Ausgabe 06/2023
| Der Optimist: Coverinterview mit Michael Schmidt | Zu Tisch mit … Jasmin Soravia | Immobuilien & Insolvenzen| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Anton Bondi | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Nachhaltige Infrastruktur.
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Positionen & Meinungen<br />
Blackout<br />
Und Action.. Wer kennt sie nicht, die Szene im Film „Die Hard/Stirb langsam“, in der Bruce Willis alias John<br />
McClane die Fahrstuhltür zwischen zwei Stockwerken aufdrückt und über enge Lüftungskanäle entkommt?<br />
Autor: Michael Neubauer<br />
V<br />
om Dach eines steckengebliebenen<br />
Lifts in die nächsthöhere<br />
Etage zu klettern, um die Tür zu<br />
öffnen und sich ins Freie zu retten,<br />
das bleibt Hollywood-Helden in Action-<br />
Blockbustern vorbehalten.<br />
Allein schon auf das Dach der Liftkabine zu gelangen,<br />
ist ein Kunststück. In Österreich haben<br />
Aufzüge in der Regel keine Ausstiegsluken,<br />
wie Christoph Sengstschmid, Geschäftsführer<br />
Otis Österreich und Direktor Sales & Marketing<br />
Otis Zentraleuropa, dem ImmoFokus<br />
versichert. Aus Gründen der Sicherheit sollte<br />
man das Klettern in den Aufzugsschächten<br />
den Profis überlassen.<br />
Jeder hat wahrscheinlich schon einmal den<br />
nicht nur für Menschen mit Klaustrophobie<br />
durchaus nervös machenden Gedanken<br />
gehabt, in einem Aufzug – auch über eine n<br />
längeren Zeitraum – stecken zu bleiben. Für<br />
solche Eventualitäten sind Aufzugshersteller<br />
bestens gerüstet. Ihre Telefonzentralen sind<br />
365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag besetzt,<br />
um Aufzugssysteme zu überwachen. Im Falle<br />
einer Störung oder eines Stromausfalls landen<br />
Anrufer in einem Servicecenter und erhalten<br />
Unterstützung, bis ein Servicetechniker am<br />
Ort des Geschehens eintrifft. „Notbefreiung“<br />
heißt das im Fachvokabular.<br />
Funktioniert die Kommunikationskette, sind<br />
die Personen im Fahrstuhl rasch befreit. Stromausfälle<br />
sind unangenehm. Die Lösung des Problems<br />
ist aber absehbar. 2022 musste jeder Verbraucher<br />
in Österreich eine durchschnittliche<br />
Unterbrechung der Stromversorgung von 24,17<br />
Minuten hinnehmen. Zweifellos unangenehm.<br />
Doch was passiert bei einem Blackout? Ohne<br />
Strom stehen alle Aufzüge still. „Aufzüge<br />
werden immer digitaler und damit stärker<br />
abhängig von einer stabilen Energieversorgung”,<br />
betont Sengstschmid. „Deshalb haben<br />
wir einen Notfall-Prozess erarbeitet, mit dem<br />
wir Fahrgäste sicher aus unseren Aufzügen<br />
evakuieren können – auch wenn es keinen<br />
Strom, kein Internet und kein Mobilfunknetz<br />
gibt.“ Otis will für das Worst-Case-Szenario<br />
vorbereitet sein. Wobei der Otis Österreich-<br />
Geschäftsführer Wert auf die Bezeichnung<br />
Fahrgäste legt. „Wir haben weltweit pro Tag<br />
rund zwei Milliarden Fahrgäste – da haben<br />
wir auch eine enorme Verantwortung.“<br />
„Mit der Zertifizierung von Quality Austria<br />
nach ISO 22301 (Business Continuity Management)<br />
sind wir Vorreiter in der Branche“,<br />
betont Sengstschmid sichtlich stolz.<br />
Die Zertifizierung bestätigt die Funktionsfähigkeit<br />
und Koordination kritischer Prozesse<br />
im Falle eines Blackouts. „Die Teams“,<br />
so Sengstschmid, „folgen während eines<br />
Notfalls einem klar definierten Prozess und<br />
arbeiten kontinuierlich aktualisierte, physisch<br />
vorgehaltene Listen nach Prioritäten<br />
ab.“ Das bedeutet in erster Linie, dass im<br />
Falle eines Blackouts kritische Infrastruktur<br />
Vorrang genießt. In vielen Fällen ist aber<br />
gerade kritische Infrastruktur – wie zum<br />
Beispiel Krankenhäuser – mit eigenen Notstromaggregaten<br />
und/oder eigenem Servicepersonal<br />
vor Ort abgesichert. „Das haben<br />
wir in unseren Plänen berücksichtigt.“<br />
Im Fall der Fälle wissen alle Mitarbeiter,<br />
welche Gebäude in welcher Reihenfolge anzufahren<br />
sind. Damit die Servicetechniker<br />
auch anfahren können, dürfen sie bei ihren<br />
Einsätzen mittlerweile den Tank nicht mehr<br />
leer fahren. Der minimale Füllstand darf<br />
30 Prozent nicht unterschreiten: „Gibt es<br />
keinen Strom mehr, funktionieren auch die<br />
Tankanlagen nicht mehr.“<br />
In den Aufzügen jüngerer Generation sind serienmäßig<br />
batteriebetriebene Notbefreiungssysteme<br />
verbaut, die Fahrgäste bei einem<br />
Stromausfall sicher auf die nächstgelegene<br />
Etage bringen. In vielen Fällen kann auch bei<br />
bestehenden Anlagen nachgerüstet werden.<br />
„Bei alten, traditionellen, herkömmlichen<br />
Aufzügen ist es ganz einfach, indem man in<br />
den Triebwerksraum geht und die Bremse lüftet:<br />
Dann bewegt sich der Aufzug automatisch<br />
in die nächste Haltestelle“, so Sengstschmid.<br />
„Das könnten auch gezielt geschulte Personen<br />
vor Ort übernehmen.“<br />
Doch wie lange wird es tatsächlich dauern? Wie<br />
lange müssen die Fahrgäste auf ihre Befreiung<br />
warten? „Üblicherweise sind wir angehalten,<br />
innerhalb von 30 Minuten die Notbefreiung<br />
einzuleiten. Im Falle eines flächendeckenden<br />
Blackouts sind wir von so vielen unterschiedlichen<br />
äußeren Einflüssen abhängig, dass es<br />
sehr schwer ist, Garantien abzugeben. Wir<br />
wissen nicht, ob die Ampeln funktionieren.<br />
Wie schaut es mit dem Verkehr aus? All diese<br />
Dinge können wir nicht vorhersehen. Wichtig<br />
ist aber, dass wir eine priorisierte Liste haben,<br />
mit der wir sehr exakt und sehr rasch in die<br />
Gänge kommen und so schnell wie möglich die<br />
Fahrgäste aus ihrer misslichen Lage befreien.<br />
Wovon wir dringend abraten, ist, zur Selbsthilfe<br />
zu greifen und zu versuchen, irgendwie<br />
die Türen aufzumachen.“<br />
Noch kurz zurück zum Film „Die Hard“: Drehort<br />
war das kurz vor Drehbeginn fertiggestellte 34<br />
Stockwerke hohe Fox Plaza, das Verwaltungsgebäude<br />
von Fox in der Avenue of the Stars in<br />
Los Angeles. Entworfen wurde es von dem USamerikanischen<br />
Architekten William Pereira,<br />
der für seine futuristischen Entwürfe bekannt<br />
ist. Gedreht wurde in der Firmenzentrale der<br />
20th Century Fox. Auch in späteren 20th-Century-Fox-Filmen<br />
wie „Speed“, „Fight Club“ oder<br />
„Airheads“ wurde der Fox Plaza Tower immer<br />
wieder als Kulisse genutzt.<br />
Copyright: Otis Elevator Company<br />
76 ImmoFokus