Ausgabe 06/2023
| Der Optimist: Coverinterview mit Michael Schmidt | Zu Tisch mit … Jasmin Soravia | Immobuilien & Insolvenzen| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Anton Bondi | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Nachhaltige Infrastruktur.
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Zum Autor<br />
Klaus Baringer ist Obmann des Verbandes<br />
gemeinnütziger Bauvereinigungen.<br />
GBV-Wohnbau zunehmend in Not<br />
Kommentar: Klaus Baringer<br />
Stark gestiegene Immobilienpreise, hohe Baupreise und steigende<br />
Kapitalmarktzinsen bringen die Immobilien- und Bauwirtschaft zunehmend<br />
zum Erliegen. Der stagnierende Wohnbau ist ein Problem<br />
für den Wohnungsbedarf der wachsenden österreichischen Bevölkerung.<br />
Das führt zu einer existenziellen Krise der Bauwirtschaft, stellt<br />
eine große Bedrohung für den Arbeitsmarkt mit seinen mehr als<br />
300.000 Beschäftigten in der Bauwirtschaft dar und ist somit eine der<br />
größten Herausforderungen für die Politik.<br />
GBV als wesentlicher Hebel<br />
Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) können ein wesentlicher<br />
Hebel der Problembewältigung sein, allerdings bedarf es dafür<br />
dringend entsprechender Maßnahmen und massiver Veränderungen<br />
der Voraussetzungen. Bund und Länder sind dringend gefordert,<br />
Maßnahmen zu setzen – die drei wichtigsten Maßnahmen sollen hier<br />
vorgestellt werden.<br />
Massive Anhebung der Wohnbauförderung<br />
Die österreichische Wohnbauförderung, die mit vergleichsweise niedrigen<br />
Staatsausgaben einen hohen Output und volkswirtschaftlichen<br />
Mehrwert erzielt, ist erodiert. Während die Wohnbauförderungsausgaben<br />
der öffentlichen Hand noch nach der Jahrtausendwende<br />
bei jährlich bis zu drei Milliarden Euro (rund 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes)<br />
lagen, ist die Wohnbauförderung 2022 bereits auf<br />
unter 1,9 Milliarden Euro und somit auf rund 0,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />
gefallen. Hier muss gegengesteuert werden.<br />
Wiedereinführung der Zweckbindung<br />
2022 machten die Rückflüsse aus früheren Wohnbauförderungsdarlehen<br />
1,42 Milliarden Euro aus, die Einnahmen aus den Wohnbauförderungsbeiträgen<br />
weitere 1,30 Milliarden, in Summe sohin 2,72<br />
Milliarden. Dies steht in einem Ungleichverhältnis zu den 2022 von<br />
den Ländern in Summe verausgabten Wohnbauförderungsmitteln<br />
in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Weder die Wohnbauförderungsbeiträge<br />
noch die Rückflüsse aus den Wohnbauförderungsdarlehen sind<br />
zweckgebunden. Die Zeiten günstiger Kapitalmarktzinsen sind allerdings<br />
vorbei, nunmehr muss die öffentliche Hand die GBV wieder in<br />
die Lage versetzen, zinsgünstige Wohnbauförderungsmittel an Stelle<br />
hochverzinster Kapitalmarktdarlehen in Anspruch nehmen zu können.<br />
Es bedarf daher der Wiedereinführung der Zweckbindung der<br />
Wohnbauförderungsbeiträge und der Darlehensrückflüsse.<br />
Förderschiene für die Dekarbonisierung<br />
Neubauten sollen emissionsfrei werden, bei Bestandsgebäuden soll<br />
der Energieverbrauch Schritt für Schritt gesenkt werden. Es liegt<br />
daher auf der Hand, dass der hohe Förderbedarf zur Umsetzung der<br />
Dekarbonisierungserfordernisse in allen österreichischen Gebäuden<br />
nicht Aufgabe der Wohnbauförderungen der Länder sein kann. Es<br />
braucht daher unabhängig von der Wohnbauförderung eine neue Förderschiene<br />
des Bundes für die Dekarbonisierung.<br />
Fotos: Weinwurm, Adobe Stock<br />
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