen es scheint, dass es<br />
nicht um Dialog, sondern hauptsächlich<br />
um Obstruktion geht.<br />
Können Sie dieser These etwas<br />
abgewinnen?<br />
Oppitz-Plörer: Auch wenn<br />
die Herangehensweisen und<br />
Sichtweisen manchmal unterschiedlich<br />
sind, so haben doch<br />
alle gemeinsam das Ziel, die hohe<br />
Lebensqualität in unserer Stadt<br />
zu erhalten und Innsbruck noch<br />
lebenswerter zu machen. Uns<br />
freut das große Interesse an den<br />
Projekten der Stadt. In diesem<br />
Sinne möchten wir alle Bürger<br />
transparent auf dem Laufenden<br />
halten. Ich respektiere alle Haltungen,<br />
auch wenn ich sie nicht<br />
teile. Rechte haben und Rechte<br />
erhalten, sind zwei unterschiedliche<br />
Parameter. Wir bemühen<br />
uns, für alle Ansprüche Platz zu<br />
finden und Nutzungskonflikte<br />
möglichst zu vermeiden. Sehr<br />
oft müssen wir dann als gewählte<br />
Mandatare im Gemeinderat entscheiden.<br />
Festzuhalten ist, dass<br />
Entscheidungen, mit denen einige<br />
nicht einverstanden sind, nicht<br />
automatisch „gegen die Bevölkerung“<br />
sind. Nicht jede Gruppe,<br />
die sich „Interessengemeinschaft“<br />
nennt, ist „das Volk“. Konkret:<br />
Soll es im Klosteranger auf einem<br />
etwa 10.000 Quadratmeter großen<br />
Grundstück eine Wohnanlage<br />
mit 129 Wohnungen – die<br />
Hälfte davon gefördert – geben?<br />
Das betrifft wohnungssuchende<br />
junge Familien und insgesamt<br />
150.000 Innsbruckerinnen und<br />
Innsbrucker. Nicht nur einige<br />
Anrainer. Diese haben legitime<br />
Interessen, die selbstverständlich<br />
im Verfahren zu bedenken sind.<br />
Über das „ob“ entscheidet mit<br />
Flächenwidmung und Bebauungsplan<br />
der von den Bürgern<br />
gewählte Gemeinderat, nicht eine<br />
„Interessensgemeinschaft“ von<br />
Nachbarn. Würde sich die Politik<br />
allein an den Rufen der Bürgerinitiativen<br />
orientieren, gäbe es weder<br />
eine Hungerburgbahn noch<br />
ein Rathaus oder das Kaufhaus<br />
Tyrol oder die Autobahnabfahrt<br />
Innsbruck Mitte. Dass wir die Initiativen<br />
aber ernst nehmen und<br />
uns mit diesen auseinandersetzen,<br />
beweisen wir. So gab es unter<br />
anderem zwei intensive Treffen<br />
mit dem Vorstand der Bürgerinitiativen<br />
und weitere Gespräche<br />
werden folgen. Übrigens ist im<br />
Vorstand der Bürgerinitiativen<br />
auch ein politischer Mandatar<br />
vertreten, der ebenso seinen politischen<br />
Zugang wahrnehmen<br />
könnte. Ich befürworte den<br />
Einsatz der Initiativen und freue<br />
mich darauf, sollten sie sich entschließen<br />
bei der nächsten Gemeinderatswahl<br />
teilzunehmen,<br />
um am Ende vielleicht auch aktiv<br />
und konstruktiv im nächsten Gemeinderat<br />
mitzuarbeiten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was haben Sie sich von<br />
der Hereinnahme der ÖVP in<br />
die Koalition während der Legislaturperiode<br />
versprochen?<br />
Oppitz-Plörer: Bereits die<br />
erste Hälfte der Regierungsperiode<br />
2012 bis 2018 war von einem<br />
überaus konstruktiven Miteinander<br />
auf Augenhöhe geprägt.<br />
Aufgrund der für alle europaweit<br />
spürbaren gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen war und ist<br />
eine Zusammenarbeit aller produktiven<br />
Kräfte vernünftig. Um<br />
in solch gesellschaftlich herausfordernden<br />
Zeiten nachhaltige<br />
Investitionen für die Zukunft tätigen<br />
zu können, bildet ein geeinter<br />
Stadtsenat ein gutes Fundament<br />
für die weiteren Entscheidungen<br />
zum Wohl der Bevölkerung. <br />
<strong>ECHO</strong>: Innsbruck ist zweimaliger<br />
Austragungsort Olympischer<br />
Winterspiele. Wie stehen Sie einer<br />
dritten Austragung gegenüber, die<br />
vom ÖOC forciert wird?<br />
Oppitz-Plörer: Wie sportbegeistert<br />
die <strong>Tirol</strong>er und im Besonderen<br />
die Innsbrucker sind, zeigt<br />
allein die Zahl von rund 50.000<br />
verkauften Freizeittickets pro<br />
Jahr. Die ausgezeichnete Sportinfrastruktur<br />
hat einen hohen<br />
Stellenwert für die Bevölkerung.<br />
Diese kann in diesem Umfang<br />
zur Verfügung gestellt werden,<br />
weil die <strong>Tirol</strong>er Landeshauptstadt<br />
sowohl in der Vergangenheit als<br />
auch zukünftig Austragungsort für<br />
internationale Sportgroßveranstaltungen<br />
war und ist. Daher gibt es<br />
eine Ausgangsbasis für eine Machbarkeitsstudie.<br />
Die Entscheidung<br />
muss selbstverständlich bedachtsam<br />
vorgenommen werden. Es ist<br />
eine langfristige Entscheidung, die<br />
neben dem sportlichen auch einen<br />
jungen, modernen, kulturellen<br />
Rahmen braucht. Land <strong>Tirol</strong> und<br />
Stadt Innsbruck sind jedenfalls<br />
dafür bekannt, aus Sportgroßveranstaltungen<br />
einen Mehrwert für<br />
die Bevölkerung zu generieren. Bei<br />
den Youth Olympic Games 2012<br />
haben wir eine Trendwende eingeleitet<br />
und den neuen olympischen<br />
Gedanken aufgezeigt: neue nachhaltige<br />
Formate, die ökologisch,<br />
ökonomisch sowie sozial nachhaltig<br />
Wirkung zeigen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Innsbruck ist ein starker<br />
Wirtschaftsraum. Wo sehen Sie<br />
die größten Entwicklungspotenziale?<br />
Oppitz-Plörer: Wir haben eine<br />
herausragende Basis an etablierten<br />
Unternehmen. Neben diesem<br />
Rückgrat der wichtigen hunderten<br />
mittleren Betriebe sind Projekte<br />
wie COWO <strong>Tirol</strong>, welche für die<br />
gelungene Verbindung von Wirtschaft,<br />
Natur und Tourismus stehen,<br />
wichtig. Seit der Übernahme<br />
der Patscherkofelbahnen durch<br />
die Stadt und der Einleitung des<br />
Entwicklungsprozesses rund um<br />
Glungezer und Patscherkofel haben<br />
sich dynamische Prozesse in<br />
wirtschaftlicher, kultureller und<br />
touristischer Hinsicht etabliert.<br />
Mit COWO <strong>Tirol</strong>, dem höchsten<br />
Coworking Space der Alpen<br />
am Patscherkofel, wird die alpinurbane<br />
Marke unserer Stadt weiter<br />
gefestigt. Die Entscheidung<br />
für den Neubau der Bahn wird es<br />
auch künftig rasch ermöglichen,<br />
solche kreativen Kooperationen<br />
von Wirtschaft, Natur und Tourismus<br />
auszubauen.<br />
Interview: Marian Kröll<br />
8<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2016</strong>