ECHO Top500 Tirol 2016
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Digitalisierung heißt das Schlagwort,<br />
das derzeit Konjunktur<br />
hat wie kein zweites. Kein<br />
Wunder, wird ihr doch das<br />
Potenzial beigemessen, die Arbeitswelt fundamental<br />
zu verändern. Und nicht nur die<br />
Arbeitswelt, denn die Digitalisierung dringt<br />
in alle Lebensbereiche vor. Digitalisierung<br />
wird zwar in erster Linie als technischer Veränderungsprozess<br />
verstanden, der je nach<br />
Lesart als bedrohlich oder fantastisch empfunden<br />
werden kann. Die mit diesem Prozess<br />
verbundene Dynamik und die scheinbare<br />
Grenzenlosigkeit tragen zur Verunsicherung<br />
bei. Letztlich geht es aber auch um die Frage,<br />
was die Digitalisierung nicht nur gesamtwirtschaftlich,<br />
sondern für das Individuum unterm<br />
Strich bedeutet. Jedenfalls ist die Digitalisierung<br />
ein wohluntersuchtes, bisweilen aber<br />
noch wenig verstandenes Phänomen. Laut einer<br />
wissenschaftlichen Untersuchung aus den<br />
USA arbeiten rund die Hälfte der dortigen<br />
Beschäftigten in Berufen mit hoher Automatisierungswahrscheinlichkeit<br />
in den kommenden<br />
ein bis zwei Dekaden. Für Deutschland<br />
sind es rund 40 Prozent, für Österreich kann<br />
man von der selben Zahl ausgehen. Grundsätzlich<br />
sind, so die Untersuchung, Arbeitsplätze<br />
von Menschen mit geringer Qualifikation<br />
stärker bedroht. Qualifikation bleibt<br />
folglich der Schlüssel zum beruflichen Erfolg.<br />
Darum dürften Unternehmen in Zukunft<br />
verstärkt darauf achten, ihre Mitarbeiter an<br />
sich zu binden. Laut einem Report von Deloitte,<br />
der den Titel „Global Human Capital<br />
Trends <strong>2016</strong> – The new organization: Different<br />
by design“ trägt, sieht jeder neunte von<br />
weltweit 7.000 befragten Personalchefs die<br />
Unternehmenskultur als wichtige bis sehr<br />
wichtige Herausforderung, um Top-Talente<br />
zu gewinnen und zu halten. Die Bedürfnisse<br />
und Erwartungen der immer diverseren und<br />
mobileren Belegschaft werden aber bisher zu<br />
wenig berücksichtigt. Aktuell wird nur von<br />
64 Prozent der Unternehmen eine jährliche<br />
Mitarbeiterbefragung durchgeführt. „Die<br />
meisten Unternehmen müssen öfter und regelmäßiger<br />
in Kontakt mit ihren Mitarbeitern<br />
treten. Impulsbefragungen, soziale Netzwerke<br />
und regelmäßiges Feedback sind dafür nützliche<br />
Instrumente“, weiß Deloitte-Experte Julian<br />
Mauhart. Über 90 Prozent der befragten<br />
Führungskräfte sehen die Notwendigkeit, ihre<br />
Organisationsstruktur an die neuen wirtschaftlichen<br />
Herausforderungen anzupassen.<br />
Nur 14 Prozent sehen aber ihr Unternehmen<br />
auch bereit für eine solche Neugestaltung. In<br />
Österreich bestätigt sich der Aufholbedarf<br />
bei der Digitalisierung. Die österreichischen<br />
Studienteilnehmer fühlen sich für die digitalisierte<br />
Zukunft schlecht vorbereitet, so<br />
das Fazit der Studie. Während vor allem die<br />
Industrie ihre Hausaufgaben in Sachen Digitalisierung<br />
– dort unter dem Schlagwort<br />
Industrie 4.0 – durchaus gemacht zu haben<br />
scheint, stecken die Digitalisierungsstrategien<br />
in anderen Wirtschaftszweigen noch in<br />
den Kinderschuhen. Die Zurschaustellung<br />
von Unternehmenskultur qua Marketingaktivitäten<br />
und Employer Branding vermag<br />
jedenfalls echte Anstrengungen in diesem<br />
Bereich nicht zu ersetzen. Schon manches<br />
Unternehmen musste schmerzhaft den<br />
Unterschied zwischen Schein und Sein zur<br />
Kenntnis nehmen, der auf diversen Arbeitgeber-Bewertungsplattformen<br />
zutage tritt. Ist<br />
die Diskrepanz zwischen dem Beworbenen<br />
und dem Gebotenen zu groß, bleibt das in<br />
Zeiten der Digitalisierung auch potenziellen<br />
Arbeitnehmern nicht lange verborgen.<br />
Dass Österreich bei der Digitalisierung<br />
über einen Platz im Mittelfeld nicht hinauskommt,<br />
zeigt auch eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts<br />
WIFO. Diese ge-<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2016</strong><br />
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