Positionen & Meinungen 44 ImmoFokus
werden, ist hilfreich. Auch wenn ich mit der Thematik vertraut bin, gibt es andere, die das wesentlich besser beurteilen können, weil sie sich tagtäglich damit befassen. Es ist sicher ein österreichisches und deutsches Spezifikum, vielleicht in Deutschland sogar noch ein Stückchen mehr als bei uns, dass wir in der Administration ersticken und uns selbst das Leben schwer machen. Ich glaube, dass wir, wenn wir ein gemeinsames Ziel haben, das wir mit aller Konsequenz verfolgen – und die Klimawende ist so ein Ziel – alles, was die Erreichung erleichtert, unterstützen sollten. elektronisch angelegt werden kann. Der gilt allerdings dann nicht für die ÖBB und auch nicht für andere öffentliche und private Auftraggeber. Jeder will sein eigenes Formular. Dabei ist der Bautagebericht nur eines von tausenden Formularen, die wir erstellen müssen. Und bei der Planung ist es nochmals etwas komplexer. Da gibt es ganz viele Planer, die digital so arbeiten, wie es für sie optimal ist – was verständlich ist. Aber in der digitalen Welt wären abgestimmte Prozesse notwendig. In Deutschland wird seit ein, zwei Jahren über serielles Bauen diskutiert. Da wird etwa argumentiert, dass man bei einer gewissen Vorfertigung eine bessere Qualitätskontrolle hat. Ist serielles Bauen eine Chance, günstiger zu bauen? Und wo sehen Sie sonst noch Möglichkeiten, um Kosten zu sparen? Sicher ist das serielle Bauen eine Möglichkeit, Kosten einzusparen. Eine weitere wäre es, wie vorhin angeführt, Vertragsverhältnisse einzuführen, die sicherstellen, dass Wann kommt die CO2-freie Baustelle? Bis 2040. Der entscheidende Punkt ist, wie ich vorhin schon gesagt habe, dass wir bei den Baumaterialien erheblichen Nachholbedarf haben, allen voran beim Zement und beim Stahl. Es liegt an der Bauwirtschaft selbst, sich zu überlegen, welche Geräte wir einsetzen und wie wir die Abläufe optimieren und damit den CO2-Ausstoß minimieren. Wie schaut es mit elektrischen Baufahrzeugen aus? Da gibt es nicht viel am Markt. Das sind im Wesentlichen Prototypen. Und die setzen wir auch ein. Insgesamt sehe ich da Parallelen zur Elektromobilität: Da steckt ganz viel Geld und Know-how drinnen. Dennoch fährt noch nicht jeder mit dem Elektroauto, aber das wird zunehmen. Wie weit fortgeschritten ist die Digitalisierung auf den heimischen Baustellen? Im Spiegel war kürzlich zu lesen, dass in Deutschland jede Hühnerfarm stärker digitalisiert ist als eine Baustelle… Die Meinung, dass es bei der Digitalisierung am Bau Luft nach oben gibt, teile ich zu hundert Prozent. Nur ganz ehrlich: Wie viele Hühnerfarmen gibt es? Vielleicht hundert. Und wie viele Baustellen? Sicher Zigtausende. Man darf nicht vergessen, dass jede Baustelle eigene Anforderungen hat. Nicht nur eine andere örtliche Umgebung mit anderen Witterungsverhältnissen, sondern vor allem andere Anforderungen des Auftraggebers. Das ist der Grund, warum wir uns bei der Digitalisierung so schwertun. Beispielsweise diskutieren wir gerade mit der Asfinag über die Vereinheitlichung eines Bautageberichts, damit dieser auch „Nur ganz ehrlich: Wie viele Hühnerfarmen gibt es? Vielleicht hundert. Und wie viele Baustellen? Sicher Zigtausende.“ Ist das ein Ruf nach mehr Standardisierung? Natürlich! Das ist ein lauter Ruf nach Standardisierung. Wären etwa in Österreich die Abnahmeformulare oder die Bauprozessformulare standardisiert, würde alles viel einfacher gehen. Ich erinnere an das zuvor angeführte Beispiel mit dem BIM-Merkmalserver. Die Merkmale sind nicht standardisiert. Punkt. Wir versuchen insgesamt zwar, einiges über die Verbände zu koordinieren, aber das ist natürlich nur ein Versuch und keine Vorgabe. Da müsste also der Staat eingreifen? Ja, selbstverständlich. Aber grundsätzlich ist es sicher für große Player in der Bauwirtschaft einfacher, auf die Digitalisierung zu setzen? Keine Frage. Vor allem, weil das eine Menge Geld kostet. Da braucht man Top-Personal. Und das musst du dir erst leisten können. Dabei tun sich größere Unternehmen leichter. Peter Krammer, Swietelsky Bauprojekte frühzeitig umfassend und optimiert durchgeplant werden. Dazu gehört auch, rechtzeitig zu wissen, welche Bauteile man vorproduzieren kann. Das ist ein Kreislauf, der endlich in Angriff genommen werden muss, ansonsten werden wir nicht besser werden… Wie gehen Sie bei Swietelsky mit dem Thema ESG um? Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen, die wir sehr ernst nehmen, die in fast allen Bereichen eine Rolle spielt und der man sich auch stellen muss, um besser zu werden. Gerade arbeiten wir etwa wieder an unserem Nachhaltigkeitsbericht, der im Herbst herauskommen wird. Werden Sie, wie auch andere Player in der Baubranche, verstärkt mit Holz arbeiten? Sie sind im Vorjahr eine Kooperation mit Binderholz eingegangen… Ja, das gehört für uns in diesem Zusammenhang dazu. Für mich ist es wesentlich, in der Planung und auch Produktion möglichst <strong>Ausgabe</strong> <strong>02</strong>|2<strong>02</strong>3 45