recycling aktiv 02/18
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RECHT UND POLITIK<br />
§<br />
AUS DEN<br />
VERBÄNDEN<br />
BDSV<br />
Entsorgungsnotstand durch Carbonfasern<br />
Altauto-Recycling – nicht immer so<br />
einfach, wie es aussieht... (Foto: hst)<br />
In einer gemeinsamen Presseerklärung haben die<br />
Scholz Recycling GmbH, die Theo Steil GmbH, die TSR<br />
Group sowie die BDSV auf die drohende Entsorgungssicherheit<br />
von Schredderfraktionen hingewiesen, bedingt<br />
durch den dort steigenden Anteil an Carbonfasern. Jährlich<br />
nimmt der weltweite Bedarf an Carbonfasern nämlich<br />
um etwa 10 Prozent zu. Allein in Fahrzeugen werden<br />
knapp 25 Prozent der verbauten Mengen genutzt. Die<br />
Recyclingwirtschaft ist sensibilisiert, weil die Carbonfasern<br />
praktisch nicht abzutrennen und verwertbar sind: „Die<br />
Entsorgungssicherheit ist in Gefahr, hohe Mengen<br />
Schredderfraktionen aus Altfahrzeugen können bald nicht<br />
mehr entsorgt werden“, warnte Dr. Klaus Hauschulte,<br />
neuer CEO der Scholz Recycling GmbH. Neben Scholz<br />
Recycling sind andere Schredderbetreiber wie TSR und<br />
Theo Steil ebenso davon betroffen.<br />
Die Recyclingwirtschaft fordert nun die Hersteller auf,<br />
beim Ökodesign auch die Entsorgung zu bedenken, und<br />
erinnert damit die Produzenten, ihrer Verantwortung gerecht<br />
zu werden. Im Abfallrecht als auch im Altfahrzeuggesetz<br />
sowie zahlreichen anderen Vorgaben ist beim<br />
Produktdesign die Recyclingfähigkeit zu berücksichtigen.<br />
Die Leichtbaustrategie der Automobilindustrie ist heute<br />
stark geprägt durch ein „Multimaterialdesign“. Neben<br />
kohlefaserverstärkten Kunststoffen, die in hochbelasteten<br />
Strukturbauteilen große Lasten auffangen können, werden<br />
auch immer mehr Verbunde, hochfeste Stähle und<br />
neue Aluminiumlegierungen eingesetzt. Neue Materialien<br />
und Werkstoffe führen zu hoher Komplexität der Produkte<br />
und gefährden die existierenden Recyclingwege.<br />
Auch wenn Carbonfasern zur Spriteinsparung beim Endprodukt<br />
beitragen, führen sie am Ende der Lebensdauer<br />
jedoch zu einem immer größeren Druck hin zur Zwischenlagerung.<br />
Die vorgegebenen hohen Verwertungsquoten<br />
sind dadurch praktisch nicht mehr erreichbar,<br />
wenn der Anteil an Fasern höher wird. Schon länger empfiehlt<br />
die ITAD – Interessensgemeinschaft der thermischen<br />
Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland – ihren Mitgliedern,<br />
Mono-Carbonfaserfraktionen wegen schlechten<br />
Ausbrandverhaltens und Gefahren für die Anlagentechnik<br />
nicht anzunehmen. Carsten Spohn, Geschäftsführer der<br />
ITAD, sagt dazu: „Carbonfaser-Abfälle sind definitiv ungeeignet<br />
für die Müllverbrennung, technische Schäden<br />
sind möglich, deshalb sollten sie nicht in unsere Anlagen<br />
gelangen.“ Prof. Peter Quicker von der RWTH Aachen<br />
arbeitet seit einiger Zeit mit seinem Team am Verhalten<br />
der Fasern bei thermischen Prozessen und äußert dazu:<br />
„Eine vollständige Zerstörung von Carbonfasern ist mit<br />
den üblichen Verbrennungsverfahren für Abfälle nicht<br />
möglich. Im schlimmsten Fall entstehen sehr kleine Faserbruchstücke,<br />
die aufgrund ihrer Geometrie möglicherweise<br />
als kanzerogen einzustufen sind.“<br />
Die Recyclingunternehmen haben Interesse an einem<br />
Dialog mit den Produzenten, die sich aber bisher bei<br />
derartigen Themen verweigert haben. Das Umweltbundesamt<br />
hat bereits Forschungsvorhaben zur Carbonfaserproblematik<br />
angestoßen und würde sich als Kooperations-<br />
und Dialogplattform hervorragend eignen. „Wichtig<br />
ist Transparenz der Stoffströme, Entsorgungssicherheit<br />
der Schredderfraktionen und regelmäßiger Dialog innerhalb<br />
der Lieferkette“, sagte Dr. Christian Satlow, Vorsitzender<br />
des BDSV-Umweltausschusses. Für eine funktionierende<br />
Kreislaufwirtschaft fehlen den Verwertern wichtige<br />
Informationen zum Verbau komplexer Bauteile und<br />
kritischer Schad- sowie Werkstoffe. Gefordert wird die<br />
Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben mit<br />
finanzieller Beteiligung der Hersteller.<br />
www.bdsv.org<br />
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