ImFokus 96 ImmoFokus
gen sehr hohe Qualität beziehungsweise das Schaffen einer „Wohlfühl-Umgebung“ auch ihren Preis haben. „Damit schließt man gewisse Bevölkerungsgruppen aus“, sagt sie. Daher sei es schon notwendig, dass in irgendeiner Art und Weise Unterstützung vom Staat kommt. Sonst blühe Wien ein Szenario wie anderen Großstädten zuvor: „Die Reichen leben in einem Viertel. Die Armen in einem anderen Viertel.“ Fokus auf Dekarbonisierung Wie Andreas Hofstätter, Lead Sustainability in Real Estate bei PwC Österreich, vom Sustainability-Team von PwC Österreich, zu Beginn der Diskussion in der Gruppe D festhält, wird in der Nachhaltigkeitsstrategie aktuell ein Fokus auf „Wir hätten es in der Hand, wahnsinnig viel zu bewegen.“ Karin Schmidt-Mitscher, ERSTE Bank Dekarbonisierung und Lebenszyklusbetrachtung gesetzt. „Dabei wäre durchaus ein gesamtheitlicherer Zugang angebracht, etwa mit Hinblick auf soziale Aspekte wie die Verfügbarkeit von Kindergärten und Sozialwohnungen oder die Deckelung der Mietpreise.“ Derselben Meinung ist auch Constance Weiser, Architektin und Technische Leiterin bei Renowave: „Wird eine der drei Säulen der Nachhaltigkeit vernachlässigt, egal ob die soziale, die ökologische oder die ökonomische, kann nicht von Nachhaltigkeit gesprochen werden.“ „Nachhaltigkeit hat nicht nur einen Hebel, der eine Rolle spielt“, sagt auch Anita Körbler, geschäftsführende Gesellschafterin von trovato. Karin Schmidt-Mitscher, Bereichsleitung Wohnbau bei der ERSTE Bank, tut sich mitunter auch schwer mit der Klassifizierung von Nachhaltigkeit, wie sie einräumt. Bislang habe sie die Vorgabe gehabt, dass es in ihrem Kreditportfolio einen gewissen Anteil an „Grün“ geben müsse, was bei neuen Projekten ganz gut gelinge. „Wenn wir aber bis 2050 ein CO2-neutrales Kreditportfolio haben sollen, ist unklar, wie sich das ausgehen soll“, sagt sie und verweist auf die Laufzeiten bestehender Kredite im Wohnbau, die bis weit über 2050 hinausgehen würden. Nachsatz: „Wenn es hier keine zusätzlichen Anreize seitens des Gesetzgebers gibt, wie zum Beispiel Änderungen im Wohnrecht, wird es schwer.“ EU-Taxonomie größter Hebel Schmidt-Mitscher glaubt, dass mehr bewegt werden könne, wenn beispielsweise Sanierungen vorgeschrieben werden, anstatt nur erwünscht. Für Architektin Weiser ist die EU-Taxonomie der derzeit größte Hebel zum Thema Nachhaltigkeit. „Davon sind allerdings nur die großen Player betroffen.“ PwC-Experte Hofstätter sieht den Gesetzgeber zwar als wichtigen Impulsgeber, verweist aber auf dessen eingeschränkte Wirkungszeit von fünf Jahren in Österreich – Stichwort Legislaturperiode. „Wichtig ist es, nicht nur regulatorische Vorgaben zu erlassen, sondern dabei auch eine Geschichte zu erzählen, durch die erst ein positiver Effekt ausgelöst werden kann“, meint er. „Infrastruktur und Nachhaltigkeit bedeuten am Land etwas anderes als in der Stadt“, steigt Wolfgang Fessl, Geschäftsführer von Reinberg & Partner, mit einem interessanten Aspekt in die Diskussion ein. „Am Land bedeutet gut ausgebaute Infrastruktur: eine Busstation und ein Lebensmittelhändler in Reichweite. In der Stadt gehört dazu nicht nur die Gas-, Wasser- und Fernwärmeleitung, sondern auch Schulen, Arztpraxen et cetera“, sagt Fessl. Körbler hat in den letzten beiden Jahren im Wohnbau eine interessante Entwicklung ausgemacht. „Für potenzielle Mieter reicht der Energieausweis allein nicht mehr aus. Heute wird danach gefragt, wann der Ausstieg aus fossilen Energieträgern geplant ist. Davor ist es noch darum gegangen, wann man einziehen kann oder wie die Grundrisse aussehen.“ Bequemlichkeit statt Nachhaltigkeit „Seit Jahrzehnten stellen wir auf unsere Bequemlichkeit ab, nicht auf Nachhaltigkeit. Damit hat man die Leute gut fangen können. Man muss das durchbrechen und ehrlich sagen, dass es ein Stück unbequemer wird. Das ist aber nicht populär“, spricht Fessl ein grundsätzliches Problem an, wenn es ums Thema Nachhaltigkeit geht. PwC-Nachhaltigkeitsexperte Hofstätter pflichtet dem bei, meint aber, dass Verbote der falsche Hebel wären auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit. „Unser gesellschaftliches System ist auf Wachstum und Bequemlichkeit ausgelegt, nicht auf Rückschritte. Das Verbot, mit dem Auto in die Arbeit fahren zu dürfen, ist nicht durchsetzbar“, sagt er. Erst wenn das Öffi-Ticket wesentlich billiger sei oder das Sammeltaxi am Stau vorbeifahren dürfe, wäre das sinnvoll. „Der Glauben, dass Wirtschaftswachstum unser Überleben sichert, geht sich mit Nachhaltigkeit nicht aus“, pflichtet Renowave-Expertin Weiser „Infrastruktur und Nachhaltigkeit bedeutet am Land etwas anderes als in der Stadt.“ Wolfgang Fessl, Reinberg & Partner bei. „Auch der Gedanke, dass man besser lebt, wenn man weniger verbraucht, hat sich noch nicht durchgesetzt.“ Insgesamt ist es für Anita Körbler wichtig, offen für Neues zu sein. „Man spricht zurzeit viel mehr über die Krisen und das Schlechte. Es geht uns aber offensichtlich immer noch zu gut, denn es ändert sich nichts.“ Für den Nachhaltigkeitsexperten Hofstätter sind sowohl Innovation wie auch Information wichtig. „Veränderungen sind immer mit großer Angst verbunden. Der Mensch ist in seiner Betrachtungsweise immer rückwärtsgewandt, daher machen es ihm positive Beispiele wesentlich leichter, Entscheidungen in die richtige Richtung zu lenken.“ Karin Schmidt-Mitscher hat schließlich das Schlusswort in der Gruppe D: „Wir hätten es in der Hand, wahnsinnig viel zu bewegen.“ <strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>|<strong>2023</strong> 97
- Seite 1 und 2:
Der Optimist Michael Schmidt Wir be
- Seite 3 und 4:
en? geben! r Wiederaufbauhilfe e.at
- Seite 5 und 6:
Ausgabe 06|2023 05
- Seite 7 und 8:
84 Der 35. Real Circle Nachhaltige
- Seite 9 und 10:
Wir leben Immobilien. Wir leben Kno
- Seite 11 und 12:
Wir leben Immobilien. 124_EHL_cover
- Seite 13 und 14:
jpi.at BESTÄNDIGE WERTE IN UNBEST
- Seite 15 und 16:
lebendig. vielseitig. zukunftsorien
- Seite 17 und 18:
Fotos: Foster + Partner Ausgabe 06|
- Seite 19 und 20:
MERCADO CENTRAL, VALENCIAE Der Merc
- Seite 21 und 22:
SALUHALL, MALMÖ Einst wurde in den
- Seite 23 und 24:
COVENT GARDEN MARKET, LONDON Der Co
- Seite 25 und 26:
Fotos: AdobeStock ZENTRALMARKTHALLE
- Seite 27 und 28:
ÖSTERMALM’S MARKET HALL Die Arch
- Seite 29 und 30:
Fotos: AdobeStock TIME OUT MARKET,
- Seite 31 und 32:
Bringen Sie Work und Life nachhalti
- Seite 33 und 34:
REAL ESTATE MEDIA GROUP Mit den New
- Seite 35 und 36:
Vereinigung Österreichischer Proje
- Seite 37 und 38:
Aufsteiger Absteiger Neuer CFO, alt
- Seite 39 und 40:
Wir setzen neue Standards! Von der
- Seite 41 und 42:
Ausgabe 06|2023 41
- Seite 43 und 44:
Ausgabe 06|2023 43
- Seite 45 und 46: Fertigstellung des ersten Neubaupro
- Seite 47 und 48: 3SI Immogroup Die 3SI Immogroup ist
- Seite 49 und 50: WORDRAP MIT MICHAEL SCHMIDT In den
- Seite 51 und 52: nicht gegeben. Daran kann ich mich
- Seite 53 und 54: Die Netzwerkerin Vernetzt. „Die P
- Seite 55 und 56: von Anfang an mit allen wichtigen P
- Seite 57 und 58: Regina Margherita DAS SAGT DER FALS
- Seite 59 und 60: mit beiden Unternehmen die besten E
- Seite 61 und 62: „Wenn einer kommt und sagt, er tu
- Seite 63 und 64: Die Weine Parés Baltà, Blanc de P
- Seite 65 und 66: Zum Autor Sebastian Beiglböck ist
- Seite 67 und 68: Zum Autor Klaus Baringer ist Obmann
- Seite 69 und 70: Zum Autor Michael Pisecky war lange
- Seite 71 und 72: Immobilienprojekte in der Krise Wor
- Seite 73 und 74: dies das Schicksal des Projekts bes
- Seite 75 und 76: schleuderung, die unentgeltlichen V
- Seite 77 und 78: Christoph Sengstschmid, Geschäftsf
- Seite 79 und 80: Brita Berger Brita Berger MRICS die
- Seite 81 und 82: FÜR ALLE, DIE DINGE GERNE GENAUER
- Seite 83 und 84: Kollitsch & Soravia. Inspiriert von
- Seite 85 und 86: Hier geht‘s zum Video www.immo-ti
- Seite 87 und 88: mehr nur, wer sich dort treffe, wel
- Seite 89 und 90: Ausgabe 06|2023 89
- Seite 91 und 92: „Unser Bestreben muss sein, dort,
- Seite 93 und 94: Ausgabe 06|2023 93
- Seite 95: „Nachhaltigkeit hat nicht nur ein
- Seite 99 und 100: Advertorial Budgetbegleitgesetz 202
- Seite 101 und 102: Advertorial Hotellerie ist Vertraue
- Seite 103 und 104: Foto: Adobe Stock Die gesamte Infra
- Seite 105 und 106: Strukturen die derzeit problematisc
- Seite 107 und 108: Wir ernten, was wir säen. Jede Gen
- Seite 109 und 110: BEZIRK VORVERWERTUNGSQUOTE ANZAHL W
- Seite 111 und 112: BEZIRK VORVERWERTUNGSQUOTE 2018&201
- Seite 113 und 114: dritten Platz in diesem Ranking ste
- Seite 115 und 116: Zum Autor Astrid Grantner-Fuchs ist
- Seite 117 und 118: Ihr starker Partner im Neubauvertri
- Seite 119 und 120: vertretungen hinweg Politik zu mach
- Seite 121 und 122: The Global Urban Festival Pre-openi
- Seite 123 und 124: vor. Dieses Jahr schafften es s Rea
- Seite 125 und 126: ÖGNI FEIERT GEBURTSTAG Ein besonde
- Seite 127 und 128: DRINKS BEFORE HOME W Reinhard Winiw
- Seite 129 und 130: Raum und Wirklichkeit Wir haben Geg
- Seite 131 und 132: JETZT NEU: IMABIS STATS Vergangenhe