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068 DVD<br />
EINE FAHRT INS GRÜNE<br />
Was zunächst wie eine Adaption von Klassikern wie »Duell« und »The Most Dangerous<br />
Game« erscheint, entwickelt dank der inspirierten Regie von Gonzalo Lopez-Gallego<br />
ganz eigene Qualitäten. Sein »King Of The Hill« wurde in Toronto bereits gefeiert.<br />
D ie Wildnis ist nichts für Stadtmenschen.<br />
Filmisch wurden dieser Behauptung schon<br />
viele Denkmäler gesetzt. Sei es in Form<br />
von Komödien, romantisierenden Zivilisationsflucht-Epen<br />
etc.. Der spanische Regisseur Gonzalo<br />
Lopez-Gallego revitalisiert diese Prämisse in seinem<br />
auf dem Filmfestival von Toronto gefeierten »King Of The<br />
Hill«. Ein unbescholtener Jedermann findet sich nicht nur<br />
in einer ihm unbekannten Gegend wieder. Er wird zum Gejagten.<br />
Dies ist <strong>als</strong> Idee nicht neu, sondern zitiert sowohl<br />
Spielbergs »Duell« <strong>als</strong> auch »The Most Dangerous Game«.<br />
Doch erweitert Lopez-Gallego bekannte Genreversatzstücke<br />
um ein paar sozialkritische bzw. soziologische Aspekte,<br />
die keinesfalls verraten werden können. Quim (Leonardo<br />
Sbaraglia) ist unterwegs im einsamen zentr<strong>als</strong>panischen<br />
Hinterland. An einer Tankstelle beobachtet er zunächst<br />
Bea (María Valverde) bei einem kleinen Ladendiebstahl.<br />
Nach einem sexuellen Intermezzo auf der Damentoilette<br />
muss er feststellen, dass sie nicht nur lange Beine,<br />
sondern auch lange Finger hat: Bea ist mit seinem Portemonnaie<br />
verschwunden. Auf der Verfolgung, verfährt er<br />
sich in bergigen Waldlandschaft. Kurz darauf wird sein Wagen<br />
von einer Bergkuppe aus beschossen, eine Kugel trifft<br />
ihn ins Bein. In Panik rast er tiefer in den Wald, überfährt in<br />
einer dramatischen Aktion den vermeintlichen Schützen<br />
und trifft auch Bea wieder, die ebenfalls beschossen wurde.<br />
Gemeinsam fliehen sie in den Wald. Nach einer Stunde<br />
Spieldauer wird enthüllt, wer <strong>als</strong> Sniper auf Menschenjagd<br />
ist, und nach einem der zynischsten Plot-Twists der jüngeren<br />
Filmgeschichte gibt es auch eine Erklärung für den<br />
Filmtitel. Dass nun die Weinsteins den US-Vertrieb dieses<br />
europäischen Thrillers übernommen haben, lässt vermuten,<br />
dass dem Regisseur fortan wohl viele Türen im amerikanischen<br />
(Independent-) Kino offen stehen.<br />
Cay Clasen<br />
King Of The Hill – El Rey De La Montaòa (E 2007; R: Gonzalo Lopez-<br />
Gallego; D: Leonardo Sbaraglia, María Valverde, Francisco Olmo; Kinowelt<br />
Home Entertainment)<br />
TRIBUTE:<br />
CLAUDE CHABROL<br />
Allein für die Mimik seiner blutleeren Provinz-Schnösel müsste Claude Chabrol einen Preis bekommen: Dafür, wie er Stéphane<br />
Audran, seiner Lieblingsrepräsentantin der Ära des eitlen und vollgefressenen Großbürgers mit schmutzigem Geheimnis,<br />
den wohl herablassendsten Gesichtsausdruck der Filmgeschichte entlockte. Claude Chabrol stand trotz großer<br />
filmhistorischer Bedeutung immer im Schatten seiner Nouvelle-Vague-Kollegen. Weder ging er so plakativ wie Godard<br />
noch so verspielt wie Truffaut zu Werke. Chabrols Stärken liegen woanders – etwa in seinem Sinn für mal subtilen,<br />
mal grotesk überzeichnenden Humor. In den 1960er- und 70er-Jahren gerieten Chabrols Gesellschaftskarikaturen<br />
am lustigsten und ekelhaftesten. In der nun bei Galileo Medien erscheinenden<br />
»Chabrol Classic Edition 2 (1967-1975)« sind fünf Filme dieser Phase enthalten: erstm<strong>als</strong><br />
auf DVD und besonders schön abgründig: »Vor Einbruch der Nacht«, »Der zehnte Tag«<br />
mit selten internationalem Ensemble – Michel Piccoli, Anthony Perkins und Orson Welles –<br />
und der Kleinstadt-Politik-Thriller »Blutige Hochzeit«. Dazu der Agentenkrimi »Die Straße von<br />
Korinth« mit Jean Seberg <strong>sowie</strong> Romy Schneiders einzige Chabrol-Appearance in dem Psycho-<br />
Thriller »Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen«. Die »Claude Chabrol Collection 3« von<br />
Concorde vereint die drei besten Krimis aus den 80er-Jahren, Chabrols zweiter großen, vom Sozialismus<br />
geprägten Phase. Mit der bösartigen Krimikomödie »Hühnchen in Essig« (endlich auf DVD),<br />
in der Jean Poiret <strong>als</strong> bösartiger Ermittler Lavardin und Stéphane Audran <strong>als</strong> herrschsüchtige Madame<br />
im Rollstuhl brillieren, gelang Chabrol das Comeback. In »Masken« treibt er seine Lieblingssujets,<br />
Heuchelei und Doppelleben, auf die Spitze: Als kleines Bonbon im Chabrol-Frühling,<br />
ebenfalls erstm<strong>als</strong> via Koch Media auf DVD: »Der Champagner-Mörder« (1966) mit Anthony<br />
Perkins <strong>als</strong> Playboy unter Mordverdacht und Audran <strong>als</strong> erpresserischer Cousine.<br />
Kristina Koch<br />
Serien<br />
Teenie-Serien folgen ja für gewöhnlich<br />
dem immer gleichen Schema und gehorchen<br />
auch sich stets wiederholenden<br />
Konstanten: Liebe, Liebe, Liebe, ein wenig<br />
Schul- und Elternstress. Bei »Veronica<br />
Mars« ist das auf den ersten Blick<br />
nicht anders. Doch schnell stellt sich heraus,<br />
dass es sich um eine Highschool-<br />
Serie der anderen Art handelt. Die Charaktere<br />
sind fein ausbalanciert – vorangetrieben<br />
werden ihre Schicksale durch<br />
einen recht spannenden Mystery-Plot.<br />
Die Hauptfigur ist in sich zerrissen, und<br />
nicht umsonst beginnt die Serie mit ihrer<br />
Entjungferung via Party-Vergewaltigung<br />
... kein leichter Stoff <strong>als</strong>o. Ähnlich<br />
interessant auch »Psych«, das im deutschen<br />
Fernsehen ja einen wesentlich exponierteren<br />
Sendeplatz erhalten hat <strong>als</strong><br />
Frau Mars. Hier wird versucht, dem Detektivgenre<br />
neues Leben einzuhauchen,<br />
auf gleichsam humoristische wie auch<br />
spannende Art und Weise. Beide Serien<br />
gibt es, der schnellen Verwertung sei<br />
Dank, nun bereits in Form einer DVD-Box<br />
zu erwerben. Außerdem: »Prison Break«<br />
zweite Staffel. »Deadwood«, Gesamtausgabe.<br />
»Sex In The City«, »Essential<br />
Edition«. »Fraggles«, leider nur die ersten<br />
zwölf Folgen. Die mittlerweile siebte<br />
Staffel der »Gilmore Girls« steht genauso<br />
an wie die fünfte »Dittsche«. Und<br />
wer die schönen Editionen der »Star<br />
Trek«-Classic-Serie vor ein paar Jahren<br />
verpasst hat, bekommt jetzt noch einmal<br />
die Gelegenheit, zuzuschlagen, leider ist<br />
Season #1 in zwei Boxen aufgeteilt.<br />
Sascha Seiler<br />
Weitere Reviews<br />
auf intro.de<br />
Persepolis (F 2007; R: Marjane Satrapi,<br />
Vincent Paronnaud; Prokino)<br />
Ostpunk – Too Much Future (D 2007;<br />
R: Carsten Fiebeler; D: Cornelia Schleime,<br />
Bernd Stracke; Good Movies)<br />
intro.de/gewinne<br />
Wir verlosen drei Exemplare von »30 Days<br />
Of Night« (Concorde Home Entertainment)<br />
plus Eastpack-Taschen.