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Kunstbulletin Juni 2021

Die Kunstbulletin Juni-Ausgabe 2021. Mit Beiträgen zu: Renée Levi, Olafur Eliasson, Mireille Gros, Franz Erhard Walther uvm.

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jenseits<br />

Heerbrugg — Drüben wohnen die anderen.<br />

Drüben ist überhaupt alles anders. Oder zumindest<br />

ein bisschen. Das politische System<br />

beispielsweise und das Schulsystem, auch die<br />

Geschichte, die Währung, ausser im Fürstentum<br />

Liechtenstein, ebenso die Mentalität. An<br />

welchen Punkten existieren Grenzen nicht nur<br />

auf der Landkarte, sondern sind auch zu spüren?<br />

Kommt es darauf überhaupt an? Können<br />

sich diese Unterschiede verändern?<br />

Im St. Galler Rheintal teilt der Fluss mehr<br />

als nur das topografische Gelände. Aber er<br />

verbindet auch: Das Wasser fliesst von hier bis<br />

Rotterdam. Der Rhein bietet Identifikationspotenzial<br />

ebenso wie Assoziationsfläche.<br />

Letztere nutzt die Ausstellung ‹jenseits› im<br />

Stellwerk Heerbrugg. Sie gehört in die Reihe<br />

‹Kulturraum S4›, mit der das Amt für Kultur des<br />

Kantons St. Gallen ganz unterschiedliche Orte<br />

entlang der S-Bahn-Linie 4 der Südostbahn in<br />

den Blick rückt. Nach Stationen in einem Bergwerksstollen,<br />

im Kloster Magdenau oder im<br />

Wartesaal des Bahnhofs Lichtensteig nun also<br />

das Stellwerk: ein kleiner zweigeschossiger<br />

Bau, wie es viele gibt – unauffällig, im oberen<br />

Stockwerk grosszügig durchfenstert, zweckmässig<br />

und doch ausgemustert. In Heerbrugg<br />

wird das Stellwerk seit bald zwanzig Jahren<br />

von einem Verein als Ort für Kultur genutzt. Nun<br />

zieht für einmal die Kunst mit einer kuratierten<br />

Gruppenausstellung ein. Das Motto ‹jenseits›<br />

steht lose über allem, nicht zuletzt deshalb,<br />

weil sich das Konstrukt Landesgrenze derzeit<br />

auch im Rheintal deutlich manifestiert.<br />

Claude Bühler (*1991) wendet den Blick<br />

von ihren früheren globalen Themen in die<br />

unmittelbare Nähe. Ihre Fotoinstallation zeigt<br />

das Universelle im Eigenen und Individuellen.<br />

Tamara Janes (*1981) stellt die unkritisch<br />

medial vervielfachten Bildwelten in den sogenannten<br />

sozialen Netzwerken ihren Rechercheergebnissen<br />

in der New Yorker ‹Public Library<br />

Picture Collection› gegenüber. Einen starken<br />

formalen Kontrast zu diesen beiden Positionen<br />

stellen die Arbeiten der St. Gallerin Priska Rita<br />

Oeler (*1961) dar. Sie untersucht die Wechselwirkung<br />

von Rohleinwand und Farbflächen, von<br />

malerischer Handlung und Material. Von Miro<br />

Schawalder (*1983) wird der Entstehungsprozess<br />

des Hörspaziergangs ‹Grenzschleusen<br />

im Rheinvorland› präsentiert. Ob NS-Zwangsarbeit,<br />

Hochwasserschutz oder Flucht – in<br />

seiner Arbeit kommen das Trennende und das<br />

Verbindende zusammen. KS<br />

Claude Bühler · we are together in this,<br />

2020/21, (Serie), Courtesy Kulturraum S4<br />

Tamara Janes · The Public Library Picture<br />

Collection, <strong>2021</strong>, Courtesy Kulturraum S4<br />

→ Kulturraum S4 im Stellwerk Heerbrugg,<br />

bis 4.7.<br />

↗ www.sg.ch (suche: S4)<br />

↗ www.galerie-stellwerk.ch<br />

HINWEISE // GENF / HEERBRUGG<br />

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