10.11.2020 Aufrufe

LVR-Psychiatrie-Report 2020 - Empowerment und Partizipation

Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.

Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.

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Intensive Gespräche helfen bei der Aufarbeitung<br />

Richard B. hat seit Jahren wiederkehrende Aufnahmen<br />

in der <strong>LVR</strong>-Klinik Köln, er leidet an einer Psy chose.<br />

In akuten Krisen hört er Stimmen, die ihn bedrängen,<br />

sich das Leben zu nehmen. Nach einer Entlassung vor<br />

drei Jahren hat er sich zu einer Be handlungs verein barung<br />

ent schlossen. Zum Ver ein barungsgespräch hat er<br />

seine Schwester als Vertraute mitgebracht. Auch wenn<br />

das intensive, detaillierte Gespräch teils ein Wiedererleben<br />

der schwierigen Aufnahme bedeutete, konnte<br />

er for mu lieren, welche Medika mente zum Beispiel er<br />

bei einer Notaufnahme bereit wäre zu nehmen. Auch<br />

dass er bereit sei, freiwillig in der Klinik zu bleiben,<br />

wenn er in einer Akutphase mit recht lichem Beschluss<br />

un ter gebracht werden müsste. Seit der Vereinbarung<br />

war Herr B. viermal in der <strong>LVR</strong>-Klinik Köln. In allen<br />

Fällen konnte er sich trotz akuter Psychose an die Vereinbarung<br />

erinnern <strong>und</strong> diese akzeptieren. Wie vereinbart,<br />

nahm er seine Medikamente <strong>und</strong> blieb freiwillig.<br />

Er erlebt die Klinik heute als Partner. Auch die Klinik<br />

hielt sich an die Vereinbarungen <strong>und</strong> sorgte dafür,<br />

dass er nur in einer Station untergebracht wurde,<br />

die ihm bekannt <strong>und</strong> vertraut war. So gibt die Be handlungsvereinbarung<br />

beiden Seiten eine gute <strong>und</strong><br />

sichere Basis.<br />

Beispiel 1<br />

Vereinbarung gibt Sicherheit<br />

Tanja V. leidet seit Jahren an einer bipolaren Störung<br />

<strong>und</strong> hatte mehrere Klinikaufenthalte. Die letzte Aufnahme,<br />

unter anderem mit Zwangsbehandlung, war für<br />

sie sehr problematisch <strong>und</strong> Thema während des gesamten<br />

Aufenthalts. Daher wurde ihr die Möglichkeit<br />

der Be handlungsvereinbarung erläutert. Zuhause <strong>und</strong><br />

in der ambulanten Nachbehandlung beschäftigte sie<br />

sich sehr intensiv mit dem Geschehenen <strong>und</strong> entwickelte<br />

Ideen <strong>und</strong> Vorschläge. Ihre Mutter <strong>und</strong> Schwester<br />

bezog sie in die Aufarbeitung ein. In einem Schriftstück<br />

beschrieb sie detailliert, was bei einer erneuten<br />

Aufnahme aus ihrer Sicht hilfreich sein könnte.<br />

In einem gemeinsamen Gespräch wurde daraus eine<br />

Behandlungsvereinbarung. Es wurden beispielsweise<br />

drei Behandler*innen benannt, zu denen möglichst<br />

schnell ein direkter Kontakt (auch nur telefonisch)<br />

hergestellt werden sollte; Medikamente <strong>und</strong> Entspannungsmethoden<br />

wurden aufgeführt; ihre Schwester<br />

oder Mutter sollten umgehend informiert <strong>und</strong> in<br />

manischen Phasen der Sozialdienst einbezogen<br />

werden, damit es nicht zu ruinösen Käufen kommt.<br />

Seit Bestehen der Behandlungsvereinbarung kam es<br />

zu keinem weiteren Klinikaufenthalt. In regelmäßigen<br />

ambulanten Terminen beschreibt Frau V., dass die intensive<br />

Beschäftigung mit den belastenden Erlebnissen<br />

des letzten Aufenthalts <strong>und</strong> die Aufarbeitung ihr<br />

sehr geholfen haben. Die Behandlungsvereinbarung<br />

gibt ihr Sicherheit, dass sie der Krankheit nicht hilf -<br />

los ausgeliefert ist, sie fühlt sich in der Lage, auch<br />

schlech te Phasen zu gestalten.<br />

Beispiel 2<br />

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