Ausgabe 02/2023
| Der Stratege - Coverinterview mit Peter Krammer | Zu Tisch mit … Marius Richter | Kommentare von unter anderem ... Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jorg Ulreich, Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Michael Klement und Norbert Pfundner, Frederic Puzin und Philippe Cervesi, Christoph Urbanek und Wolfgang Maurer | Kolumnen von Thomas Malloth, Wolfgang Fessl, Anita Körbler | Real Circle - Immobilienfinanzierung | BluePrint - Illmitzer Gespräche
| Der Stratege - Coverinterview mit Peter Krammer | Zu Tisch mit … Marius Richter | Kommentare von unter anderem ... Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jorg Ulreich, Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Michael Klement und Norbert Pfundner, Frederic Puzin und Philippe Cervesi, Christoph Urbanek und Wolfgang Maurer | Kolumnen von Thomas Malloth, Wolfgang Fessl, Anita Körbler | Real Circle - Immobilienfinanzierung | BluePrint - Illmitzer Gespräche
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Im Fokus<br />
Mit Immobilien arbeiten<br />
Herausforderung ESG. „Jetzt trennt sich Spreu von Weizen“, sind sich Michael Klement und Norbert Pfundner<br />
sicher. „Wir müssen Bestands- und Neubauprojekte ökologisch, sozial und ökonomisch optimieren - und wir<br />
können das.“<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Einige Marktteilnehmer sprechen bereits<br />
von einer bevorstehenden Zinswende.<br />
Zweckoptimismus oder realistische<br />
Einschätzung? Könnten die Zinsen nicht<br />
auch weiter steigen? 6B47-CEO Sebastian<br />
G. Nitsch rechnet etwa mit 3,75 Prozent.<br />
Michael Klement: Ich kann mir schon ganz<br />
gut vorstellen, dass wir sogar über vier oder<br />
4,5 Prozent landen werden. In Polen sind<br />
die Zinsen bereits um 6,75 Prozent höher.<br />
Kurzfristig rechne ich damit, dass die Zinsen<br />
weiter steigen. Langfristig werden sich<br />
die Zinsen zwischen drei und 3,5 Prozent<br />
einpendeln. Die Null-Zins-Politik ist definitiv<br />
vorbei. Das ist aber kein Drama.<br />
Aber Staatsanleihen rücken nun wieder in<br />
den Fokus der Anleger.<br />
Klement: Für Projektentwickler wird es<br />
schwieriger – definitiv. Die Produktqualität<br />
hat sich brutal verändert. Mit ESG und EU-<br />
Taxonomie ist das Thema „Nachhaltigkeit“<br />
nun auch im Wohnbau angekommen. In<br />
dieser Assetklasse spielte Nachhaltigkeit bis<br />
vor kurzem noch eine Nebenrolle. Das ist jetzt<br />
vorbei – lässt aber auch die Preise steigen.<br />
Gleichzeitig wurde die Finanzierung deutlich<br />
teurer. Wobei die Zinsen für Entwickler eine<br />
nicht so gravierende Rolle spielen. Developer<br />
haben nur eine kurze Finanzierungsphase.<br />
Aber: Die Banken fordern deutlich mehr<br />
Sicherheiten und Eigenkapital – und das<br />
Eigenkapital muss arbeiten. Damit sind wir<br />
beim aktuell schwierigsten Thema: Der klassische<br />
Projektentwickler ist schlussendlich auf<br />
den Verkauf seines fertiggestellten Produktes<br />
angewiesen. Dieser Investmentmarkt, dieser<br />
Exit-Markt, ist momentan unter Druck.<br />
Noch kurz zum Thema Staatsanleihen.<br />
Solange Investoren es schaffen, die Inflation<br />
an den Mieter weiterzugeben – und das ist<br />
der Fall – ist die Immobilie eines der wenigen<br />
Güter, die inflationsgesichert sind. Und weil<br />
Sie die Staatsanleihen ansprechen: wenn<br />
ich jetzt 100 Euro in eine Staatsanleihe<br />
investiere, beginne ich einmal mit 90 Euro.<br />
Dann kann ich sehr konstant meine zwei bis<br />
drei Prozent Rendite erwirtschaften. Aber ich<br />
verliere immer durch die Inflation und mein<br />
Geld wird immer weniger wert.<br />
Immobilien gehen den umgekehrten Weg.<br />
Mieten sind indexgesichert. Sowohl im<br />
Wohnen als auch im Gewerbe sind diese<br />
durchwegs noch voll durchsetzbar.<br />
Ich bin sehr froh, dass es nicht zu einem<br />
Mietpreisdeckel gekommen ist. Das wäre für<br />
viele Investoren schlimm geworden. Ich sage<br />
das jetzt nicht als großer Projektentwickler.<br />
Aber wenn ich mir mit meinem privaten<br />
Geld eine Eigentumswohnung kaufe und ich<br />
bekomme auf einmal einen Mietpreisdeckel<br />
drauf, das wäre ja ein Wahnsinn.<br />
„Die großen Ketten haben<br />
in ihren Verträgen schon oft<br />
Deckelungen mit 70, 80 Prozent.“<br />
Norbert Pfundner,<br />
Ekazent Management<br />
Wie sieht es aktuell im Retail-Bereich aus?<br />
Sind die Indexierungen durchsetzbar?<br />
Norbert Pfundner: Die großen Ketten haben<br />
in ihren Verträgen schon oft Deckelungen<br />
mit 70, 80 Prozent. In der Regel findet man<br />
bei kurzfristigen Schwierigkeiten eine Einigung.<br />
Probleme werden eher die kleineren<br />
Mieter haben, die eine volle Indexierung in<br />
ihren Verträgen stehen haben, und sich die<br />
Miete in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
nicht schwer leisten können.<br />
Aber das haben wir während der Covid-<br />
Pandemie bereits erlebt. Wir haben mit den<br />
meisten Mietern eine Lösung gefunden, die<br />
für beide Seiten gut war. Sowohl für den<br />
Eigentümer als auch für den Mieter. Wenn es<br />
nicht mehr geht, muss man sich eben auch<br />
von Mietern trennen. Aber meistens liegt es<br />
nicht an der Miete, wenn das Geschäft nicht<br />
gut geht, sondern am Produkt des Mieters.<br />
Fotos: Richard Tanzer<br />
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