KEM Konstruktion 11.2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
Trendthemen: Automatisierung in der Cloud, Digitalisierung, Industrie 4.0, Messe SPS IPC Drives 2018; Sonderteil zum Automation Award 2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
TRENDS<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Systemintegrator Tresmo zum Thema Digitalisierung und Vernetzung von Hardware<br />
Datenstandardisierung getrennt<br />
von Geräten und Front-End<br />
IoT-Szenarien sind darauf angewiesen, dass Geräte und Applikationen sich verstehen. Dabei gibt es hier kaum<br />
Standards, auf die sich zurückgreifen ließe. Datenstandardisierung kann auf verschiedenen Ebenen umgesetzt<br />
werden, mit jeweils Vor- und Nachteilen. Eine Option für Unternehmen ist ein eigenes, intelligentes Datenmodell,<br />
das übergreifend über alle Produkte hinweg arbeitet und gleichzeitig genug Spielraum für zukünftige Implementierungen<br />
lässt.<br />
Kerstin Janke, Fachjournalistin, Berlin<br />
Idealerweise können Daten von der Hardware über die<br />
Cloud in eine App übernommen werden. Voraussetzung ist<br />
eine einheitliche Sprache zur Weiterverarbeitung der Daten<br />
Bild: Tresmo<br />
Die Digitalisierung und insbesondere die Entwicklung des Internet<br />
of Things (IoT) basieren auf der sinnvollen Nutzung von Daten.<br />
Jedoch: „Eine der größten Herausforderungen bei der Umsetzung<br />
von IoT-Lösungen sind die heterogenen Datenstrukturen“, sagt<br />
Bernd Behler, Chief Technical Officer bei Tresmo. Der unabhängige<br />
Augsburger IoT-Dienstleister hat Erfahrungen in zahlreichen IoT-Projekten<br />
gesammelt: „Die internetfähige Hardware ist nur ein Baustein<br />
des Ganzen. Ebenso wichtig ist ein intelligentes Datenkonzept,<br />
denn die Daten müssen nicht nur erfasst und übertragen werden.<br />
Eine IoT-Applikation muss in der Lage sein, Daten verschiedener<br />
Modelle und Gerätetypen effizient zu verarbeiten und die Ergebnisse<br />
an die Geräte zurückzugeben.“<br />
Eine naheliegende Möglichkeit, alle vernetzten Geräte auf dasselbe<br />
Datenformat zu heben, ist ein Firmware-Update. Alle Maschinen<br />
wären dann auf demselben digitalen Stand. Experte Behler ist skeptisch:<br />
„Grundsätzlich ist das denkbar, in der Praxis jedoch schwer<br />
umsetzbar. Oft müssen die betroffenen Geräte von einem Techniker<br />
vor Ort upgedated werden, weil sie nicht remote ansprechbar sind.<br />
Stehen die Geräte geografisch verteilt oder sind es einfach viele, ist<br />
dieses Verfahren kaum wirtschaftlich.“ Zudem erfordere die Entwicklung<br />
eines Firmware Updates einen hohen Aufwand und das<br />
Risiko, dass nach dem Aufspielen etwas anderes nicht<br />
funktioniere, sei hoch.<br />
Welche anderen Möglichkeiten gibt es dann? Auch in<br />
die Anwendung, die die Daten aufnimmt und auswertet,<br />
kann die entsprechende Logik integriert werden.<br />
Kompliziert wird es, wenn die Infrastruktur sich ändert,<br />
etwa neue Gerätetypen hinzukommen oder bereits<br />
integrierte Geräte ein Software-Update erhalten.<br />
In der Praxis kommen auf die Anwendungsentwickler<br />
immer wieder Anpassungen zu, erst recht, wenn die<br />
Applikation auf verschiedenen Betriebssystemen laufen<br />
soll. Erfahrungsgemäß führt das zu unvorhersehbaren<br />
Fehlerquellen, denn bei jeder Änderung müssen<br />
alle Apps nicht nur angepasst, sondern auch getestet<br />
und neu ausgerollt werden. „Es empfiehlt sich, die<br />
Datenstandardisierung von den Geräten und dem<br />
Front-End zu trennen“, ist sich Behler sicher. „Findet<br />
die Vereinheitlichung an einer zentralen Stelle, auf einem Zwischen -<br />
layer, statt, müssen Änderungen nur hier durchgeführt werden. Diese<br />
zentrale Logik nimmt den unterschiedlichen Dateninput auf, wandelt<br />
ihn entsprechend um und versorgt alle angebundenen Anwendungen<br />
effizient mit dem standardisierten Output.“<br />
Eine IoT-Plattform als Vermittler<br />
Wie kann das in der Praxis aussehen? Als Zwischenlayer bieten sich<br />
IoT-Plattformen an, die diesen Übersetzungsjob übernehmen. Der<br />
Vorteil: Neue Geräte und Datenformate lassen sich leichter integrieren,<br />
da die Anpassung nur auf der Plattform vorgenommen werden<br />
muss. Das Gleiche gilt für die Belieferung verschiedener Front-End-<br />
Geräte: Die Plattform liefert praktisch fertig, was die Endgeräte wissen<br />
müssen. Die App selbst stellt nur dar und braucht damit bei Änderungen<br />
auch nicht neu ausgerollt zu werden.<br />
Dennoch birgt auch diese Herangehensweise Herausforderungen.<br />
Behler: „Unternehmen benötigen dafür ein eigenes, intelligentes<br />
Datenmodell. Dieses sollte übergreifend über alle Produkte eines<br />
Unternehmens hinweg funktionieren und dabei gleichzeitig flexibel<br />
genug gestaltet sein, um künftige Entwicklungen abbilden zu können.<br />
Das erfordert eine gute Kommunikation zwischen den<br />
36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2018