Silvia Gertsch — Die Erleuchteten Silvia Gertsch, die Malerin des Lichts, fängt in einer neuen Bildserie das elektronische Leuchten der allgegenwärtigen Smartphones in altmeisterlicher Hinterglasmalerei ein. Damit gelingt ihr eine faszinierende und anspielungsreiche Porträtreihe, in die man sich bei Bernhard Bischoff & Partner versenken kann. Bern — Schauen sie in eine andere Welt? Oder sind sie in sich selbst vertieft? In den Hinterglasgemälden der Serie ‹Illuminated› von Silvia Gertsch (*1963, Bern) mischen sich Ferne und Intimität, Konzentration und eine besondere Form von Entrücktheit. Ausgestellt bei Bernhard Bischoff & Partner zeigen sie Frauen, die ganz bei sich sind und doch in einer anderen Welt. Motivisch erinnern sie an die in der Romantik beliebten Figuren am Fenster oder auch an die Lesenden, die in der gleichen Epoche oft gemalt wurden. Dabei sind diese jungen Frauen, die Gertsch in ihrer jüngsten Werkserie porträtiert hat, durchaus ganz heutig in ihrem Erscheinungsbild. Sie heissen ‹Charlotte›, 2020, ‹Henriette›, 2020 oder ‹Shupei›, 2020, und allen gemeinsam ist, dass ihr Blick auf ein Smartphone gerichtet ist, das sie in den Händen halten. Menschen, die auf ihr Handy gucken – das ist im Alltag so normal, dass man sie kaum noch wahrnimmt.Manchmal fallen sie einem auf, wenn ihr Verhalten irritierend erscheint, wenn zum Beispiel ein Paar sich am Café-Tisch gegenübersitzt und beide vom Bildschirm absorbiert sind. Silvia Gertschs Frauenporträts mit Smartphone sind aber keine billige Kritik am ohnehin Bekannten. Die von ihr gemalten Frauen und Mädchen – oft sind es Fremde, zu denen die Künstlerin keine Beziehung hat – sind meist vor einem nicht näher definierten dunklen Hintergrund zu sehen. In einigen Bildern, etwa in ‹Kiara›, 2020, oder ‹Lele Dancing›, <strong>2021</strong>, gibt es Andeutungen häuslicher Sofakissen-Behaglichkeit. Doch meist ist das Drumherum herabgedimmt auf eine unbestimmte Dunkelheit, die das Licht, das vom Bildschirm auf die Porträtierten fällt, betont. Und dieses Licht ist, neben den Frauen selbst, der wichtigste Akteur im Bild. Bläulich kühl, manchmal auch ins Rötliche gehend, modelliert es die Gesichter der Dargestellten, hebt sie hervor. Die aufwendige und altmeisterliche Technik, die Silvia Gertsch anwendet, das Malen mit eigenhändig angerührten Ölfarben hinter Glas, betont dieses eigentümliche Leuchten noch. Die Porträtierten, alle im nur leicht Lebensgrösse überschreitenden Format 77x53 cm, erscheinen in einem delikat ausgeleuchteten Raum, der es ermöglicht, sie eingehend zu betrachten, mit den Blicken über ihre Gesichter zu wandern, sich darin zu versenken. Ungesehen und ohne sich dabei aufdringlich fühlen zu müssen, denn die Angeschauten schauen ihrerseits konzentriert in flache Fernen. So öffnet sich in Gertschs Serie ‹Illuminated› eine kleine Philosophie des Betrachtens und Betrachtetwerdens. Alice Henkes → ‹Silvia Gertsch – Illuminated›, Galerie Bernhard Bischoff & Partner, bis 3.7. ↗ bernhardbischoff.ch 86 <strong>Kunstbulletin</strong> 6/<strong>2021</strong>
Silvia Gertsch · Henriette, 2020, Hinterglasmalerei, Öl auf Glas, 77 x 53 cm BESPRECHUNGEN // BERN 87
- Seite 1 und 2:
Juni 2021 Fr. 10.-/€ 8.-
- Seite 3 und 4:
FOKUS 28 Renée Levi — Aimée ode
- Seite 5 und 6:
Editorial — Als wäre nie etwas p
- Seite 7 und 8:
Winner German Cameraaward Documenta
- Seite 9 und 10:
Sergio Emery Museod’arteMendrisio
- Seite 11 und 12:
LOUISEBONNET Sphinxes Gagosian Base
- Seite 14 und 15:
Irma Blank, Radical Writings, Pagin
- Seite 16 und 17:
8. Schweizerische Triennale der Sku
- Seite 18 und 19:
Jenseits aller Regeln - Das Phänom
- Seite 20 und 21:
Museum Langmatt Stiftung Langmatt S
- Seite 24 und 25:
Bruce Conner, CROSSROADS, 1976, 35
- Seite 27 und 28:
30. Januar bis 8. August 2021 Kunst
- Seite 29 und 30:
artlist.net — Nominiert für den
- Seite 31 und 32:
FOKUS // RENÉE LEVI 29
- Seite 33 und 34:
Baharak 4, 2019, Acryl auf Baumwoll
- Seite 35 und 36:
FOKUS // RENÉE LEVI 33
- Seite 37 und 38: Monochromie rücken dem Flüchtigen
- Seite 39 und 40: nannte sie die grosse Raumfolge an
- Seite 41 und 42: transformation FOKUS // OLAFUR ELIA
- Seite 43 und 44: FOKUS // OLAFUR ELIASSON 41
- Seite 45 und 46: Renzo Pianos Architektur der Fondat
- Seite 47 und 48: de in Dänemark geboren und wuchs i
- Seite 49 und 50: «Nur eine!», ruft es in mir als K
- Seite 51 und 52: ein Zauber inne FOKUS // MIREILLE G
- Seite 53 und 54: Zeichnung (aus dem Werkzyklus ‹Th
- Seite 55 und 56: Goethe und Josef Albers die Gewissh
- Seite 57 und 58: gramm dezidiert verschiedene Facett
- Seite 59 und 60: Ob die Vision des Dichters, die der
- Seite 61 und 62: Co-lauréate du prix Simétría, Ch
- Seite 63 und 64: animé de vie. Dans ‹TAFAA - Acid
- Seite 65 und 66: Vincitore del GASAG Art Prize 2020,
- Seite 67 und 68: Andrea Heller, Ursula Rutishauser B
- Seite 69 und 70: Marie Griesmar, Mélia Roger, Paula
- Seite 71 und 72: jenseits Heerbrugg — Drüben wohn
- Seite 73 und 74: Jan Hostettler Langenbruck — Letz
- Seite 75 und 76: Alexandra Baumgartner Luzern — «
- Seite 77 und 78: Europa auf Kur Nürnberg/Davos —
- Seite 79 und 80: Deutsches Design 1949−1989 Weil a
- Seite 81 und 82: Trash Art Zürich — Das Haus Appe
- Seite 83 und 84: Warja Lavater Zürich — Ihren Kü
- Seite 85 und 86: Nici Jost · Bird and Flower Market
- Seite 87: Mark Wallinger · The Unconscious,
- Seite 91 und 92: Pamela Rosenkranz · House of Meme,
- Seite 93 und 94: Noël Dolla · Structure à la tent
- Seite 95 und 96: Strotter Inst. · Krakeeler, 2005/2
- Seite 97 und 98: Rinus Van de Velde · I’d rather
- Seite 99 und 100: Barbara Davi · Der Raum als Feld,
- Seite 101 und 102: Simone Holliger · Feinde treffen F
- Seite 103 und 104: Franz Erhard Walther · 1. Werksatz
- Seite 105 und 106: Jiajia Zhang · Pen Series, seit 20
- Seite 107 und 108: Gravierung, Gruppe von zwei lebensg
- Seite 109 und 110: Gerhard Richter · Waldhaus, 2004,
- Seite 111 und 112: Sylvie Fleury · Let me do it Felix
- Seite 113 und 114: Axel Lieber · Kopf und Kragen, 202
- Seite 115 und 116: Igshaan Adams · When Dust Settles
- Seite 117 und 118: etreibt. Die Zürcher Galerie ist b
- Seite 119 und 120: Art en plein air Thomas Eller · Co
- Seite 121 und 122: abgeschlossen, die 2015 mit der Gr
- Seite 123 und 124: genwart. Dabei werden die alltägli
- Seite 125 und 126: Arnold Bode Preis Kassel — Der bi
- Seite 127 und 128: Text und Ton das Archivmaterial zur
- Seite 129 und 130: in denen neue künstlerische Handlu
- Seite 131 und 132: davon Sie auffordert, «Teil der Ke
- Seite 133 und 134: BÜCHER Tagebücher von A. Giacomet
- Seite 135 und 136: Appenzell — Dayanita Singh, Kunst
- Seite 137 und 138: Basel/ Frenkendorf Cosmic Strings b
- Seite 139 und 140:
Diessenhofen Museum kunst + wissen,
- Seite 141 und 142:
Lika Nüssli - La vie est un long -
- Seite 143 und 144:
CAN Centre d’art Neuchâtel , Rue
- Seite 145 und 146:
Sion — Barbezat-Villetard, Ferme-
- Seite 147 und 148:
St. Gallen — Roland Schneider, Mu
- Seite 149 und 150:
Galerie Kogan Amaro, Limmatstrasse
- Seite 151 und 152:
Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50
- Seite 153 und 154:
Kaiserslautern — Klaus Hack, Muse
- Seite 155 und 156:
Murnau am Staffelsee Murrhardt PULP
- Seite 157 und 158:
Héronchelles Le Jardin des sculptu
- Seite 159 und 160:
Palazzo Strozzi, Piazza Strozzi 1,
- Seite 161 und 162:
Alighiero Boetti in VideotecaGAM -
- Seite 163 und 164:
Portugal *0351 Kunsthalle Wien Karl
- Seite 165 und 166:
Madrid/ Mostoles Málaga Palma de M
- Seite 167 und 168:
Manchester HOME, 70 Oxford St. Sara
- Seite 169 und 170:
KUNSTMUSEUM SOLOTHURN 13.05 - 27.06
- Seite 171 und 172:
JOS NÄPFLIN The Black Box Box Werk
- Seite 173 und 174:
Doppelausstellung Melanie Rüegg-Le
- Seite 175 und 176:
Nichts bietet mehr Freiheiten als d
- Seite 177 und 178:
Neufrankengasse 4, CH-8004 Zürich