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Kunstbulletin Juni 2021

Die Kunstbulletin Juni-Ausgabe 2021. Mit Beiträgen zu: Renée Levi, Olafur Eliasson, Mireille Gros, Franz Erhard Walther uvm.

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arte elementare<br />

Hochdorf — ‹arte elementare›: Unter diesen<br />

schlichten, doch grundsätzlichen Titel stellt<br />

Giuseppe Di Salvatore seinen Beitrag zu einer<br />

Reihe von Ausstellungen junger Gastkuratorinnen<br />

und -kuratoren im Kunstraum Hochdorf.<br />

«Es geht nicht um die Wirkung von Licht,<br />

Zeichen und Farben im Raum, sondern um den<br />

Raum, der durch Licht, Zeichen, Farben gestaltet<br />

und erfahren wird.»<br />

Der explizite Bezug auf den «Spazialismo» und<br />

den Postminimalismus in der italienischen<br />

Nachkriegskunst eröffnet einen Begegnungsraum<br />

über die Spartengrenzen hinweg. So trifft<br />

Malerei von Tanja Nittka und Alfred Sidler auf<br />

Animationsfilme von Zaide Kutay und Géraldine<br />

Cammisar, auf Elisabeth Sonnecks raumgreifende<br />

Installationen, die wie Echoräume der<br />

Malerei erscheinen, und auf die reduzierten installativen<br />

Gesten von Renata Bünter, wo Linien<br />

das dreidimensionale Kontinuum interpunktieren.<br />

Elemente des Geschehens werden ebenso<br />

die musikalische Performance von Stephen<br />

Menotti bei der Finissage sein wie der Essay<br />

des Kurators im Katalog der Ausstellungsreihe.<br />

Materialien, Klang, Licht und Text sollen sich<br />

nicht in medienreflexiver Selbstbezüglichkeit<br />

gegeneinander abgrenzen, sondern zu einer<br />

übergreifenden Erfahrungswelt verbinden.<br />

Und doch wird es spannend sein zu entdecken,<br />

worin diese Verbindungen bestehen. Es wird<br />

sich keine grosse kollektive Erzählung entspinnen,<br />

auch keine Wechselrede nach Themen. Ein<br />

Schlüsselmoment dieses elementaren Begegnens<br />

dürfte vielmehr in der Erfahrung von Zeit<br />

liegen in einem Raum, der zum gemeinsamen<br />

Ort wird. Dauer und Ausdehnung sind stark<br />

historisch geprägte Wahrnehmungen. Vermutlich<br />

erfahren wir nach Monaten des Lockdowns<br />

und mit dem dringlichen Bewusstsein der<br />

Klimadeadline die Zeit ganz anders als Lucio<br />

Fontana 1971, der in seinem ‹Weissen Manifest›<br />

die Elemente des Spazialismo vor allem<br />

im Modus der Beschleunigung wahrnimmt:<br />

«Es gibt kein ruhiges Leben mehr. Der Begriff<br />

der Geschwindigkeit ist eine Konstante im<br />

menschlichen Leben. Das Zeitalter einer Kunst<br />

paralysierter Farben und Formen ist vorüber.»<br />

Nuancen der Lichtverschiebung, Verläufe von<br />

Klangfarben, Zwischenräume in Rhythmen<br />

schaffen ein neues Verständnis des «Spazio»,<br />

wenn nicht mehr das Wachstum die Erwartungen<br />

bestimmt. ‹arte elementare› fragt nach<br />

anderen Formen der Aufmerksamkeit, über die<br />

Finissage hinaus in den Texten. HRR<br />

Elisabeth Sonneck · Scrollpainting 53<br />

Tresholds, 2018, Öl auf Papier je 110 x 493–<br />

1000 cm, Bambus, Nylonschnur, Steine, IWE Art<br />

Museum, Kunming. Foto: Yang Rui<br />

Stephen Menotti · Posaunen-Performanz,<br />

4 Posaunen, 3 Lautsprecher, Dreirosenbrücke,<br />

Basel, <strong>2021</strong><br />

→ Kunstraum Hochdorf, 13.6.−11.7.<br />

↗ www.kunstraum-hochdorf.ch<br />

70 <strong>Kunstbulletin</strong> 6/<strong>2021</strong>

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