LVR-Psychiatrie-Report 2020 - Empowerment und Partizipation
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
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Soteria – Station mit individueller Betreuung<br />
Der Begriff Soteria, der Geborgenheit <strong>und</strong> Heilung ausdrückt,<br />
findet in der aktuellen wissenschaftlichen Forschung seinen<br />
Niederklang darin, dass als bestgesicherter Wirkfaktor für eine<br />
erfolgreiche Behandlung die positive Beziehungsgestaltung<br />
gilt. Daher war es zielführend, dass die <strong>LVR</strong>-Klinik Bonn im<br />
Jahr 2012 die psychiatrische Behandlung nach dem Soteria-<br />
Prinzip im Sinne einer störungsspezifischen Behandlung für<br />
Patient*innen mit Psychoseerkrankungen implementiert hat.<br />
Erfahrungen der vergangenen Jahre<br />
Von 2012 bis heute wurden in der Soteria-Station der <strong>LVR</strong>-Klinik<br />
Bonn mehr als 1.000 Patient*innen erfolgreich behandelt.<br />
Hier von litten etwa 75 Prozent an schizophrenen Psycho sen,<br />
doch auch Patient*innen mit anderen Diagnosen pro fitierten<br />
von dem besonders milieu- <strong>und</strong> personentherapeutisch ausgerich<br />
teten Behandlungssetting.<br />
Ein struktureller Meilenstein <strong>und</strong> Erfolg war der Umzug der<br />
So te ria-Station 2015 vom Haupt- in ein Außengebäude, der<br />
die Mög lichkeiten der Milieu- <strong>und</strong> Soziotherapie nochmals<br />
förderte. Als günstiger Behandlungsfaktor erwies sich die alltagspraktische<br />
Unterstützung zur Förderung der Teilhabe <strong>und</strong><br />
<strong>Partizipation</strong>. Dies zeigte sich auch in einer bedeutsamen Reduktion<br />
notwendiger Vergaben von neuroleptischen Medikamen<br />
ten, wie sich nach dem Umzug darstellen lässt.<br />
Klar wurde, dass diese Behandlungserfolge nur mit einer ausreichenden<br />
Personalausstattung zu erreichen sind. Im Weiteren<br />
wurde ein optimaler Behandlungserfolg nur erzielt, wenn<br />
die mittlere Behandlungsdauer mit etwa sechs Wochen ca.<br />
20 Prozent über dem in der Klinik bestehenden Durchschnitt<br />
lag, um so die psychische Stabilität nachhaltig zu stärken.<br />
Die Soteria-Station vermittelt Sicherheit <strong>und</strong><br />
Geborgenheit für Menschen in psychotischen Krisen.<br />
Zukunftschancen <strong>und</strong> Perspektiven<br />
Die Wertschätzung der Qualität der Soteria-Behandlung zeigt<br />
sich, neben der sehr positiven Resonanz der Patien t *in nen, in<br />
der Zertifizierung der Soteria-Station durch die In ternationale<br />
Arbeitsgemeinschaft Soteria. Eine entscheidende Weiterentwicklung<br />
des Soteria-Behandlungsgedankens ist das Ziel, die<br />
alltagspraktischen Fähigkeiten so zu stärken, dass Patient-<br />
*in nen so schnell wie möglich in ihren eigenen Lebens alltag<br />
zurückkehren <strong>und</strong> dort ein größtmögliches Maß an selbstbestimmter<br />
Teilhabe erleben.<br />
Begleitung im persönlichen Lebensumfeld<br />
Hier setzt das Modellvorhaben DynaLIVE an. Die milieu- <strong>und</strong><br />
so ziotherapeutisch ausgerichtete personenzentrier te Behandlung<br />
wird von der Station ins häusliche Milieu der Patient*innen<br />
ausgeweitet. Im stationären Rahmen Erlerntes wird mit<br />
therapeutischer Unterstützung von den Patient*innen in den<br />
persönlichen Alltag <strong>und</strong> ihre Lebenswelt umgesetzt <strong>und</strong> so<br />
Inklusion befördert. DynaLIVE stärkt ressourcenfördernde<br />
all tagspraktische Be fähigung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>ung. Der Gefahr von<br />
„Hospitalisierung“ <strong>und</strong> Verlust fördernder Bindungen wird zugleich<br />
begegnet. Bisher wurden von der Soteria-Station aus<br />
mehr als 200 Patient*innen im Modellvorhaben DynaLIVE –<br />
im Mittel ca. vier Wochen lang – behandelt.<br />
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