Ausgabe 06/2023
| Der Optimist: Coverinterview mit Michael Schmidt | Zu Tisch mit … Jasmin Soravia | Immobuilien & Insolvenzen| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Anton Bondi | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Nachhaltige Infrastruktur.
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nicht gegeben. Daran kann ich mich noch<br />
erinnern. Ich habe meine erste wesentliche<br />
Berufserfahrung zwischen 2001 und 2008<br />
gesammelt, in der es auch einen Käufermarkt<br />
gab, und jetzt haben wir wieder den Käufermarkt.<br />
Jetzt muss man sich eben wirklich<br />
um den Kunden kümmern. Der Kunde ist<br />
mittlerweile König. Das haben inzwischen alle<br />
verstanden. Jeder, der da mitmacht, wird auch<br />
Erfolge haben. Wir werden weiter Gas geben<br />
und auch 2024 gut durchkommen.<br />
Wo liegen die Preisvorstellungen?<br />
Bei Wohnungen hat sich vor allem im<br />
gehobenen Segment preislich gar nichts<br />
getan. Das Angebot ist gering – die Preise sind<br />
stabil. In der breiten Masse wird man wahrscheinlich<br />
ein bisschen von seinem Wunschpreis<br />
heruntergehen müssen. Aber bei den<br />
Preisen hat sich, für Entwickler erfreulich,<br />
nichts getan. Eine aktuelle Auswertung von<br />
Immobilien Scout sieht sogar bei Wohnungen<br />
ab zwei Millionen Euro eine stark steigende<br />
Nachfrage. Der Wunsch nach Eigentum ist<br />
noch immer gewaltig.<br />
Die KIM-Verordnung im Zusammenhang mit<br />
den Zinsen wirkt sich natürlich nicht positiv<br />
aus. Für viele ist es schwieriger geworden,<br />
einen Kredit zu bekommen – auch für Besserverdienende.<br />
20 Prozent Eigenkapital ist in<br />
der Regel kein Hindernis. Das ist zu stemmen.<br />
Das Problem der Zwischenfinanzierung<br />
wurde mittlerweile gelöst. Aber dass auch bei<br />
wirklich Besserverdienenden die 40-Prozent-<br />
Regel zu Anwendung kommen muss, ist<br />
unverständlich. Hier muss nachgebessert<br />
werden. Sonst stehen bald alle Bauträger, aber<br />
insbesondere auch Baufirmen, vor wirklich<br />
großen Problemen. Die Immobilienunternehmen<br />
zusammen mit den Baufirmen<br />
erwirtschaften aber mit den nachgeordneten<br />
Gewerken rund elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts.<br />
Stürzt die Immobilienwirtschaft<br />
in eine echte Krise, wird dies nicht an der<br />
Gesamtwirtschaft vorübergehen.<br />
Allerorts ist vom Fachkräftemangel zu<br />
hören. Plagen auch die 3SI Personalsorgen?<br />
Gutes Personal zu bekommen, ist immer<br />
schwierig. Wir haben aktuell mehr Mitarbeiter<br />
als vor der Krise. Wir haben in den letzten<br />
Jahren mehr gebaut und mehr verkauft als je<br />
zuvor. Im Bereich Baumanagement könnten<br />
wir noch Verstärkung gebrauchen. Was mich<br />
wundert, ist die Tatsache, dass wir von vielen<br />
Kündigungen hören – der Arbeitsmarkt ist aber<br />
„Wie in jedem Unternehmen gibt<br />
es auch bei uns Diskussionen und<br />
das ist gut so. So können wir unser<br />
Unternehmen weiterentwickeln.“<br />
Michael Schmidt,<br />
3SI Immogroup<br />
leer. Ich habe keine Ahnung, wo diese Personen<br />
hin sind. Aber wir haben ein gutes Team. Das<br />
Team gibt alles für das Unternehmen.<br />
In einem Interview haben Sie das Zinshaus<br />
als „das Grünste, was es gibt“ beschrieben.<br />
Was meinten Sie damit?<br />
Dass Zinshäuser die nachhaltigste Immobilienform<br />
sind, die es gibt. Mir kommt<br />
persönlich generell der Stellenwert von<br />
Bestandsgebäuden in der aktuell geführten<br />
ESG- und Nachhaltigkeitsdebatte zu kurz.<br />
Die zahlreichen Gründerzeithäuser und<br />
Altbauten in Österreich stellen kein Problem<br />
dar, sondern eine Chance. Es ist wichtig zu<br />
verstehen, dass es weitaus ressourcenschonender<br />
ist, ein seit über 100 Jahren bestehendes<br />
Gebäude – umringt von vorhandener<br />
Infrastruktur – von Grund auf zu sanieren,<br />
von Gas auf Fernwärme, Wärmepumpe<br />
oder Geothermie umzusteigen und alles an<br />
Dämmmaßnahmen zu ergreifen, was nur<br />
möglich ist, anstatt Wohnraum durch Abriss<br />
oder Bebauung einstiger Acker- und Grünflächen<br />
neu zu schaffen. Leider sind auch<br />
die derzeitigen Zertifizierungskriterien für<br />
Altbaurevitalisierungen verbesserungswürdig.<br />
Ich erhalte für einen Neubau leichter ein<br />
entsprechendes Nachhaltigkeitsgütesiegel<br />
als für einen Altbau. Das liegt in den Bewertungskriterien<br />
begründet, die auf Neubauten<br />
und Bürogebäude ausgerichtet sind, nicht<br />
auf Immobilien aus dem Jahr 1890. Hier sehe<br />
ich definitiv Verbesserungspotenzial.<br />
Mit Ihnen, ihrem Vater und ihrem Bruder<br />
sind gleich drei Familienmitglieder im<br />
Unternehmen beschäftigt. Ein Herd für<br />
Konflikte?<br />
Wie in jedem Unternehmen gibt es auch<br />
bei uns Diskussionen und das ist gut so. So<br />
können wir unser Unternehmen weiterentwickeln.<br />
Ohne Diskussion droht Stillstand. Dass<br />
es dabei zu unterschiedlichen Auffassungen<br />
kommen kann, liegt in der Natur der Sache.<br />
Wobei es keinen Konflikt „Jung gegen Alt“<br />
gibt. Es wäre auch sehr dumm von uns<br />
Jungen, auf die Expertise unseres Vaters<br />
verzichten zu wollen. Er ist für die Finanzen<br />
zuständig. Wir sind sehr froh, dass wir ihn<br />
haben, und wollen ihn nicht missen. Auch<br />
wenn man als Junger tatkräftig alles alleine<br />
machen will, hat man auf der anderen Seite<br />
den Rückhalt der älteren Generation. Und<br />
unser Vater gibt uns starken Rückhalt.<br />
Stand für Sie immer fest, ins väterliche<br />
Unternehmen einzusteigen?<br />
Von Anfang an stand für mich fest: Ich will<br />
ins Immobiliengeschäft. Es ist immer in<br />
diese Richtung gegangen. Ich habe die HTL,<br />
Spezialrichtung Hochbau, absolviert. Daher<br />
kenne ich mich mit Ausbauten von Wohnungen<br />
und Dachgeschoßausbauten, aber auch<br />
im Bereich Neubau sehr gut aus. Ich glaube,<br />
ich habe da ein gutes Gespür. Die Schule war<br />
mir nicht so besonders wichtig. Ich habe<br />
immer im Büro meines Vaters mitgearbeitet<br />
und Interessenten Wohnungen präsentiert<br />
– auch schon während der Schulzeit. Als<br />
ich mit der Schule fertig war, das war 2001,<br />
haben wir dann die gemeinsame Firma<br />
gegründet. Eine Entscheidung, die ich bis<br />
heute keinen Tag bereut habe.<br />
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