KEM Konstruktion 11.2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
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AUTOMATISIERUNG<br />
ELEKTROTECHNISCHE BAUELEMENTE<br />
Phoenix Contact entwickelt spezielle Relais für höhere DC-Lasten<br />
Keine Chance für Lichtbögen<br />
Bei einem Ausfall der Netzspannung dienen Gleichspannungssysteme über 100 V DC<br />
als batteriebasierte<br />
Notstromversorgungen. Standard-Koppelrelais können jedoch mit derart hohen Lasten nicht umgehen. Lichtbögen<br />
sind die Folge. Um diese zu verhindern, hat Phoenix Contact eigens Relais entwickelt, in die Dauermagnete<br />
integriert wurden, die Lichtbögen im magnetischen Feld ablenken und löschen.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Dirk Wortmann, Senior Specialist Relay Technology & Application,<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />
Handelsübliches<br />
Koppelrelais mit<br />
Blasmagnet für hohe<br />
DC-Lasten zur<br />
Montage auf einer<br />
DIN-Tragschiene<br />
In zahlreichen industriellen Bereichen werden zum Schalten unterschiedlicher<br />
Verbraucher elektromechanische Relais (EMR) oder<br />
Solid-State-Relais (SSR) verwendet. Diese Schaltgeräte funktionieren<br />
im Schaltschrank an den am weitesten verbreiteten Spannungsebenen<br />
24 V DC und 230 V AC in der Regel zuverlässig. Müssen jedoch<br />
Gleichstromlasten bei höherer Spannung und oft zugleich höherer<br />
Leistung geschaltet werden, erweisen sich die gängigen Standardausführungen<br />
der EMR und SSR als nicht geeignet und fallen oftmals<br />
schnell aus.<br />
Höhere Schaltspannung, niedrigerer Schaltstrom<br />
Wo liegen die Gründe, die dazu führen, dass die oftmals aus Unwissenheit<br />
in Applikationen installierten Standard-Koppelrelais schon<br />
nach kurzer Zeit defekt werden? Die Antwort ergibt sich aus dem<br />
komplett unterschiedlichen Verhalten von Koppelrelais beim Schalten<br />
von AC- und DC-Spannung. Dazu ein kurzer Exkurs in die physikalischen<br />
Grundlagen: Nahezu alle heute angebotenen Standard-<br />
Koppelrelais weisen Kontaktabstände im Bereich von etwa 0,3 bis<br />
0,4 mm auf. Diese Distanz reicht problemlos aus, um Lasten bis<br />
230 V AC selbst bei höherem Strom abzuschalten. Nach spätestens<br />
einer Halbwelle der sinusförmigen Netzspannung kommutiert die<br />
Spannung und sorgt so für ein automatisches Löschen eines even-<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
tuell beim Abschalten entstandenen Lichtbogens. Bei Gleichspannung<br />
tritt diese Spannungskommutierung logischerweise nicht auf,<br />
weshalb der maximal zulässige Schaltstrom insbesondere bei einer<br />
höheren Schaltspannung drastisch absinkt. Das AC- und DC-Schaltverhalten<br />
wird häufig in einem Graphen dargestellt, und die Kurven<br />
werden als Lastgrenzkurven bezeichnet.<br />
Anwendern ist das unterschiedliche Verhalten der Relais meist nicht<br />
bewusst, denn bei den in der Automatisierungstechnik weit verbreiteten<br />
Spannungen von 24 V DC und 230 V AC zeigt sich der abschaltbare<br />
Strom als völlig identisch: hier im Beispiel des 10-A-Koppelrelais<br />
eben 10 A. Liegt hingegen eine Applikation vor, bei der die zu schaltende<br />
Gleichspannung erheblich höher ist – beispielsweise 220 V DC<br />
–, kann das 10-A-Koppelrelais lediglich 0,3 A abschalten. Vor diesem<br />
Hintergrund kommt es leider immer wieder zu Fehlanwendungen,<br />
die teilweise bereits beim ersten Schaltspiel zu einem Totalausfall<br />
der Standard-Koppelrelais führen.<br />
Integration eines Dauermagneten in das Relais<br />
Herkömmliche Koppelrelais sind mit dem Abschalten höherer DC-<br />
Lasten überfordert. In der Automatisierungstechnik werden also<br />
ebenfalls Speziallösungen verlangt. Als hilfreich hat sich der zusätzliche<br />
Einbau einer magnetischen Funkenlösung in das Relais erwiesen.<br />
Das Prinzip ist einfach: In den Kontaktraum eines solchen Spezialrelais<br />
wird ein Dauermagnet integriert. Entsteht nun beim Abschalten<br />
ein Lichtbogen, wird dieser nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten<br />
im magnetischen Feld abgelenkt. Anstatt wie bisher direkt<br />
an der kürzesten Stelle zwischen den geöffneten Relaiskontakten<br />
zu brennen, weicht der Lichtbogen seitlich zwischen den Kontakten<br />
aus. Da der Vorgang wie ein Herausblasen aussieht, werden die Relais<br />
Blasmagnetrelais genannt. Dabei verlängert sich der Lichtbogen<br />
erheblich und sogar die höhere DC-Schaltspannung reicht nicht<br />
mehr aus, um ihn aufrecht zu erhalten. Der Lichtbogen verlischt daher<br />
innerhalb weniger Millisekunden. Typische Koppelrelais dieser<br />
Gattung schalten Lasten bis 220 V DC und 10 A sicher ab. Hierbei handelt<br />
es sich immerhin um den 30-fachen Wert im Vergleich zu baugleichen<br />
Relais ohne Blasmagnet.<br />
Hochvolt-Mosfets oder Kontakt-Reihenschaltung?<br />
Eine weitere interessante Alternative zum Schalten von Lasten bei<br />
höherer Gleichspannung resultiert aus dem Einsatz von modernen<br />
Solid-State-Relais (SSR). In diesem Fall liegt der Schlüssel in der Verwendung<br />
moderner Hochvolt-Motsfet. So wird bis 300 V DC rein<br />
elektronisch geschaltet, ohne dass überhaupt ein Lichtbogen ent-<br />
92 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2018