LVR-Psychiatrie-Report 2020 - Empowerment und Partizipation
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
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EMPOWERMENT UND PARTIZIPATION<br />
individueller sozialpädagogischer Aktivierung. In Kooperation<br />
mit einem weiteren Anbieter arbeitsmarktlicher Leistungen,<br />
der Neue Arbeit der Diakonie Essen, kamen aufsuchende Sozialarbeit,<br />
berufsbezogene Aktivierungsmaßnahmen, Maßnahmen<br />
zur Förderung psychischer <strong>und</strong> körper licher Be last barkeit<br />
<strong>und</strong> tagesstrukturierende Maß nahmen hinzu. Zuvor auf<br />
sozialmedizinische Begutachtung fokus sierte Projekte haben<br />
sich also zu einer arbeitsmarktlichen Maßnahme entwickelt,<br />
die Betroffene sechs bis neun Monate durchlaufen.<br />
Perspektiven für die Unterstützung<br />
Die Heranführung an den Arbeitsmarkt ist für psychisch<br />
kranke Arbeitslose ein mehrjähriger Prozess. Ein wesentlicher<br />
Erfolgsfaktor dürfte die erfolgreiche Behandlung der<br />
psychischen Erkrankungen sein. Die Involvierung einer Klinik<br />
ist eine gute Möglichkeit, Personen mit chronischen, meist unbehandelten<br />
psychischen Erkrankungen nicht nur allgemeine<br />
Therapieempfehlungen zu geben, sondern bei der Vermittlung<br />
in Angebote des lokalen Hilfesystems zu unterstützen.<br />
Teilnehmer*innenlenkung „FIT FOR WORK“<br />
Die Integrationsfachkraft lädt die K<strong>und</strong>*innen zur<br />
Teilnahme an der Maßnahme ein.<br />
Mit ihrer K<strong>und</strong>*innennummer werden interessierte Teilnehmer*innen<br />
mittels eines internen Terminvergabesystems<br />
für eine Screeninguntersuchung an einem<br />
der neun Essener Jobcenter angemeldet.<br />
Das <strong>LVR</strong>-Klinikum Essen erhält wöchentlich Terminlisten,<br />
in denen die vergebenen Screeningtermine <strong>und</strong><br />
offenen Sprechst<strong>und</strong>en vermerkt sind; die K<strong>und</strong>*innen<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en sind per K<strong>und</strong>ennummer anonymisiert.<br />
Dynamische Entwicklung der Projekte<br />
Durch den universitären Status des <strong>LVR</strong>-Klinikum Essen ist<br />
eine ste tige Auswertung der Daten, etwa im Rahmen von Doktorarbeiten,<br />
gewährleistet. Das <strong>LVR</strong>-Klinikum Essen hat um<br />
den Bereich „Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> psychische Erkrankungen“<br />
weitere Projekte entwickelt. Gefördert durch das Ministerium<br />
für Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales NRW wird zum Beispiel<br />
das „Empfangsraumprojekt“ durchgeführt. Es werden Kommu<br />
nikationswege zwischen oft wohn ortfernen Suchtfachkliniken,<br />
dem Jobcenter Essen <strong>und</strong> dem <strong>LVR</strong>-Klinikum Essen aufgebaut,<br />
um bei arbeitslosen Patient *innen nach der Entlassung<br />
aus der suchtfachklinischen Be hand lung eine suchtmedizinisch-psychiatrische<br />
ambulante Weiter be hand lung sowie eine<br />
rasche Vorstellung beim Jobcenter zu ge währleisten. Bef<strong>und</strong>e<br />
der suchtfachklinischen Behandlung werden in die Planung<br />
der Hilfen einbezogen.<br />
Mitarbeiter*innen des <strong>LVR</strong>-Klinikum Essen klären K<strong>und</strong>*<br />
innen im Jobcenter über die Teilnahmebedingungen<br />
auf, etwa über Datenschutz <strong>und</strong> Schweigepflicht.<br />
Bei Einverständnis erfolgt das diagnostische Screening.<br />
An den Standorten des <strong>LVR</strong>-Klinikum Essen finden<br />
dann 2 – 6 Termine zur Tiefendiagnostik mit standardisierten,<br />
strukturierten klinischen Interviews (zum<br />
Beispiel DIPS, SCID-5-PD) statt.<br />
Modul-Angebote<br />
1 Motivierende Gespräche (psychologisch)<br />
2 Basale Skills<br />
3 Stabilisierung<br />
3 Fertigkeitstraining (psychologisch)<br />
4 Einzel-Coaching (pädagogisch)<br />
5 Aufsuchende Sozialarbeit<br />
<strong>LVR</strong>-Klinikum Essen<br />
Neue Arbeit der Diakonie<br />
Gesellschaftliche <strong>und</strong> sozialrechtliche Relevanz<br />
Die berufliche Rehabilitation in Deutschland ist in Schritten<br />
organisiert. Häufig erhalten Patient*innen die Chance zur Wiedereingliederung<br />
in den Arbeitsmarkt erst, wenn sie durch<br />
eine oft langfristige Behandlung psychisch stabilisiert sind.<br />
Beim „supported employment“ ( Hoffmann, 2013) ist die (frühe)<br />
Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt hingegen bereits<br />
Teil des therapeutischen Prozesses. Teilhabe <strong>und</strong> Inklusion<br />
werden durch eine berufliche Wiedereingliederung zentral<br />
gefördert. Durch die Aufnahme einer Arbeit kann sich zudem<br />
der Ges<strong>und</strong>ungsprozess verstärken. Erste sozialrechtliche<br />
Ent wicklungen („MitArbeit“) zu einem sozialen Arbeitsmarkt<br />
für Langzeitarbeitslose, unterstützt durch Coaches, haben<br />
Ähn lichkeiten mit diesen sozialpsychiatrischen Überlegungen<br />
des „supported employment“ zur Unterstützung beim<br />
Heranführen an das Berufsleben. Nach den Ergebnissen der<br />
Essener Projekte gehört eine psychiatrische Behandlung zu<br />
den wesentlichen begleitenden Hilfen.<br />
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