LVR-Psychiatrie-Report 2020 - Empowerment und Partizipation
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
Das Schwerpunktthema des LVR-Psychiatrie-Reports 2020 lautet Empowerment und Partizipation. Empowerment bedeutet, unsere Patient*innen zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung dafür ist, Patient*innen partizipativ und möglichst umfänglich in Entscheidungsprozesse zum Beispiel über Behandlungsmöglichkeiten einzubeziehen.
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Mehr Personal für psychiatrische<br />
<strong>und</strong> psychosomatische Kliniken<br />
_Richtlinie zur Personalausstattung in <strong>Psychiatrie</strong> <strong>und</strong> Psychosomatik<br />
Psychiatrische <strong>und</strong> psychosomatische Kliniken sind seit dem<br />
1. Januar <strong>2020</strong> verpflichtet, Mindestvorgaben für die Personalausstattung<br />
einzuhalten. Das hat der Gesetzgeber 2016<br />
im Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung <strong>und</strong> Vergütung<br />
für psychiatrische <strong>und</strong> psychosomatische Leistungen<br />
(Psych-VVG) beschlossen.<br />
Wie diese verbindlichen Mindestvorgaben für die Ausstattung<br />
der stationären Einrichtungen mit dem für die Behandlung<br />
erforderlichen therapeutischen Personal konkret aussehen<br />
<strong>und</strong> einzuhalten sind, hat der Gemeinsame B<strong>und</strong>esausschuss<br />
(G-BA) in der Qualitätsrichtlinie zur Personalausstattung <strong>Psychiatrie</strong><br />
<strong>und</strong> Psychosomatik (PPP-RL) festgelegt. Ausreichende<br />
Per sonalausstattung ist ein wesentliches Merkmal von<br />
Qualität im Krankenhaus <strong>und</strong> soll über Mindestvorgaben sichergestellt<br />
werden, möglichst evi denzbasiert sein <strong>und</strong> zu<br />
einer leitliniengerechten Behandlung beitragen.<br />
»Die aktuelle Richtlinie zur Personalausstattung<br />
verfehlt den gesetzlichen Auftrag,<br />
die qualitative Versorgung in der <strong>Psychiatrie</strong><br />
durch eine angemessene Personalausstattung<br />
weiterzuentwickeln <strong>und</strong> an die<br />
zeitgemäßen Bedarfe moderner<br />
Versorgungskonzepte anzupassen.«<br />
Stefan Thewes, Leiter Fachbereich<br />
„Wirtschaftliche Steuerung“ des <strong>LVR</strong>-Dezernats<br />
Klinikverb<strong>und</strong> <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong> Heilpädagogischer Hilfen<br />
Die PPP-RL orientiert sich dabei stark an der bis dato gültigen<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-Personalverordnung (Psych-PV), da diese bisher<br />
der einzige Standard ist, der empirisch hergeleitete Personalzahlen<br />
für alle Berufsgruppen vorgibt. Anders als in der<br />
Psych-PV, die ein Instrument zur Personalbemessung darstellte<br />
<strong>und</strong> Basis für Budgetverhandlungen war, werden mit<br />
der neuen Qualitätsrichtlinie erstmals verbindliche personelle<br />
Mindestvorgaben eingeführt.<br />
Veraltete Anforderungen an die Personalausstattung<br />
Primärer Kritikpunkt an der Richtlinie ist, dass sie vorerst<br />
keine Weiterentwicklung der psychiatrischen <strong>und</strong> psychosomatischen<br />
Versorgung bewirkt. Dies lässt sich bereits daran<br />
ablesen, dass die 1990 – 1991 entwickelten Regelaufgaben der<br />
beteiligten Berufsgruppen weitgehend übernommen <strong>und</strong> nur<br />
in wenigen Punkten pauschal angepasst wurden. Auch die für<br />
die Berechnung der Mindestvorgaben erforderlichen Minutenwerte<br />
je Patient <strong>und</strong> Berufsgruppe (siehe Infokasten) wurden<br />
nur leicht modifiziert übernommen. Sie bilden damit nicht den<br />
Personalbedarf heu tiger Versorgungskonzepte ab. Die „Sicherstellung<br />
einer leitliniengerechten Versorgung“ liegt in der Verantwortung<br />
der Verhandlungspartner vor Ort.<br />
Rückschritt für innovative Modellvorhaben<br />
<strong>und</strong> Therapieangebote<br />
Die PPP-RL ist auf einem starren Stationsbezug aufgebaut,<br />
der die Weiterentwicklung einer modernen, sozialräumlich<br />
ori entierten <strong>Psychiatrie</strong> behindert <strong>und</strong> einen Rückschritt impliziert.<br />
Erfolgreiche Modellvorhaben wie „DynaLive“ der <strong>LVR</strong>-<br />
Klinik Bonn, die auf eine individuelle Behandlung von Patient*innen<br />
in ihrem Lebensumfeld zugeschnitten sind, <strong>und</strong> damit<br />
stationsunabhängig arbeiten, werden dadurch behindert.<br />
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