040 Musik Kettcar / Gisbert Zu Knyphausen G2-GIPFEL Marcus Wiebusch und Gisbert Zu Knyphausen. Zwei Musiker, zwei neue Alben - und somit Anlass genug, die beiden gemeinsam an einen massiven Eichentisch im Hamburger Knust zu platzieren. Zum Roundtable. Zum Gipfeltreffen des Hamburger Indie-Trubels. Zum Spiel mit den Erwartungen. Moderiert von Henrik Drüner. Fotografi ert von Katja Ruge. Von links nach rechts: Marcus Wiebusch, Gisbert Zu Knyphausen, Rainer Ott, Henrik Drüner
Konzertplattform, 2004 ins Leben gerufen von Hasko Witte und Michy Reincke, bei der jeweils vier norddeutsche KünstlerInnen im Hörsaal (Spielbudenplatz, Hamburg) unplugged auftreten; u. a. Begemann, Frievert, Koppruch, Jasmin Wagner, Kim Frank ... Prä-Kettcar-Ära von Wiebusch und Tirado- Rosale, 1991-99. Deutschsprachiger Punkrock im Stile von EA80 und Slime, der zum Sprachrohr der intellektuellen Punk-Szene avancierte. »Hallo Endorphin« schlug eine neue Richtung ein und führte zur Auflösung der Band. Musik 041 mit den Texten. Er habe ein Notizbuch mit Fetzen, die er zusammensetze. Generell sei er ein eher sparsamer Texter mit starker Selbstzensur. Was gut sei, wirft Wiebusch ein: »Deutsche Texte sind harte Arbeit. Jeder Satz muss passen, und es gibt viel Einheitsbrei!« Wo wir schon dabei sind, Marcus, willst du nicht was zur folgenden Zeile sagen: »Lieber peinlich <strong>als</strong> authentisch / Authentisch war schon Hitler«? Nein, will er nicht. »Einem Außenstehenden oder der Presse muss und will ich meine Texte nicht erklären«, erwidert er stattdessen die Nachfrage barsch. »Lyrik ist für mich ein Vorschlag, eine Form der Projektion und Fantasie. Absolutes Verständnis ist nicht möglich.« Vor drei Jahren schrieb Gisbert Zu Knyphausen seinen ersten deutschsprachigen Song. Er kommt ursprünglich aus dem hessischen Rheingau und wohnt – nach Stationen in Nijmegen und Berlin – seit anderthalb Jahren in Hamburg. Meist tritt er mit seiner vierköpfigen Band auf, doch gelegentlich auch solo. »Ich wollte nicht nur Liedermacher sein, sondern auch mal Krach machen. Zwar soll das eine feste Band werden, eigentlich ist es aber eine Miet-Musiker-Band.« Beide verbindet diese Texttonalität, eine gewisse Arbeiterschwermut – wobei die so schon nicht mehr ganz aktuell ist. Wiebusch über die überworfenen Kettcar-Strukturen: »Befindlichkeitsfixiert gibt es nicht mehr in dieser Form, genauso wenig nach innen gerichtete Liebeslieder wie ›Balu‹. Jetzt sind wir fordernder, mit fiktiven Protagonisten. Ein realitätsnahes, teilweise bitteres Abbild der Themen unserer Zeit. Terror, Arbeitslosigkeit, Gewalt. Wir wollen zeigen, dass wir nicht einverstanden sind. Der Titel ist dementsprechend kurz und zerstörend.« Bei Knyphausen schwingt oft das wunderschöne und zugleich unsichere Gefühl von Zweisamkeit mit. Trotzige Melancholie, gepaart mit ungeschminkter Romantik, exemplarisch bei »Neues Jahr«: »Und in der Stadt die ganzen glücklichen Gesichter/ Ich mein’, irgendwie gehör’n wir doch dazu / Wir erzähl’n uns unsere stumpfen Geschichten, wir sind so viel heut’ Nacht, ich und du.« Ein moderner Anstrich für das antiquierte Image des Liedermachers. Knyphausen wird sich damit Freunde machen, viele Freunde. Derer haben Kettcar bereits reichlich. Lausch Lounge G roß beschnuppert werden ist nicht nötig. Zumindest vom Sehen kennen sich die beiden schon. Marcus Wiebusch, Sänger, Texter und Gitarrist von Kettcar, erinnert sich an das erste Aufeinandertreffen: »Das war bei der ›Lausch Lounge‹-Veranstaltung mit Olli Schulz. Danach hat der Olli immer Werbung für dich gemacht: ›Jetzt hat Gisbert schon wieder was Neues bei MySpace, hör dir das mal an!‹ Ich hab mir das aber nicht angehört. Auch nicht, <strong>als</strong> irgendwann ein Demo zum Grand Hotel kam – ganz ehrlich, dafür hab ich seit Längerem keine Ohren frei.« Mittlerweile ärgert er sich vielleicht ein wenig, das Demo missachtet zu haben. Seine Einschätzung des Albums lässt es zumindest vermuten: »Für mich klingt es nicht nach einem Debüt, eher nach einem, der schon jahrelang in anderen Bands Musik gemacht hat und jetzt sein Soloding raushaut. Gefällt mir sehr gut, besonders die Texte!« Mit Komplimenten haben Indietypen bekanntlich ihre Probleme. Dementsprechend verlegen guckt und bedankt sich Gisbert. Zu Knyphausen. Dieser klangvolle Name, den der 28-Jährige trägt, ist übrigens kein Pseudonym, sondern echter Landadel: »Vor zweieinhalb Jahren trat ich zum ersten Mal unter dem Namen auf. Der ist schon außergewöhnlich genug, da brauchte ich kein Pseudonym – das denken die Leute ohnehin.« Die übrige Runde nickt. Stichwort: musikalische Sozialisation. Hier wird mehr Live: Kettcar 21.04.-16.08., Gisbert 30.04.-17.05. <strong>als</strong> nur eine Generationskluft offensichtlich. Wiebusch: Kettcar »Punk, schon seit der Jugend, bis in die späten 90er mit Sylt ... But Alive ... But Alive hinein. Seit 2002 eine bewusste Zäsur mit dem Beginn von Kettcar, weil sich auch private Hörgewohnhei- CD // Grand Hotel Van Cleef ten änderten.« Knyphausen: »Ich hörte The Doors, Tom Gisbert Zu Knyphausen Waits und Nick Cave. Aber zum Liedermachen haben mich Gisbert Zu Knyphausen The Bright Eyes gebracht, auch weil ich Bob Dylan schon immer cool fand. Beide haben eine Stimme, die polarisiert.« Und nicht nur die beiden, auch Gisbert selbst hat eine eigene Stimme gefunden, auch wenn ihm Wiebusch gleich mit Zuschreibungen kommt: »Lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass man bei dir einen kleinen Sven-Regener-Einfluss hört? Dieses ›Wind und Haar‹-Bild ...« – »Stimmt, da hast du gut aufgepasst!« Beide lachen – und Wiebusch rückt näher. Die Hamburger Musikszene gilt zu Recht <strong>als</strong> stark inhaltlich orientiert. Insofern drängt sich die Frage nach der Textentstehung geradezu auf. Wiebusch: »Nehmen wir das Beispiel ›Am Tisch‹. Thema und Text standen, rund 200 Sätze. Es folgte die Überlegung, wie der Song sich anfühlt – und dann wurde gestrichen. Reduktion ist beim Popsong alles.« Knyphausen betont, dass er sich sehr schwer tue CD // Omaha / Pias / Rough Trade / VÖ 25.04.
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