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recycling aktiv 02/18

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BRANCHEN-INFOS<br />

?!<br />

<strong>recycling</strong> <strong>aktiv</strong> INTERVIEW<br />

Lindner-Recyclingtech:<br />

Circular Economy –<br />

Mehr Chance als Verpflichtung<br />

Die Kreislaufwirtschaft –<br />

neudeutsch Circular Economy<br />

– ist ein präsentes Thema<br />

bei Erzeugern, Verarbeitern,<br />

Nutzern und Verwertern<br />

von Kunststoffen. Der<br />

richtige Drive bei der Umsetzung<br />

der damit verbundenen<br />

Maßnahmen hat bisher<br />

aber vielen Beteiligten<br />

gefehlt, weil sich die Sache<br />

oft nicht gerechnet hat. Wir<br />

haben Michael Lackner, Managing<br />

Director bei dem österreichischen<br />

Maschinenbauer<br />

Lindner-Recyclingtech,<br />

zu seiner Einschätzung<br />

der aktuellen Entwicklung,<br />

und hier speziell im Kunststoffbereich,<br />

gefragt.<br />

ra: Herr Lackner, zu Jahresbeginn hat<br />

China die Einfuhr von Kunststoffabfällen<br />

gestoppt. Was passiert jetzt?<br />

Michael Lackner: Deutschland ist international<br />

gesehen nach wie vor ein<br />

Vorreiterland und Musterbeispiel in Sachen<br />

Recycling. Insgesamt hat die Entwicklung<br />

jedoch seit einigen Jahren stagniert.<br />

Aber jetzt erlebt gerade der<br />

Kunststoffbereich einen vehementen<br />

Umbruch, ausgelöst durch die aktuellen<br />

EU-Vorgaben und – ein gravierender Einschnitt<br />

– die chinesische „National-<br />

Sword“-Kampagne. Die Folgen sind sich<br />

füllende Zwischenlager für diese Stoffe<br />

und ein Preisverfall bei der Weitergabe<br />

an Recyclingunternehmen.<br />

ra: Sehen Sie kurzfristige Lösungsmöglichkeiten?<br />

Michael Lackner: Ich sehe Lösungen,<br />

aber wie kurzfristig diese greifen können,<br />

hängt maßgeblich von der Recyclingindustrie<br />

selbst ab. Tatsächlich verfügt die<br />

Abfallwirtschaft über hoch effiziente<br />

Technologien, um die nun verwaisten<br />

Mengen dauerhaft umweltgerecht abzubauen.<br />

Aber es fehlen heute schlichtweg<br />

die erforderlichen Kapazitäten, und da<br />

gilt es, jetzt mutig zu reagieren. Aus meiner<br />

Sicht eröffnet der augenblickliche<br />

prekäre Zustand große Chancen – für<br />

Verwerter ebenso wie für die Hersteller<br />

der dafür erforderlichen Anlagen und<br />

damit auch für die Umwelt.<br />

ra: Konkret: Was ist Ihre bevorzugte<br />

Lösung?<br />

Michael Lackner: Ökologisch sinnvoll<br />

sind sowohl die thermische als auch die<br />

stoffliche Verwertung. Keine davon hat<br />

einen grundsätzlichen Vorteil. Entscheidend<br />

ist das Input-Material, der Kunststoffabfall.<br />

Generell sind gemischte<br />

Kunststoffabfälle als Energieträger nahezu<br />

ebenso attr<strong>aktiv</strong> wie die fossilen Ressourcen,<br />

aus denen sie gemacht werden.<br />

Umsichtig aufbereitet, sind sie perfekte,<br />

kosteneffiziente Ersatzbrennstoffe (EBS)<br />

für Zementöfen, und die aktuelle Entwicklung<br />

verstärkt den ohnehin bestehenden<br />

Preisvorteil gegenüber herkömmlichen<br />

Brennstoffen weiter. So<br />

kommt es, dass der EBS-Markt boomt,<br />

und entsprechend steigt die Nachfrage<br />

nach geeigneten Zerkleinerern. Als Alternative<br />

zur Deponierung sind EBS für mich<br />

ein hervorragendes Beispiel für eine ökologisch<br />

sinnvolle Linearwirtschaft.<br />

Anders sieht das für gut vorsortierte,<br />

störstoffarme Kunststoffabfälle aus. Diese<br />

sind für die thermische Verwertung zu<br />

wertvoll. Sie sind die Basis für eine funktionierende<br />

Kreislaufwirtschaft. Das aktuelle<br />

Überangebot an Kunststoffabfällen<br />

gibt Recyclingbetrieben die Möglichkeit,<br />

gute Qualitäten zu günstigen Preisen zu<br />

erwerben. Diese verringern maßgeblich<br />

den technischen und finanziellen Aufwand<br />

zur Herstellung hochwertiger,<br />

preislich attr<strong>aktiv</strong>er und daher im Markt<br />

gesuchter Rezyklate. Dabei wird das Ziel<br />

der EU-Kommission, bis 2<strong>02</strong>5 eine Recyclingquote<br />

für Plastikverpackungen von<br />

55 Prozent zu erreichen, den Weg in die<br />

Kreislaufwirtschaft weiter unterstützen.<br />

Ich bin überzeugt, dass Initiativen der<br />

Verpackungsindustrie sowie der großen<br />

Markenkonzerne hinsichtlich eines <strong>recycling</strong>gerechten<br />

Designs ebenso weitere<br />

positive Impulse setzen werden wie intensivierte<br />

Anstrengungen im Bereich<br />

der Sammellogistik mit dem Ziel einer<br />

verbesserten Abfalltrennung.<br />

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