KEM Konstruktion 11.2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
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TRENDS<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Smart Maintenance ist ein Begriff – und die intelligente Wartung basiert<br />
nicht zuletzt auf dem Sammeln, Auswerten und Interpretieren<br />
großer Datenmengen. Maschinenbauer und Anlagenbetreiber haben<br />
großes Interesse daran, ihre Maschinen zu überwachen und<br />
den aktuellen Betriebszustand zu kennen, um dem Kunden einen<br />
besseren Service zu bieten. Oft fordern es aber auch die Endkunden<br />
der Maschinenbauer, dass die Daten in einer Public- oder Private<br />
Cloud für Analysezwecke zur Verfügung stehen. Kern solcher Digitalisierungsprojekte<br />
ist die permanente Überwachung, Bewertung,<br />
Visualisierung, Analyse und Archivierung von relevanten Maschinen-<br />
und Prozessdaten, mit eben dem Ziel, vorausschauende<br />
Wartungslösungen zu realisieren und die Effizienz der Prozesse zu<br />
steigern.<br />
„Daten werden von Maschinen aber auch in die Cloud gesendet,<br />
um dort Produkte beispielsweise innerhalb einer Logistikkette zu<br />
verfolgen und Fehler zu finden. Zukünftig wird eine Maschine als digitaler<br />
Zwilling in der Cloud existieren, was aber bedeutet, dass damit<br />
auch ein Teil der Software in die Cloud verlagert wird. Je schneller,<br />
zuverlässiger und deterministischer die Kommunikation zur<br />
Cloud ist, desto mehr Funktionalität kann in der Cloud ablaufen“, erläutert<br />
Dr. Josef Papenfort von Beckhoff in einem Zeitungs-Interview.<br />
Damit bekommen die Steuerungen eine zusätzliche Aufgabe<br />
als Informations-Broker.<br />
Alternativ zur Steuerung könnte es aber auch Aufgabe eines Edge-<br />
Gateways sein, Daten aus dem Feld zu erfassen, zu verdichten und<br />
zu analysieren und nur die gewonnen Informationen zur Analyse in<br />
die Cloud zu senden, meint Frank Bauer von Hilscher. Längst hat<br />
sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass nicht alle Daten in die Cloud<br />
gesendet werden müssen. Oft erschwert eine schlechte Internetverbindungen<br />
in den Unternehmen die Kommunikation, die Bandbreiten<br />
sind zu gering und die Latenzen zu hoch. Um jedoch vor allem<br />
zeitkritische Informationen zuverlässig zu übertragen, sind hohe<br />
Bandbreiten erforderlich. Gerade bestehende Kommunikations-Infrastrukturen<br />
auf der Basis von Feldbussen oder Ethernet-Protokollen<br />
lassen sich mittels geeigneter Edge-Gateways und Software-<br />
Konnektoren an die Cloud anbinden. Das bietet sich vor allem für<br />
die große Zahl installierter Systeme an, um auch hier die Chancen<br />
der Digitalisierung zu nutzen.<br />
Edge-Gateways erfassen Daten im Feld und verdichten sie zu<br />
Informationen, die in der Cloud analysiert werden können<br />
Bild: Hilscher<br />
Datenanalyse und KI zur Prozessoptimierung<br />
Künstliche Intelligent wird zukünftig die Grundlage für die Realisierung<br />
hochautomatisierter Produktionsprozesse und autonomer<br />
Steuerungssysteme sein. Darin sind sich die Experten einig. Gerade<br />
in der Automatisierung kann Deep Learning oder Machine Learning<br />
zu erheblichen Effizienzsteigerungen in der Produktion führen. Doch<br />
auch hier stellt sich die Frage: Intelligenz vor Ort in der Steuerung,<br />
im Edge-Device oder zentral in der Cloud? Und welche Anforderungen<br />
muss die Kommunikation erfüllen? In welchen Bereichen die intelligente<br />
Datenanalyse stattfindet, hängt im Wesentlichen von der<br />
vertretbaren Latenz des Internetzugangs ab, meint dazu Dr. Josef<br />
Papenfort von Beckhoff: „Sollen Lernen und die Erzeugung von Algorithmen<br />
in einer Cloud ausgeführt werden, müssen entsprechend<br />
hohe Datenraten zur Verfügung stehen.“ Lösungen auf einem Edge-<br />
Device erfordern laut Papenfort dagegen lediglich geringen Invest in<br />
die Hardware, „dann kann in einem lokalen Netzwerk mit hohen Datenraten<br />
kommuniziert werden.“ Diese Funktionen können oft auch<br />
in der Cloud ausgeführt werden, da meist kein echtzeitfähiger Datenverkehr<br />
erforderlich ist. Papenfort ergänzt: „Da Lernvorgänge<br />
meist mehr Rechenressourcen voraussetzen, sind sie in der Cloud<br />
gut aufgehoben.“<br />
Dr. Jens Frieben von Phoenix Contact sieht auch Vorteile von Intelligenz<br />
in der SPS: „Die Optimierung von Steuerungsalgorithmen oder<br />
das Aufbereiten von Rohdaten können beliebig rechenintensiv werden.“<br />
Deshalb hängt die Entscheidung, ob ein Algorithmus lokal<br />
oder in der Cloud ausgeführt werden kann, von mehreren Faktoren<br />
ab. „Müssen viele Datenpunkte in kurzen Zyklen aufgezeichnet, aufbereitet,<br />
ausgewertet und gespeichert werden, kommen Steuerungen<br />
schnell an ihre Leistungsgrenzen.“ Neben Edge-Devices, die die<br />
Trennung von Aufbereitung und Auswertung evtl. auch in der Cloud<br />
erlauben, sind hier sehr leistungsfähige Steuerungen erforderlich.<br />
Der Fokus der Sensorhersteller<br />
Wie Peter Wienzek von ifm erläutert, haben die Sensorhersteller einen<br />
anderen Fokus. „Wir bieten Lösungen außerhalb der SPS an,<br />
wie Condition Monitoring oder Energieüberwachung, die zu mehr<br />
Transparenz, höherer Maschinenverfügbarkeit und damit Effizienzsteigerung<br />
in der Fertigung führen.“ Wienzek ergänzt: „Im Laufe der<br />
Jahre haben wir viel Applikationserfahrung aus dem Sensorumfeld<br />
gesammelt. Mittels eigener Cloud-Applikationen möchten wir dieses<br />
Wissen in einer größeren Breite unseren Kunden anbieten. Vorteil<br />
ist, dass der Kunde ohne zusätzliche Investition in IT-Hardware<br />
flexibel auf seine Maschinendaten zugreifen kann.“ Das sieht Bernhard<br />
Müller von Sick ähnlich: „Sensoren steuern nicht nur die Maschine<br />
und die Funktion in der Maschine, sondern erzeugen auch<br />
Daten, die außerhalb der direkten Maschinensteuerung zur Verbesserung<br />
des Produktionsprozesses dienen.“<br />
Laut Ingo Baumgart von Leuze ist es das primäre Ziel, „die umfangreichen<br />
Informationen, die ein Sensor heute schon zur Verfügung<br />
48 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2018