KEM Konstruktion 11.2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
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AUTOMATISIERUNG<br />
MESSTECHNIK & SENSOREN<br />
Präzisionstechnik für die Röntgenmikroskopie<br />
Positionieren auf hohem Niveau<br />
Die Grundlagen von Bewegungs- und Positionierlösungen sind mechanische Präzisionskomponenten, eine stabile<br />
Regelung und Engineering-Knowhow. Ein Beispiel findet sich am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Hier haben<br />
in einem Projekt das Institut für Photonik und Synchrotronstahlung (IPS) und das Institut für Mikrostrukturtechnologie<br />
(IMT) für die Synchrotron-Strahlungsquelle ANKA (Angströmquelle Karlsruhe) ein neues System zur Röntgenmikroskopie<br />
und Qualitätssicherung bei röntgenoptischen Elementen entwickelt. Unterstützung fanden sie bei<br />
den Beamline-Experten von Physik Instrumente (PI).<br />
Dr. Markus Simon, Bereichsleiter System Consulting bei der PI Micos GmbH, und Ellen-Christine Reiff, M.A.,<br />
Redaktionsbüro Stutensee<br />
Die Beamline-Spezialisten von Physik Instrumente (PI) haben<br />
das MiQA-System entworfen, produziert und am Elektronen-<br />
Synchrotron ANKA auf dem Gelände des KIT in Betrieb<br />
genommen<br />
Bild: PI<br />
beim Einstellen dieser Luftkissen.<br />
Die Maschinenbasis ist für die Positionierung von insgesamt<br />
sechs röntgenoptischen Elementen ausgelegt. Für<br />
hohe Flexibilität ist jedes Element auf einem eigenen Positioniermodul<br />
platziert, das unabhängig von den anderen<br />
Modulen auf drei massiven, parallelen Schienen entlang<br />
des Strahlengangs verfahren kann. Die Module werden<br />
von Linearmotoren angetrieben und gleiten auf Luftlagern.<br />
Für die Positionsrückmeldung sind Absolutwertgeber<br />
integriert und der maximale Verfahrbereich beträgt<br />
2800 mm. Das zentrale Probenmodul transportiert die jeweilige<br />
Probe dann entlang des Strahlengangs über einen<br />
Verfahrbereich von 3500 mm. Um während eines Experiments<br />
größtmögliche Stabilität zu gewährleisten,<br />
kann jedes Modul einzeln von der Luftzufuhr abgeschnitten<br />
werden, so dass es fest auf seiner Schiene sitzt und<br />
somit die Position unverrückbar hält.<br />
MiQA Station (X-Ray Microscope and Quality Assurance Station)<br />
ist ein System zur Röntgenmikroskopie und Qualitätssicherung<br />
bei röntgenoptischen Elementen und ist flexibel ausgelegt,<br />
damit eine möglichst breite Palette an Experimenten rund um Röntgenmikroskopie<br />
und Untersuchungen an röntgenoptischen Elementen<br />
möglich ist. Die Flexibilität stellt allerdings besondere technische<br />
Herausforderungen. So müssen etwa die röntgenoptischen<br />
Elemente wie Linsen, Gitter, Detektor und auch die Probe mit hoher<br />
Präzision und Langzeitstabilität positioniert werden, um hochauflösende<br />
Messungen im Röntgenstrahl zu ermöglichen. Dazu gilt es,<br />
etwa 60 ganz unterschiedlich motorisierte Achsen feinfühlig zu regeln<br />
und aufeinander abzustimmen. Als Industriepartner für die Umsetzung<br />
dieser Aufgabe holte sich das KIT deshalb die Karlsruher Firma<br />
Physik Instrumente ins Boot, mit deren Unterstützung die Maschine<br />
detailliert, gebaut und in Betrieb genommen wurde.<br />
Das rund 20 t schwere System ist modular aufgebaut. Die Basis hat<br />
ein Grundvolumen von 4900 mm × 2200 mm × 600 mm und besteht<br />
aus Granit. Die ausfahrbaren Maschinenfüße ermöglichen eine<br />
Grobausrichtung der gesamten Maschine (Tip/Tilt/Z) mit einer<br />
Auflösung von besser als 100 μrad. Dabei werden für die seitliche<br />
Feinausrichtung (Gieren) die Maschinenfüße mit Druckluft versorgt<br />
und schweben somit auf Luftkissen. Triangulationssensoren helfen<br />
Hexapoden positionieren die Röntgenoptiken<br />
Vier weitere Module dienen zur Positionierung von Röntgenlinsen<br />
und -gittern. Hier sind Hexapoden die treibende Kraft für die präzise<br />
Ausrichtung mit sechs Freiheitsgraden. Da Hexapoden parallelkinematische<br />
Systeme sind, kann das Rotationszentrum durch Softwarebefehle<br />
beliebig eingestellt werden, um den Fokus des röntgenoptischen<br />
Elements anzupassen. Zwei dieser optischen Röntgenmodule<br />
sind zusätzlich mit Goniometern und Piezoscannern<br />
ausgestattet, um einen großen Winkelbewegungsbereich um die<br />
Strahlachse sowie eine Phasenabtastung von etwa Röntgengittern<br />
im Nanometerbereich zu ermöglichen. Sie lassen sich bei Bedarf auf<br />
jedem der Hexapoden anbringen. Bei einem Wechsel müssen keine<br />
Kabel neu verlegt werden, da entsprechende Anschlüsse in jedem<br />
der Module integriert sind.<br />
Parallelkinematik für Detektor- Positionierung<br />
Das Detektorportalmodul positioniert die Kamera mit der Detektoroptik<br />
in drei Freiheitsgraden. Hohe Steifigkeit und Stabilität garantiert<br />
hier ebenfalls ein parallelkinematisches System. Es stellt zwei<br />
laterale Freiheitsgrade senkrecht zum Strahl und einen Rotationsfreiheitsgrad<br />
um die Strahlachse bereit. Da der vom KIT verwendete<br />
Detektor groß und schwer (ca. 60 kg) ist, wurde das parallelkinema-<br />
76 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2018