Ausgabe 02/2023

Gekommen,
um zu bleiben
„Niedrige Zinsen:
Euphorisch machendes
süßes Gift.“
D
ie Pandemie ist vorbei. Aber
die Wirtschaft – nicht nur in
Europa – befindet sich weiter
im Krisenmodus. Lieferkettenprobleme,
Mitarbeitermangel, der Krieg in
der Ukraine, die damit einhergehende Energiekrise
– all das führt zu Inflation – und diese
bleibt hoch. Nach Auffassung des EZB-Rats
kann Preisstabilität am besten gewährleistet
werden, wenn mittelfristig ein Inflationsziel
von zwei Prozent angestrebt wird. Aktuell ein
frommer Wunschgedanken.
Mit der Inflation sind auch die Zinsen zurückgekehrt.
Nach vielen Jahren mit praktisch
keinen Zinsen beziehungsweise Krediten
zum Nulltarif, hat die EZB mit der Erhöhung
des Leitzinses im Sommer 2022 eine Zeitenwende
in der Immobilienbranche eingeleitet.
Steigen die Zinsen, wird mehr gespart.
Dadurch wird weniger Geld ausgegeben. Das
bremst zwar das Wirtschaftswachstum, senkt
gleichzeitig aber auch die Inflation.
auf die andere. Dass sich die Zinsen wieder
gegen Null bewegen werden, daran glauben
wohl nur noch die Optimisten. Noch hört
man von keinen Notverkäufen. Das aber ist
nur eine Frage der Zeit – bis den ersten Immobilienentwicklern
der finanzielle Atem, die
Liquidität ausgeht. Doch zu welchem Preis
verkaufen? Noch liegen in vielen Fällen die
Preisvorstellungen von Käufer und Verkäufer
weit auseinander.
Eines ist auch klar: Ein sinkender Immobilienwert
erhöht die Loan to Value Ratio (LTV).
Ist ein fixer LTV in den Kreditverträgen vereinbart,
bedeutet dies – Eigenkapital nachschießen.
Bewerter möchte ich im Moment nicht sein.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine informative
Lektüre.
Eines ist klar: Die Zinsen sind gekommen,
um zu bleiben: Die niedrigen Zinsen in den
letzten Jahren waren eine Ausnahmeerscheinung.
Einige Marktteilnehmer sprechen sogar
von einem euphorisch machenden süßen
Gift, von dem zu viel genascht wurde.
Sehsüchtig wird von manchen Kommentatoren
versucht die nächste Zinswende herbeizuschreiben,
die bereits mit Ende 2022
erwartet wurde. Doch weder die FED noch
die EZB dürften diese Kolumnen lesen. In regelmäßigen
Abständen folgte eine Erhöhung
Michael Neubauer
Herausgeber
Fotos: Adobe Stock
06 ImmoFokus