Kunstbulletin Juni 2021
Die Kunstbulletin Juni-Ausgabe 2021. Mit Beiträgen zu: Renée Levi, Olafur Eliasson, Mireille Gros, Franz Erhard Walther uvm.
Die Kunstbulletin Juni-Ausgabe 2021. Mit Beiträgen zu: Renée Levi, Olafur Eliasson, Mireille Gros, Franz Erhard Walther uvm.
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Marie Griesmar, Mélia Roger,<br />
Paula König<br />
Dietikon — Zum Rauschen und Plätschern der<br />
Limmat mischen sich Kirchenglocken, hämmernde<br />
Geräusche der am Fluss ansässigen<br />
Industrie und des durchrasenden Zugverkehrs.<br />
Das stört vielleicht das klassisch romantische<br />
Bild des Am-Wasser-Seins, gehört jedoch zur<br />
heutigen Realität fraglos dazu. Die raumfüllende<br />
Sound-Installation ‹Humeurs›, <strong>2021</strong>, der<br />
französischen Künstlerin Mélia Roger (*1996)<br />
macht diesen Klangteppich für das Publikum<br />
der Ausstellung hörbar. Die 4-Kanal-Installation<br />
wird ergänzt durch vier Postkarten mit Erinnerungstexten<br />
der Künstlerin, die auf der Rückseite<br />
kartografisch am Flusslauf der Limmat<br />
verortet sind. Es sind gleichzeitig die Stellen,<br />
an denen die Aufnahmen der Soundinstallation<br />
entstanden sind.<br />
Mit dem klingenden Namen ‹burble, gurgle,<br />
splash (settling at the river)› eröffnet der neue<br />
‹Dietikon Projektraum› als Zwischennutzung in<br />
den Räumlichkeiten der ehemaligen Metzgerei<br />
am Kronenplatz. Die Schau widmet sich<br />
Wassergeschichten und Flusspolitiken und legt<br />
in diesem breiten Feld den Fokus auf urbane<br />
Wassersysteme. Mit einem forschenden Ansatz<br />
zum Jahresthema ‹Moving Cities› zeigt das<br />
Kuratorinnenteam Kim Anni Bassen, Desirée<br />
Hieronimus und Lourenço Soares als Auftakt<br />
der Ausstellung im Schaufenster historische<br />
Fotografien zur Limmatkorrektur um 1890, zu<br />
den Ausbaggerungen Ende des 20. Jahrhunderts<br />
und zur Renaturierung im Jahr 2004.<br />
Die drei präsentierten künstlerischen Positionen<br />
thematisieren diese Schnittstelle zwischen<br />
Mensch und Fluss; so beispielsweise die<br />
grossformatige, auf Stoff gedruckte Malerei<br />
‹Ein Versuch, eine Mauer zu bauen›, 2020, der<br />
Künstlerin Paula König (*1993). Sie nimmt<br />
Bezug auf das archäologische Gedächtnis des<br />
Flusses als Ort der Abhängigkeit und Kontrolle<br />
und erweitert dabei passend die von Marie<br />
Griesmar (*1992) platzierten Gesteinsbrocken<br />
der Arbeit ‹Die Reppisch›, <strong>2021</strong>: Als architektonische<br />
Spuren wurden sie von der Künstlerin<br />
an gelben Nylonschnüren für längere Zeit<br />
in die Reppisch getaucht, um Prozesse der<br />
Erosion und Besiedelung von Flora und Fauna<br />
durch den Fluss zu beobachten. Ergänzend<br />
versinnbildlicht der auf dem Boden installierte<br />
Postkartenstapel ‹Viele Versuche, einen Fluss<br />
zu malen›, 2020, von König die Bewegungen und<br />
Strömungen des Wassers, wenn Besucher und<br />
Besucherinnen einzelne Karten in alle Himmelsrichtungen<br />
davontragen. GRO<br />
Paula König · Installationsansicht Dietikon<br />
Projektraum<br />
Dietikon Projektraum, Fassade und Schaufenster<br />
→ Dietikon Projektraum, bis 30.5.<br />
↗ www.dietikonprojektraum.ch<br />
HINWEISE // CHUR / DIETIKON<br />
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