KEM Konstruktion 11.2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
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MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
Im Gespräch: Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation, Lapp Holding AG<br />
„Gefragt sind anwendungsspezifisch<br />
zuverlässige Verbindungslösungen“<br />
Digitalisierung und der damit verbundene zunehmende Datentransfer fordern zuverlässige Verbindungslösungen,<br />
sagt Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation bei Lapp im Gespräch mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>. Abhängig<br />
von der konkreten Anwendung sei zu klären, ob die Anbindung kabelgebunden oder drahtlos erfolge – beides biete<br />
man als Lösungsanbieter an. Die Digitalisierung führt im Unternehmen selbst zu schnelleren Innovationszyklen<br />
und mehr Transparenz in der Fertigung.<br />
Interview: Irene Knap und Michael Corban, Redaktion <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: Rüdiger J. Vogel/Konradin Mediengruppe<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Stawowy, auch im industriellen<br />
Umfeld spielt die drahtlose Kommunikation eine immer<br />
wichtigere Rolle – was bedeutet das für einen<br />
Kabelspezialisten wie Lapp?<br />
Georg Stawowy: Entscheidend ist an dieser Stelle, dass<br />
wir uns selbst als ein Unternehmen sehen, das Verbindungen<br />
schafft – und nicht nur Kabel. Zu Verbindungen gehören<br />
natürlich auch Strecken mit drahtloser Kommunikation. Welche<br />
Technologie zum Einsatz kommt – ob kabelgebunden<br />
oder drahtlos –, entscheidet der Kunde in Abhängigkeit von<br />
„Sprechen wir vom Internet<br />
der Dinge, dann will<br />
jedes ‚Ding‘ auch kommunizieren<br />
und mit anderen<br />
kommunizieren – daraus<br />
ergibt sich ein exponentielles<br />
Wachstum beim<br />
Datentransfer.“<br />
Georg Stawowy, Vorstand für<br />
Technik und Innovation,<br />
Lapp Holding AG, Stuttgart<br />
der jeweiligen Anwendung und den spezifischen Vor- und<br />
Nachteilen. Eine kabelgebundene Lösung ist beispielsweise<br />
sicherer und zuverlässiger, insbesondere bezüglich der Latenz.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass die Nachfrage in beiden Bereichen<br />
groß ist, beide Technologien ergänzen sich also. Vergessen<br />
darf man dabei auch nicht, dass zu jeder Wireless-<br />
Strecke ein Kabel zum Sender und zum Empfänger führt.<br />
Bezüglich des Marktvolumens gilt, dass der Markt für drahtlose<br />
Technologien zwar schnell wächst, aber um Größenordnungen<br />
kleiner ist als der für kabelgebundene.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Rolle spielt denn das von<br />
Ihrem Unternehmen frühzeitig angegangene Thema<br />
Industrie 4.0 beim Wachstum – lässt sich der zunehmende<br />
Datentransfer hier erkennen?<br />
Stawowy: Das ist definitiv so! Wenn wir vom Internet der<br />
Dinge sprechen und davon, dass jedes ‚Ding‘ eine IP-Adresse<br />
hat, dann will jedes auch kommunizieren und mit anderen<br />
kommunizieren – daraus ergibt sich ein exponentielles<br />
Wachstum. Dementsprechend verzeichnen insbesondere<br />
auch Datenübertragungsprodukte deutlich höhere Wachstumsraten.<br />
Die Herausforderung besteht nun aus Sicht der<br />
Produktentwicklung darin, die damit einhergehenden deutlich<br />
kürzeren Innovationszyklen zu realisieren. Unsere gute<br />
alte Ölflex gibt es seit 60 Jahren, aber im Bereich der Datenübertragung<br />
verändern sich die eingesetzten Standards und<br />
Protokolle kontinuierlich – mit der Folge, dass wir die steigenden<br />
Anforderungen mit unseren Produkten auch abbilden<br />
müssen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Das ist die technische Sicht, heraushören<br />
kann man allerdings, dass Industrie 4.0 für<br />
Lapp weitere Aspekte mit sich bringt?<br />
Stawowy: Exakt – das betrifft vor allem auch organisatorische<br />
Aspekte. Erkennbar wird das unter anderem an der<br />
Gründung einer ‚Digital Sales Unit‘, deren Aufgabe es ist, zu<br />
eruieren, wie sich Erfahrungen aus dem Consumerbereich<br />
hinsichtlich eines digitalen Produktzugangs verbunden mit<br />
immer schnelleren Lieferzeiten auf den Bereich der Industrieprodukte<br />
übertragen lassen. Das beginnt damit, die bislang<br />
schon vorhandenen Webshops zu vereinheitlichen, so<br />
dass wir jedem Kunden weltweit einen vergleichbar einfachen<br />
Bestellvorgang anbieten können. Sehr schnell landet<br />
man dann auch bei Lösungen für die kundenindividuelle<br />
Konfiguration. Hinzu kommt aus Kundensicht noch ein weiterer<br />
Aspekt: das One-Stop-Shopping. Der Kunde sucht eine<br />
Lösung – und die möglichen Alternativen möchte er gerne<br />
an einer Stelle zentral einsehen können. Dabei muss<br />
nicht jede Lösung zwangsläufig von uns selbst kommen,<br />
das können auch Partner lösungen sein. Wichtig ist: Es muss<br />
funktionieren! Hier suchen wir – nicht zuletzt auch zusammen<br />
mit den Händlern – nach für alle sinnvollen und praktikablen<br />
Lösungen.<br />
18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2018