Chronik Zaasch
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Vivat sequens !<br />
Kriegsjahr 1917<br />
Vom 1.Okt. bis zum 1. Mai hatte Lehrer Teubner, Serbitz, die Schulvertretung übernommen.<br />
In dieser Zeit hatten die Kinder täglich 2 Stunden Unterricht. Am 1. Mai 1917 wurde Lehrer<br />
M. Gebhardt aus Zschernitz als Lehrer und Küster nach <strong>Zaasch</strong> versetzt. Die Lehrerwohnung<br />
ist fast vollständig erneuert worden (alles tapeziert, Fußböden gestrichen, Fensterläden<br />
und die Außenseiten der Türen gestrichen, in alle Zimmer elektrisch Licht gelegt). Diensttag<br />
den 1. Mai 1917 Einführung des neuen Lehrers durch Herrn Pastor Ehrhardt, Zschernitz.<br />
Anwesend waren die Herren Richter, Bley, Winter und Krone. In einer kleinen Ansprache<br />
wies der Ortsschulinspektor auf den jetzigen bedauernswerten Zustand der Schule hin und<br />
bat die Herren vom Schul- und Kirchenvorstand um Unterstützung und Vertrauen. Lehrer<br />
Gebhardt gab dann seine Ziele für sein Wirken in <strong>Zaasch</strong> an:<br />
1. Die hiesige Schule auf eine gewisse Höhe zu bringen, die man von einer ländlichen<br />
Volksschule erwarten kann und darf.<br />
2. Ein inniges Vertrauens- und Freundschaftsverhältnis zwischen Schule und Gemeinde,<br />
zwischen Lehrerhaus und Gemeindemitgliedern anzubahnen.<br />
In der ersten Maiwoche mußte der Lehrer täglich zum Unterricht früh von Zschernitz herüber<br />
kommen. Am Freitag den 4.5.1917 siedelte der neue Lehrer nach <strong>Zaasch</strong> über. Am Sonntag<br />
dem 6.5.1917 fand seine kirchliche Einführung als Organist statt.<br />
Die diesjährige Kinderzahl beträgt 95. Darunter befinden sich 2 Knaben und zwei Mädchen,<br />
deren Eltern 1916 nach der Proklamation des polnischen Königreiches aus Rußland eingewandert<br />
sind : Stanislaus Zebrowsky, Josef Zoska, Bronislava Zebroska, Stanislava Zebroska.<br />
Mit Rücksicht auf die geringen Getreidevorräte wurde am 15. 4.1917 die wöchentliche Brotration<br />
auf 3 Pfund pro Kopf herabgesetzt. Die besorgten Mütter suchen sich so zu helfen,<br />
daß sie ihren Kindern dicke Eierkuchen als Frühstücksbrot mitgeben.<br />
Pfingsten 1917 wurde von den Schulkindern im Gottesdienst der Festchoral „Komm heiliger<br />
Geist, Herr Gott“ zweistimmig vorgetragen.<br />
Am 1. Juni wurde im Deutschen Reich eine U- Boot- Spende eingesammelt. Die Kinder, die<br />
bei Begräbnissen singen, haben ihr Singegeld (3,15 M für Bergmanns Begräbnis) der U-<br />
Boot- Spende überwiesen.<br />
Infolge des Nahrungsmangels in den Städten wurden Stadtkinder während der Sommermonate<br />
auf dem Lande aufgenommen. In unserem Dorfe hatte Herr Gutsbesitzer Krone, dessen<br />
einziger Sohn fürs Vaterland starb, zwei Kinder aufgenommen. : Frieda Hapke aus Leipzig<br />
und Willi Kiesche aus Bitterfeld. Gutsbesitzer Fr. Richter hatte ein Mädchen. Hildegard Rösler,<br />
aus Chemnitz aufgenommen.<br />
Am Dienstag, dem 24 Juli 1917, wurden die Prospektpfeifen von der Orgel entfernt. Sie wogen<br />
insgesamt 61 Pfund. Für ein kg werden 6,30 Mark vergütet. Bei dieser Gelegenheit wurde<br />
zugleich die Orgel wieder instand gesetzt, für Ersatz wurde noch nicht gesorgt.<br />
Am darauffolgenden Mittwoch und Donnerstag am 25. Und 26 Juli 1917 wurden zwei unserer<br />
Kirchglocken abgenommen, um dem Vaterland zu dienen. Am Dienstag morgen trugen<br />
sie noch einmal ihre Klänge übers Dorf. Dann entfernten kräftige Arme und Hammer und Axt<br />
ihre Klöppel und Stühle. Da Hoffnung vorhanden war, sie vielleicht wiederzubekommen,<br />
wurden sie nicht wie es andere Gemeinden taten, zerschlagen, sondern wohl erhalten mit<br />
dem Flaschenzug durch das Schalloch nach Süden außen herabgelassen. Zuvor mußten<br />
einige Feldsteine aus dem altertümlichen rohen Turmgemäuer gebrochen werden. Durch die<br />
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