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American Gothic<br />

Ein Blick auf die Besetzungsliste – Yvonne<br />

De Carlo, hauptsächlich bekannt <strong>als</strong><br />

Lily Munster, und der ebenfalls bei seiner<br />

Rollenauswahl nicht immer stilsichere<br />

Rod Steiger – lässt schon erahnen, dass<br />

es sich bei »American Gothic« um eines<br />

jener Horror-B-Filmchen handelt, von denen<br />

alternde Trashfans auf Sammlerbörsen<br />

kichernd berichten. Eine Gruppe junger<br />

Leute bricht voller Vorfreude zu einem<br />

Campingwochenende auf, um der frisch<br />

aus der Psychiatrie entlassenen Cynthia<br />

ein paar idyllische Tage zu bereiten.<br />

Ihr Flugzeug ist allerdings schon bald gezwungen<br />

notzuwassern, und so strandet<br />

die Gruppe auf einer abgelegenen Insel.<br />

Die einzigen Bewohner sind ein nach den<br />

puritanischen Idealen der Pilgerväter lebendes<br />

altes Ehepaar (Steiger & De Carlo),<br />

das sich zunächst <strong>als</strong> recht gastfreundlich<br />

und hilfsbereit erweist. Doch im altertümlichen<br />

Farmhaus trifft die Gruppe<br />

auf die Kinder des bibeltreuen Paares:<br />

drei Mittfünfziger, die sich benehmen<br />

und kleiden wie Kleinkinder und <strong>als</strong> Puppe<br />

eine Babyleiche herumtragen. Nicht<br />

nur vom Schulhof weiß man, wie grausam<br />

Kinder sein können, und so nimmt das irre<br />

Meucheln – u. a. mithilfe einer Schaukel<br />

– auf der Insel seinen nicht jugendfreien<br />

Gang. Amen. Der 1988 entstandene Film<br />

von Regisseur John Hough ist im Grunde<br />

ein typischer 80-Jahre-Slasher, der –<br />

angereichert um einige genreübliche Hinterwäldler-Stereotypien<br />

– <strong>als</strong> Horror-Parabel<br />

zu funktionieren versucht, inhaltlich<br />

aber nur selten die Qualitäten seiner<br />

ausgesprochenen Vorbilder, etwa Tobe<br />

Hoopers »Texas Chainsaw Massacre«,<br />

erreicht. Für Freunde des Genres ist diese<br />

DVD-Erstveröffentlichung aber sicher<br />

eine der Wiederentdeckungen des ersten<br />

Halbjahres.<br />

Cay Clasen<br />

American Gothic (GB/CAN 1988; R: John Hough;<br />

D: Yvonne De Carlo; Kinowelt Home Entertainment)<br />

ER NERVT, ABER ...<br />

J a, der Michael Moore: der Held der kleinen<br />

Leute, der mit seinem Film über den Verfall<br />

der Autoindustrie im Allgemeinen und die Firma<br />

Ford im Besonderen zum neuen Stern am<br />

Doku-Filmer-Himmel aufstieg und fortan <strong>als</strong> Sinnbild des<br />

kämpferischen Amerikaners mit dem Herz am rechten<br />

Fleck galt. Moore ist zum Opfer seiner eigenen Popularität<br />

geworden – sowohl seines moralischen <strong>als</strong> auch seines<br />

finanziellen Erfolgs. »Bowling For Columbine« wurde<br />

allerorts noch <strong>als</strong> mutiges Stück Kino gefeiert, doch »Fahrenheit<br />

9/11« ging der Medienmaschinerie dann doch ein<br />

bisschen zu weit. Und <strong>als</strong> sie angeworfen wurde, um Moore<br />

mit negativer Propaganda zu überhäufen, war es eigentlich<br />

schon geschehen um den ehemaligen Sympathieträger.<br />

Vielleicht hat er seine Medienpräsenz, gerade auch in<br />

Deutschland, ein wenig überzogen. Auf jeden Fall wollte<br />

ihn keiner mehr so recht ernst nehmen, <strong>als</strong> im letzten Jahr<br />

»Sicko« in die Kinos kam. Und außerdem: Was interessiert<br />

uns das amerikanische Gesundheitswesen?<br />

Diese negative Rezeption ist eine Schande, denn obwohl<br />

»Sicko« natürlich auch ein plakativer Film ist – anders<br />

kann Moore nicht erzählen –, ist von großem Interesse, wie<br />

er die Wurzel der gesellschaftlichen Missstände Amerikas<br />

am Verfall des Gesundheitssystems festmacht. Spannend<br />

wie ein Politthriller ist dieser Film inszeniert. Gerade <strong>als</strong><br />

Europäer gewinnt man einen guten Eindruck davon, was<br />

es bedeutet, auch in einem freien Land zum Sklaven eines<br />

Staates zu werden, der sich um seine Bürger einen Dreck<br />

schert und ihnen nicht einmal das in Deutschland selbstverständliche<br />

Grundrecht auf medizinische Versorgung<br />

DVD 067<br />

Michael Moore hat sich mit der Art, seine Filme zu drehen und zu präsentieren, nicht nur<br />

Freunde gemacht. Als »Sicko« in die Kinos kam, hatte er es sich mit dem Großteil der Kritik<br />

nicht ganz ohne Grund verscherzt. Sascha Seiler mag ihn trotzdem nicht abschreiben.<br />

Borderline<br />

In Cheryl Dunyes »The Watermelon Woman« (1995), einem<br />

Klassiker des »queer cinema«, begeben sich die Protagonistinnen<br />

auf die Spuren einer lesbischen, afroamerikanischen<br />

Schauspielerin aus den 1930er-Jahren, die ein<br />

Verhältnis mit ihrer weißen Regisseurin hatte. Doch am<br />

Ende des Films platzt die Blase: Die ominöse »Watermelon<br />

Woman« hat es nie gegeben, die Protagonistinnen haben<br />

sie für ihren Pseudo-Dokumentarfilm lediglich erfunden,<br />

weil es zu schön gewesen wäre, wenn es so etwas schon<br />

in den 1930er-Jahren gegeben hätte. Ähnlich funktioniert<br />

Kenneth Macphersons »Borderline« (1930). Handlung und<br />

Machart sind für die Entstehungszeit so ungewöhnlich,<br />

dass man verdutzt die Augen reibt: Ist hier etwa der große<br />

Stummfilm-Faker Guy Maddin am Werk? Nein, es handelt<br />

sich tatsächlich um einen der ersten Filme, der »race« und<br />

»gender« dekonstruiert und dabei zugleich auf Improvisation<br />

aufbaut, deren Radikalität mit den frühen Filmen von<br />

John Cassavetes vergleichbar ist. Regisseur Kenneth Macpherson<br />

war Herausgeber des britischen Filmmagazins<br />

Close Up, das Kino <strong>als</strong> modernistische Kunstform ernst<br />

nahm. Für »Borderline« konnte er den Schauspieler, Musiker<br />

und afroamerikanischen Bürgerrechtler Paul Robeson<br />

gewinnen. Die hervorragenden Linernotes zur DVD-Edition<br />

weisen darauf hin, dass der Film bisweilen eine essen-<br />

gewährt. Das Interessante dabei ist, dass es Moore eben<br />

nicht um die fast 50 Millionen nicht versicherten Amerikaner<br />

geht, sondern um die 250 Millionen, die solch eine<br />

Versicherung in einer oder anderer Form ihr Eigen nennen,<br />

sich dafür aber in den meisten Fällen ebenso wenig kaufen<br />

können. Und es geht um unterbezahlte Ärzte, überfüllte<br />

Krankenhäuser, unfähige Angestellte und, immerhin<br />

ist es ein Film von Michael Moore, einen Staat, der rein gar<br />

nichts gegen die Missstände unternimmt, außer sich zu<br />

bereichern. Ein schockierendes Bild der amerikanischen<br />

Gesellschaft und gleichzeitig eine Erinnerung daran, Michael<br />

Moore nicht vorzeitig abzuschreiben.<br />

Sicko (USA 2007; R: Michael Moore; Senator)<br />

zialistische Sicht aufweist – Weiße werden <strong>als</strong> dekadent<br />

gekennzeichnet, Schwarze <strong>als</strong> vital und naturverbunden<br />

–, die dam<strong>als</strong> auch von schwarzen Intellektuellen geteilt<br />

wurde. Dies schmälert allerdings weder seinen an sich antirassistischen<br />

Ansatz noch seine formale Brillanz.<br />

Martin Büsser<br />

Borderline (GB 1930; R: Kenneth Macpherson; D: Paul Robeson, Hilda<br />

Doolittle, Gavin Arthur; Absolut Medien)

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