Ausgabe 06/2023
| Der Optimist: Coverinterview mit Michael Schmidt | Zu Tisch mit … Jasmin Soravia | Immobuilien & Insolvenzen| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Anton Bondi | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Nachhaltige Infrastruktur.
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Zum Autor<br />
Michael Pisecky war lange Jahre Geschäftsführer der s Real<br />
und ist Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilienund<br />
Vermögenstreuhänder.<br />
Das Mietrecht – Thema nur in Wien<br />
oder doch in allen Bundesländern?<br />
Kommentar: Michael Pisecky<br />
Das Mietrechtsgesetz – kurz MRG – umfasst einerseits den Mieterschutz<br />
für Mietwohnungen, worüber Konsens besteht und der kaum<br />
Gegenstand der politischen Diskussion ist, und für viele Mietwohnungen<br />
auch eine Preisregelung, die in vielen Facetten existiert und<br />
sehr stark in politischer Diskussion ist. Betroffen sind Mietwohnungen<br />
von privaten und gewerblichen Vermietern sowie Mietwohnungen<br />
der öffentlichen Hand, wie zum Beispiel Gemeindewohnungen.<br />
Nicht betroffen ist die große Anzahl an Wohnungen, die von gemeinnützigen<br />
Bauvereinigungen errichtet wurde. Sie wissen aber längst,<br />
worauf ich hinaus will: Diese Preisregelung geht im Schwerpunkt Wien<br />
mit gravierenden Konsequenzen einher. Ich möchte jetzt nicht auf die<br />
Diskussion und die bevorstehenden Beschlüsse des Nationalrats rund<br />
um die Mietanpassungen zu sprechen kommen, sondern darauf, dass<br />
die Preisregelung in Folge des sehr niedrigen Richtwerts in Wien einen<br />
großen Abstand zu den freien Mieten aufweisen. Dieser Abstand ist in<br />
den anderen Bundesländern klein oder gar nicht vorhanden. Oft wurde<br />
dies bisher durch den Lagezuschlag ausgeglichen, der jedoch durch die<br />
höchstgerichtlichen Entscheidungen der letzten Jahre in vielen Regionen<br />
Wiens kaum oder nicht mehr angewendet werden kann. Dies entspricht<br />
nicht der ursprünglichen Intention des Gesetzgebers, wird aber in dieser<br />
Zeit der allumfassenden Auseinandersetzung um Inflation, hohe Kosten<br />
beim Wohnen, Mietpreisdeckel, leistbares Wohnen et cetera nicht dazu<br />
führen, dass mit einer „Reparatur“ gerechnet werden kann. Noch schlimmer,<br />
es wird kaum jemand das „MRG“ angreifen, um sich nicht in dem<br />
komplexen System zu verlieren, viel auch politische Energie zu verbrauchen,<br />
weil auch kaum etwas zu gewinnen ist, gemeint Wählerstimmen.<br />
Warum? Weil in fast allen Bundesländern außer Wien „kein“ Problem<br />
mit der Preisregelung besteht und „nur“ wegen Wien in einen politischen<br />
Abtausch zu gehen, strebt die derzeitige Regierung nicht an.<br />
Rückgang der Gründerzeithaus-Sanierungen<br />
Die Konsequenz dieser Preisregelung, die nur in Wien wirklich wirkt, ist<br />
ein krasser Rückgang der Sanierungen bei Gründerzeithäusern, wovon<br />
der Großteil in Wien steht. 33 Prozent der CO2-<br />
Äquivalente verursachen die Gebäude, jedoch<br />
75 Prozent der Investitionen, also rund 200<br />
Milliarden Euro, sind im Gebäudebereich<br />
erforderlich. In der „Raus-aus-Gas-und-Öl“-<br />
Diskussion bringen wir laufend ein, dass zuerst<br />
saniert werden muss und dann umgerüstet, alles<br />
andere wäre aus Sicht der Wirtschaftlichkeit<br />
und Ökologie nicht empfehlenswert. Die Regierung<br />
arbeitet daran beziehungsweise erweitert<br />
die Förderungen und plant steuerliche Erleichterungen, erfreulicherweise<br />
auch für die Sanierung und die Umrüstung. Jedoch wirkt die nicht im<br />
preisgeregelten Bereich der Mietwohnungen in Wien, weil die Mieten für<br />
die, trotz Steuerersparnis und Förderungen, erforderlichen Investitionen<br />
nicht ausreichen und diese daher weiterhin nicht erfolgen werden.<br />
Wir brauchen daher Anreize im MRG für die Generalsanierung für Gründerzeithäuser<br />
in Wien wie zum Beispiel einen angemessenen Mietzins für<br />
Neuvermietungen. Dies ist im Lichte der Energiekostenersparnis für den<br />
Mieter von circa drei Euro pro Quadratmeter auch leistbar.<br />
Bekenntnis zur Nachverdichtung<br />
Wir brauchen eine Stadt Wien, die zur Nachverdichtung und zum Ausbau<br />
von Gründerzeithäusern steht, weil der Ausbau oft die Generalsanierung<br />
des gesamten Hauses erst wirtschaftlich ermöglicht. Im Bestand der<br />
mehrgeschossigen Wohnhäuser stellt dieser Bereich einen wesentlichen<br />
Anteil dar, vor allem aus Sicht der möglichen Energieeinsparung.<br />
Wir brauchen daher auch die Unterstützung der anderen Bundesländer<br />
für eine Novelle im MRG, denn andere Regierungskonstellationen,<br />
möglicherweise schon nach der nächsten Nationalratswahl, werden<br />
eine weitreichende Mietrechtsreform anstreben, die dann alle Bundesländer<br />
betreffen könnte.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
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