Chronik Zaasch
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auf dem Wege der Besserung. Ein mitfahrender Kamerad aus Roitzsch erlitt leichtere Verletzungen<br />
und konnte noch am Tage der Einlieferung wieder entlassen werden.<br />
Im Reiche hat sich etwas ereignet, das uns zunächst völlig unglaublich erschien. Der bisherige<br />
Stabschef der SA Ernst Röhm hat mit einer Reihe höherer SA- Führer gemeutert und in<br />
Verbindung mit dem früheren Reichskanzler General v. Schleicher in Verbindung mit einer<br />
ausländischen Macht gestanden. Adolf Hitler hat daraufhin persönlich durchgegriffen, die<br />
Führer verhaftet und erschießen lassen. Auch Schleicher ist mit seiner Frau, weil er Widerstand<br />
entgegensetzte, bei der Verhaftung erschossen worden. ( Röhm- Putsch 30.06.34 )<br />
Die Schulchronik fährt fort :<br />
Das Jahr 1935<br />
März 1935 Nach dem glänzenden Siege vom 13.1.35. bei dem sich über 90 % der abgegebenen<br />
Stimmen für Deutschland entschied, ist die Saar am 1.3.35 nun endgültig ins 3. Reich<br />
heimgekehrt. ( Das Saargebiet war seit 1920 in treuhänderischer Verwaltung des Völkerbundes, am<br />
13.1. 35 fand eine Volksabstimmung statt) der Führer selbst hat sie in einer Kundgebung in<br />
Saarbrücken heimgeholt. Auch wir haben eine schlichte Abendfeier an diesem Tage an unserer<br />
Hitlereiche veranstaltet. Es war schulfrei.<br />
Mein Schwager, von dessen tragischen Motorradunfall ich bereits im Vorfahr berichtete, ist<br />
ganz schnell zur großen Armee eingegangen. Er sah schon in der letzten Zeit recht schlecht<br />
aus, hatte sich aber wieder soweit herausgemacht, daß er wieder im elterlichen Betrieb mitarbeiten<br />
konnte. Am Sonntag den 27. Januar legte er sich plötzlich, dabei hatte er heftiges<br />
Erbrechen. Der Doktor Dr. Nauke, Roitzsch, glaubte eine starke Grippe, die in diesem Jahre<br />
wieder ziemlich heftig auftrat, zu erkennen. Immer wieder brach er und konnte außer<br />
schwarzem Tee nicht bei sich behalten. Als am Freitag den 1.2.35 heftige Schmerzen im<br />
Bein auftraten (wahrscheinlich Trombose) , ordnete Dr. Schwarzenbeck sofortige Überführung<br />
ins Krankenhaus an. Um ½ 5 Uhr nachmittags ist er mit meinem älteren Schwager im<br />
St. Elisabethkrankenhaus in Halle eingetroffen., dort glaubte man, dass es eine Gehirnsache<br />
sein. Um 11 Uhr abend desselben Tages ist er dann eingeschlafen. Die Sezierung hat nach<br />
Angaben der Ärzte nichts am Gehirn ergeben, vielmehr ist als Todesursache auf dem Sterbeschein<br />
: Nebennierenathrozie (muß wahrscheinlich Nebennierenatrophie heißen ). ( Schwund<br />
der Nebennierendrüse) angegeben. Und so kehrte unser Willy , der im ganzen Dorf beliebt<br />
war, tot heim nach <strong>Zaasch</strong>, in seinen Geburtsort, in den Ort, da meine Schwiegereltern bereits,<br />
das ehemalige Stallbaum`sche später Teutschbein`sche Gut für ihn gekauft hatten.<br />
Es war eine Begräbnis am 5.3. 35, wie es vordem in <strong>Zaasch</strong> nur beim Tode von Willys<br />
Schwester gewesen ist, meiner Schwägerin ,die auf so tragische Weise ums Leben kam,<br />
und deren Begräbnis mein Vorgänger ebenfalls in diesem Buche beschrieben hat. An Willys<br />
in dem Kutschenschuppen aufgebahrter Leiche standen ab morgens je 2 Mann der Bitterfelder<br />
SS- Reiterstaffel Wache. Unter Trauermusik wurde er von den Arbeiters meines<br />
Schwiegervaters im Wechsel mit der SS zu Grabe getragen. Zahlreiche Verwandte als Leidtragende<br />
gaben ihm neben SS, PO, SA Feuerwehr u.a. das Geleit. Koll. Frase aus Zschernitz,<br />
vertrat mich in der Leitung des Kindergesanges und bei der Trauerfeier in der Kirche an<br />
der Orgel. Riesige Blumenspenden schmücken noch heute am 22.3.35 einen Tag nach seinem<br />
Geburtstag ( er wäre jetzt 22 Jahre) sein Grab. Ehre seinem Andenken ! –<br />
Ostern verließen 6 Knaben und 9 Mädchen die Schule. neu aufgenommen wurden am<br />
1.4.35 3 Mädchen und 6 Knaben. Bestand am 1.4.35 65 Kinder.<br />
Gedacht sei auch an dieser Stelle der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht durch<br />
unseren Führer und Reichskanzler am 16.3.35, durch die alle jungen, gesunden Deutschen<br />
wieder die Ehre und Gelegenheit haben sollen, ihrem Vaterland zu dienen.<br />
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