LVR-Psychiatrie-Report 2020 - Empowerment und Partizipation
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
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Trialogisches Forum<br />
Kernelement eines partizipatorischen Forschungsansatzes<br />
Partizipative Forschungsansätze („action research“, „service<br />
user research“; in der deutschsprachigen sozialwissenschaftlichen<br />
Fachliteratur als „Aktionsforschung“ bezeichnet) wurden<br />
seit der Jahrtausendwende zunehmend auch im Bereich<br />
der psychiatrisch-psychotherapeutischen Forschung („mental<br />
health research“) populär. Dabei geht es um den Einbezug<br />
von Menschen mit psychischen Erkrankungen in alle Stufen<br />
des Forschungsprozesses, von der Planung bis zur Durchführung<br />
von Projekten ( Schneider, 2012). Im Zentrum steht<br />
die „Koproduktion“ des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses.<br />
Wich tig ist, dass es sich nicht um eine eigenständige<br />
Forschungsmethode im engeren Sinne handelt, sondern um<br />
eine umfassendere Philosophie des Einbezugs von Menschen<br />
mit psychischen Erkrankungen in den Prozess des wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisgewinns.<br />
Verbindung trialogischer <strong>und</strong> partizipativer Forschung<br />
Im Sinne des Trialogs <strong>und</strong> der Möglichkeit zur Koproduktion<br />
durch alle mittelbar oder unmittelbar von psychischen Er krankungen<br />
Betroffenen wird dieser Ansatz durch den Einbezug<br />
der Angehörigen psychisch Erkrankter ergänzt. Die Zu sammen<br />
führung der Konzepte von Trialog <strong>und</strong> partizipativer Forschung<br />
ist eine neue Vorgehensweise in der Versorgungsforschung.<br />
Trialogische partizipative Forschungsansätze befinden<br />
Trialogisches Forum<br />
sich hier noch in der Entwic klung ( Wright et al., 2018), wobei<br />
es erste Erfahrungen aus der psychiatrischen Versor gungsforschung<br />
gibt, etwa in Mecklenburg- Vorpommern ( Pomow<br />
s ki, 2018) <strong>und</strong> Hamburg ( Bock et al, 2015). Das <strong>LVR</strong>-IVF<br />
ge staltet die Entwicklung in diesem Bereich mit.<br />
Ein Trialogisches Forum der psychiatrischen Versorgungsfor<br />
schung stellt ein Kernelement des partizipatorischen Forschungs<br />
ansatzes des <strong>LVR</strong>-IVF dar. Dabei diskutieren Instituts<br />
mitarbeitende mit psychisch erkrankten Menschen <strong>und</strong><br />
Angehörigen allgemeine Richtungen sowie konkrete Projektideen<br />
<strong>und</strong> Projekte der Versorgungsforschung. Künftig soll die<br />
stärkere Einbeziehung von <strong>Psychiatrie</strong>-erfahrenen bei einzelnen<br />
Projekten des Instituts ausgelotet werden.<br />
Trialogisches Forum am <strong>LVR</strong>-IVF<br />
Das erste Trialogische Forum des <strong>LVR</strong>-IVF fand im März 2019<br />
mit 16 Teilnehmenden statt. Sie begrüßten die neue Form,<br />
Menschen mit psychischen Erkrankungen <strong>und</strong> ihre Angehörigen<br />
in die psychiatrische Versorgungsforschung einzubeziehen<br />
<strong>und</strong> formulierten Themen, die in der Forschungsplanung<br />
berücksichtigt werden könnten, wie Erfahrungen <strong>und</strong> Erlebnisse<br />
von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei den<br />
<strong>LVR</strong>-Qualitätsindikatoren einzubeziehen, die Reflexion skandi<br />
navischer Ver sor gungs modelle, Recovery-orientierte Forschungs<br />
projekte oder der Ausbau der Qualitativen Forschung.<br />
Seitens des <strong>LVR</strong>-IVF wird angestrebt, eine stärkere Einbeziehung<br />
von Menschen mit psychischen Erkrankungen <strong>und</strong> Angehörigen<br />
in die Planung <strong>und</strong> Durchführung von Forschungsprojekten<br />
zu erreichen <strong>und</strong> geeignete Projekte <strong>und</strong> Formen<br />
der Zusammenarbeit zu identifizieren. Die Implementierung<br />
eines Trialogischen Forums am <strong>LVR</strong>-IVF ist zentrales Element<br />
eines partizipativen Forschungsansatzes.<br />
Profis<br />
Bewertung <strong>und</strong> Ausblick<br />
Betroffene<br />
Angehörige<br />
Forschungsprojekte wie CANDY setzen auf der Mikroebene<br />
der Versorgung an <strong>und</strong> haben zum Ziel, das Patient*innenwohl<br />
sowie das <strong>Empowerment</strong> der Patient*innen zu fördern.<br />
Forschungsprojekte wie PsyKom oder das Trialogische Forum<br />
setzen zusätzlich an der organisationalen Mesoebene der<br />
Ver sorgung an. Die beschriebenen Projekte sollen Menschen<br />
mit psychischen Erkrankungen zugutekommen. Sie werden<br />
in Zukunft innerhalb des <strong>LVR</strong>-IVF ausgebaut <strong>und</strong> eignen sich<br />
teils auch zur Umsetzung in den Verb<strong>und</strong>kliniken.<br />
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