LVR-Psychiatrie-Report 2020 - Empowerment und Partizipation
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
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EMPOWERMENT UND PARTIZIPATION<br />
Stationsunabhängige Leistungen<br />
Beispiel 1<br />
Die KJPPP führte 2018 das Modellvorhaben DynaLIVE<br />
ein. Es ermöglicht, Patient*innen stationär oder teil -<br />
sta tio när zu behandeln <strong>und</strong> stationsun abhängige<br />
Lei stungen (SUL) anzubieten. In der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
nehmen nur wenige Kinder- <strong>und</strong> Ju gend psy chia trien<br />
am Modellvorhaben teil , das überregionale Interesse<br />
ist daher groß. Mithilfe der SUL können Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche stati ons integriert an psychotherapeutischen<br />
Gesprächen, therapeutischen Einzel- oder<br />
Gruppenangeboten sowie pädagogischen <strong>und</strong> pflegerischen<br />
Angeboten teilnehmen. Die Behandlung besteht<br />
weiterhin aus der Kombination unterschiedlicher Ansätze.<br />
Die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen haben die Möglichkeit,<br />
statt in der Klinik zu Hause zu<br />
übernachten <strong>und</strong> dort auch tagsüber Zeit<br />
zu verbringen. In der Regel kommen die<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen nach einem zwei- bis vierwöchigen<br />
teil- bzw. vollsta tionären Aufenthalt in den<br />
stationsintegrierten Rahmen des DynaLIVE Pro gramms.<br />
Behandler*innen sowie das stationäre Umfeld bleiben<br />
unverändert, so dass das multi professionelle Team<br />
den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wie den Sorgeberechtigten<br />
vertraut ist. Bei einigen Störungsbildern – <strong>und</strong><br />
auch bei der Überleitung zurück in die ambulante Behandlung<br />
– ist die Möglichkeit der stationsintegrierten<br />
Behandlung hilfreich <strong>und</strong> wird gut angenommen.<br />
Therapie im Alltag<br />
Beispiel 2<br />
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit in der KJPPP im<br />
Rahmen des DynaLIVE Programms ist die aufsuchende<br />
Behandlung: Therapie im Alltag, kurz ThimA.<br />
Sowohl aus der Ambulanz als auch aus dem teil- bzw.<br />
vollstationären Set ting heraus können Behandlungen<br />
zu Hause erfolgen. Dies ist etwa sinnvoll für Patient*in<br />
nen mit ADHS, Autismus, depressiven Stö run gen<br />
oder Essstörungen. Aufsuchende Behandlungselemente<br />
können im Rahmen einer stationären Behandlung erfolgen,<br />
an diese angehängt werden oder diese ersetzen.<br />
Ein Team prüft sorgfältig, ob ein Kind bzw. Jugendlicher<br />
<strong>und</strong> die Familie für ThimA infrage kommen.<br />
Den Eltern wird die Behandlung erläutert. Sie müssen<br />
mit den Besonderheiten des Programms einverstanden<br />
sein. Ein- bis mehrmals die Woche wird die Familie zu<br />
Hause besucht. Es gibt Einzel- oder Familiengespräche<br />
bzw. Übungen. Begleitung in die Schule ist ebenfalls<br />
möglich. Im Programm werden Schwierigkeiten, die zu<br />
Hause auftreten, direkt vor Ort behandelt <strong>und</strong> die Eltern<br />
in der konkreten Situation unterstützt. Es verbessert<br />
zudem den Übergang vom teil- bzw. vollstationären in<br />
das ambulante Setting, etwa wenn keine ambulante<br />
Anschlussbehandlung gef<strong>und</strong>en werden konnte.<br />
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