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066 DVD<br />
I’m A Cyborg, But<br />
That’s OK<br />
Längst sind Cyborgs im medizinischen<br />
Bereich Alltag. Keine »Mensch-Maschine«<br />
(Cybernetic Organism) unter uns<br />
käme auf die Idee, aufgrund eines implantierten<br />
Herzschrittmachers oder<br />
einerProthese »sonderbar« zu sein. Auch<br />
Young-goon, Arbeiterin in einer Radiofabrik,<br />
findet sich <strong>als</strong> Cyborg ganz in Ordnung.<br />
Doch ihr Körper enthält kein technisches<br />
Implantat, Young-goon ist qua<br />
enger Definition des Begriffs kein Cyborg.<br />
Als sie gewaltsam von ihrer Großmutter<br />
getrennt wird, beginnt Young-goon ihre<br />
Überzeugung in radik<strong>als</strong>ter Konsequenz<br />
auszuleben: Sie verweigert jede Nahrungsaufnahme<br />
und wird in die Psychiatrie<br />
eingeliefert.<br />
Wer nun eine Mischung aus »Robo-<br />
Cop« und »Einer flog über’s Kuckucksnest«<br />
erwartet, hat die Rechnung ohne<br />
Chan-wook Park gemacht. Selbst den<br />
Erwartungen derer, die »Joint Security<br />
Area« oder seine sogenannte Rache-<br />
Trilogie kennen, scheint der 1963 in Tanyan<br />
geborene Philosoph/Regisseur mit<br />
seiner zauberhaften Liebeskomödie, ein<br />
Schnippchen geschlagen zu haben. Er<br />
habe einen Film für seine Tochter im Teenager-Alter<br />
machen wollen, erklärte Park<br />
im Interview. Dass »I’m A Cyborg...« auf<br />
der Berlinale 2007 zum Publikumsfavoriten<br />
gewählt wurde, mag an Parks überraschenden<br />
visuellen Einfällen liegen, die<br />
der Südkoreaner raushaut, <strong>als</strong> wolle er<br />
sich an all den Anleitungen zu Filmstereotypen<br />
rächen, mit denen Kinozuschauer<br />
bombardiert werden. Mit derselben<br />
Stärke inszeniert er nicht nur eines der<br />
schönsten Liebespaare – Young-goon<br />
und den Wochentage-Dieb Il-soon –, sondern<br />
zeigt jenseits von Kitsch und Plattitüde<br />
auf, welche Hürden mit der Kombination<br />
Fantasie, Hartnäckigkeit und Liebe<br />
überwunden werden können. Chanwook<br />
Parks nächstes Projekt »Thirst« ist<br />
für 2009 angekündigt und wird laut Regisseur<br />
ein sehr trauriges und tragisches<br />
Melodram über einen Vampir, der sich in<br />
eine verheiratete Frau verliebt.<br />
Ed Junge<br />
I’m A Cyborg, But That’s OK (ROK 2006; R: Chanwook<br />
Park; D: Soo-young Lim; Rapid Eye Movies)<br />
SUHLEN<br />
IM FETTNAPF<br />
Sind wir nicht alle nur Statisten im f<strong>als</strong>chen Film? Schon. Aber Ricky Gervais und Stephen<br />
Merchant machten aus der Not eine Tugend. Ihre Serie »Extras« handelt von den Sorgen<br />
der namenlosen Nebendarsteller und den Stars, die auch nicht alle große Leuchten sind.<br />
M itten in einen neuen Film hineingeworfen<br />
wird man <strong>als</strong> Zuschauer der<br />
Comedy-Serie »Extras« in jeder Folge.<br />
So unterschiedlich die Sets dabei auch<br />
sein mögen, die Bemühungen und das Scheitern der beiden<br />
Hauptakteure bleiben stets gleich. Ob in einer Verfilmung<br />
eines Shakespeare-Dramas oder in einem im Kosovo<br />
spielenden Kriegsfilm: Die beiden Statisten Andy Millmann<br />
und Maggie Jacobs haben ihre Ziele fest im Visier. Er, ein<br />
erfolgloser Schauspieler – ihm zur Seite sein noch erfolgloserer<br />
Agent –, versucht um jeden Preis, eine Sprechrolle<br />
zu bekommen, während sie, ebenfalls hartnäckig in ihren<br />
Bestrebungen, versucht, einen Schauspieler abzuschleppen.<br />
Diesem Grundgerüst an die Seite gestellt wird jeweils<br />
der Gastauftritt eines »echten« prominenten Schauspielers,<br />
der »sich selbst« spielt, wie in der ersten Staffel etwa<br />
Samuel L. Jackson, Kate Winslet, Ben Stiller oder »Star<br />
Trek«-Shakespearianer Patrick Stewart. Gewürzt mit einer<br />
gehörigen Portion Selbstironie, weisen diese Gastauftritte<br />
durchaus gewisse Parallelen zu denen bei den »Simpsons«<br />
auf, bei welchen übrigens »Extras«-Mastermind<br />
und Hauptdarsteller Ricky Gervais seinerseits schon mit<br />
Homer Simpson die Frau tauschen durfte.<br />
Gemeinsam mit Stephen Merchant (der den Schauspie-<br />
ler-Agenten gibt) war Gervais bereits mit seiner ersten Comedyserie<br />
»The Office« ein Riesenerfolg gelungen. Remakes<br />
der BBC-Produktion gab es in den USA und in<br />
Frankreich. In Deutschland muss seit dem Einspruch seitens<br />
der BBC auch »Stromberg« seine »Inspirationsquelle«<br />
im Abspann deutlich zu erkennen geben. Bedauerlich<br />
jedoch ist, dass dem Original die ihm zustehende Würdigung<br />
durch einen entsprechenden Sendeplatz in Deutschland<br />
verweigert wurde. »Extras« teilt dieses Schicksal, was<br />
das Erscheinen der ersten Staffel auf DVD umso erfreulicher<br />
macht, zudem sich somit auch gleich der meist unvermeidbare<br />
Verlust durch die Synchronisation umgehen<br />
lässt. Als »Anspieltipp« für Zaudernde sei die Folge empfohlen,<br />
in der Maggie Samuel L. Jackson für seine tolle Leistung<br />
in »Matrix« gratuliert, um sich dann beim Versuch<br />
der Vermeidung von Missverständnissen und Klarstellung<br />
ihrer Vorurteilslosigkeit bezüglich »race issues« um Kopf<br />
und Kragen zu reden. Kommunikation ist der Fettnapf, aus<br />
dem sich die Welt schmiert.<br />
Michael Schewetzky<br />
Extras – Die komplette erste Staffel (GB 2005-2007; R: Ricky Gervais,<br />
Stephen Merchant; D: Ben Stiller, Kate Winslet; Polyband)<br />
Verlosung: 10 Exemplare auf intro.de/gewinne