Ausgabe 06/2023
| Der Optimist: Coverinterview mit Michael Schmidt | Zu Tisch mit … Jasmin Soravia | Immobuilien & Insolvenzen| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Anton Bondi | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Nachhaltige Infrastruktur.
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Zum Autor<br />
Sebastian Beiglböck ist Geschäftsführer der Vereinigung<br />
der gewerblichen Projektentwickler in Österreich.<br />
(VÖPE).<br />
Wir müssen gehört werden!<br />
Für die Projektentwickler ist die Situation aktuell herausfordernd. Die Politik ist gefordert, gegenzusteuern.<br />
Kommentar: Sebastian Beiglböck<br />
Während die Branche einzelne Verschlechterungen der Rahmenbedingungen<br />
in der Vergangenheit immer gut abfedern konnte, kommt<br />
derzeit vieles zusammen. Angesichts einer gefährlichen Mischung aus<br />
hohen Baukosten, hohen Zinsen, deutlich verschärften Regeln für Immobilienkredite,<br />
weiterhin sehr hohen Grundstückspreisen und immer<br />
anspruchsvolleren Regularien und Normen einerseits und gedeckelten<br />
Mieterträgen andererseits stehen wir vor großen Herausforderungen,<br />
die die Realisierung neuer Projekte und den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
massiv erschweren.<br />
Es gibt für Projektentwickler nach wie vor ausreichend zu tun. Wir sehen<br />
aber die Gefahr, dass in zwei bis drei Jahren maßgeblich Wohnraum fehlt,<br />
weil derzeit kaum noch Projekte eingereicht werden. Dadurch werden<br />
die Preise schnell wieder steigen. Sollte die Politik die derzeitigen, für die<br />
Branche ungünstigen Rahmenbedingungen nicht verbessern, rechnen<br />
wir mit einem deutlichen Rückgang bei der Realisierung neuer Projekte<br />
am österreichischen Wohnungsmarkt.<br />
Denn was auch gerne übersehen wird ist, dass die Projektentwicklung ein<br />
sehr langfristiges Geschäft ist. Vom Projekt her gerechnet dauert ein Zyklus<br />
vom Beginn bis zum Ende der Entwicklung mindestens drei bis vier<br />
Jahre. Die Politik wie auch die Gesellschaft denken aber alles andere als<br />
langfristig. Wenn wir aber jetzt nicht an diesen oder jenen Stellschrauben<br />
drehen, dann haben wir bald ein echtes Problem. Und das ist kein Problem,<br />
das die Projektentwickler betrifft, sondern die Gesellschaft, wenn nämlich<br />
zu wenig Wohnräumlichkeiten oder Büroflächen vorhanden sein werden.<br />
Österreich braucht daher jetzt ein Gegensteuern durch neue Impulse, um<br />
diesen Abwärtstrend zu stoppen. Die VÖPE fordert:<br />
Die Politik muss ihre Verantwortung für die kooperative, bauliche Entwicklung<br />
unserer Lebensräume wieder wahrnehmen (wie etwa durch Schaffung eines<br />
Ministeriums mit allen Bau- und Wohnagenden).<br />
Baurecht, Steuerrecht und Wohnungsrecht müssen endlich entbürokratisiert<br />
und zeitgemäß werden (zum Beispiel durch eine Musterbauordnung für alle<br />
Bundesländer).<br />
Genehmigungsverfahren werden flächendeckend digitalisiert und für Projektwerber<br />
voll transparent (etwa durch Einführung des „Gläsernen Aktes“).<br />
Immobilieneigentum wird wieder breiten Bevölkerungsschichten als Altersvorsorge<br />
ermöglicht (zum Beispiel durch steuerliche Erleichterungen für die<br />
selbstbewohnte Immobilie).<br />
Klimafreundliche und innovative Bauprojekte werden durch Anreizsysteme<br />
befördert (beispielsweise mit „Fast Lanes“ in Genehmigungsverfahren).<br />
Fotos: Alba Communications, Stephan Huger, shutterstock<br />
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